Im Juli wurden in Deutschland 243.277 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von 18,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Zum fünften Mal in Folge gab es zweistellige Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr. Es kamen 37.366 neue Pkw mehr auf die Straße als vor einem Jahr. Verglichen mit den fünf Jahren vor den Krisen betrug das Minus im abgelaufenen Monat 16,2 Prozent. Kumuliert liegen die gesamten Neuzulassungen nun 13,6 Prozent über Vorjahr, aber noch deutlich (minus 21 Prozent) unter dem Mittel der fünf Vorkrisenjahre 2015 bis 2019. Die aktuelle Entwicklung ist weiterhin vom Abbau des hohen Auftragsbestands geprägt. Dieser baut sich zwar weiter ab, liegt aber noch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.
Gewerbliche Neuzulassungen sorgen für deutliches Plus
Zum fünften Mal in Folge sind die Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahr zweistellig angestiegen. Allerdings sorgen fast ausschließlich die gewerblichen Neuzulassungen für diese positive Dynamik. Der Anteil der privaten Zulassungen befindet sich weiterhin auf historisch niedrigem Niveau.
Die 14.345 Neuzulassungen von Plug-in-Hybride bedeuten einen Rückgang um 39,5 Prozent (minus 9.367 Neuzulassungen) gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Marktanteil halbierte sich im Vorjahresvergleich und betrug 5,9 Prozent, nach 5,7 Prozent im Mai. Im Dezember – einen Monat vor Auslaufen des Umweltbonus - hatte er das Rekordniveau von 22,9 Prozent erreicht. Seitdem lag der Marktanteil nie über sechs Prozent.
Die reinen E-Mobile kamen auf 48.682 Neuzulassungen, ein Plus von 68,9 Prozent (plus 19.867 Neuzulassungen) gegenüber Juli 2022. Der Marktanteil, der im Dezember den Rekordwert von 33,2 Prozent erreicht hatte, war im Januar auf 10,1 Prozent gefallen. In den vergangenen Monate konnten die Stromer ihre Marktanteile wieder kontinuierlich steigern. Der Juli brachte den bisherigen Jahreshöchststand von 20 Prozent. Dies sind sechs Punkte mehr als vor einem Jahr.
Die Plug-in-Hybride, deren Förderung komplett gestrichen wurde, werden es schwer haben, die alten Marktanteilswerte von deutlich über zehn Prozent wieder zu erreichen. Für die reinen E-Mobile läuft die Förderung für gewerbliche Kunden zum 1. September aus und für die privaten Kunden wird sie zum Jahreswechsel noch einmal reduziert. Dennoch ist hier auf Dauer mit einer positiven Marktanteilsentwicklung zu rechnen.
Die Neuzulassungen der Hybride ohne Stecker stiegen zwar um 46,6 Prozent, konnten aber die Marktanteilsentwicklung der vergangenen Monate nicht bestätigen. Der Marktanteil von 21,8 Prozent ist der niedrigste im laufenden Jahr. Reine Diesel-Pkw stiegen um unterdurchschnittliche 2,7 Prozent und erzielten mit 17,5 Prozent einen um 2,6 Prozentpunkte niedrigeren Marktanteil als im Vorjahr. Die reinen Benziner kamen auf ein Plus von 12,5 Prozent und erreichten einen Marktanteil von 34,3 Prozent.
Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) hat sich die Inlandsproduktion der deutschen Hersteller gegenüber dem Vorjahr zwar um 20 Prozent (kumuliert: plus 31 Prozent) erhöht, liegt aber nach sieben Monaten elf Prozent unter dem Wert von 2019. Der durch die niedrigen Neuzulassungen im Zuge der Pandemie und der Chipkrise stark erhöhte Auftragsbestand wird aktuell zwar abgebaut, ein vollständiger Abbau der überhöhten Auftragsbestände ist aber erst ab dem vierten Quartal zu erwarten.
Die Folgen des starken Anstiegs der Lebenshaltungskosten spiegeln sich in der aktuellen Neuzulassungsentwicklung noch nicht wider und werden auch – bezüglich der gesamten Neuzulassungen - in den kommenden zwei Monaten kaum Einfluss haben. Dabei ist die Situation von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. So kann sich bei einigen Baureihen bereits in nächster Zeit der Nachfragerückgang bemerkbar machen. Darüber hinaus muss – wenn der hohe Auftragsbestand insgesamt abgebaut sein wird – mit geringeren Neuzulassungen aufgrund der rückläufigen Nachfrage als in den Jahren vor dieser Krise gerechnet werden.
Einen Hinweis auf sinkende Nachfrage liefern die Auftragseingänge: Wie der VDA berichtet, sind die inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken im Juli um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Dabei lagen die Auftragseingänge im Vorjahr bereits mehr als 30 Prozent unter denen von Juli 2021. Die Auftragseingänge liegen seit April vergangenen Jahres ununterbrochen unter den entsprechenden Vorjahreswerten. Im bisherigen Jahresverlauf sind 25 Prozent weniger Aufträge eingegangen als im Vorjahreszeitraum.
Im November und Dezember vergangenen Jahres gab es sehr viele vorgezogene Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden und reinen E-Mobilen aufgrund der Änderungen beim Umweltbonus. Zum Ende dieses Jahres wird der Umweltbonus weiter reduziert und es wird sicher wieder vorgezogene Neuzulassungen geben. Diese werden aber deutlich geringer ausfallen als im vergangenen Jahr, da Plug-in-Hybride schon jetzt nicht mehr gefördert werden und ab September nur noch Privatpersonen Anträge für reine E-Mobile stellen können. Dadurch werden die Neuzulassungen zum Jahresende deutlich unter denen des Vorjahres liegen.
Daraus ergibt sich, dass sich die Neuzulassungen in der Summe der verbleibenden Monate schwächer entwickeln und unter denen des Vorjahres liegen werden. Dabei wird der Abbau des erhöhten Auftragsbestands die Neuzulassungen weiterhin etwas stützen. Danach werden dämpfende Effekte aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds, insbesondere der starken Reallohnrückgänge, die Neuzulassungen belasten. Hinzu kommt eine zunehmende Verunsicherung der Verbraucher über die künftigen Kosten aufgrund des Energiespargesetztes. Unter diesen Voraussetzungen erwartet die Automobilwoche für das laufende Jahr zirka 2,8 Millionen Neuzulassungen, ein Plus von 5,6 Prozent gegenüber vergangenem Jahr. Dies wären dann immer noch fast 19 Prozent weniger als im Mittel der fünf Vorkrisenjahre und – abgesehen von den Jahren 2021 und 2022 – die niedrigsten Neuzulassungen im wiedervereinigten Deutschland.
Allerdings ist nicht auszuschließen, dass einige Hersteller im letzten Quartal mit Marketingmaßnahmen auf die nachlassende Nachfrage reagieren. Dies könnte zu einem etwas höheren Jahresergebnis führen.
Die privaten Neuzulassungen verzeichneten im Juli mit plus 5,5 Prozent ein schlechteres Ergebnis als die gewerblichen Zulassungen, die um 24,9 Prozent zulegten. Seit Oktober vergangenen Jahres fällt die Entwicklung der privaten Zulassungen schwächer aus als die der gewerblichen Neuzulassungen. Der Anteil von 31,1 Prozent für die privaten Zulassungen liegt 3,7 Prozentpunkte unter Vorjahr. Es ist der niedrigste Privatkundenanteil in einem Juli, der jemals beobachtet wurde. Die gewerblichen Neuzulassungen profitieren von der besseren Verfügbarkeit und dem Nachholbedarf aus dem vergangenen Jahr. Nach sieben Monaten liegen sie fast 21 Prozent im Plus und sind maßgeblich für die positive Entwicklung des Gesamtmarktes verantwortlich. Die privaten Neuzulassungen erzielten im bisherigen Jahresverlauf lediglich ein Plus von einem Prozent.
Bei einem Gesamtmarktanstieg von 18,1 Prozent gab es bei den Top-15-Marken im Juli deutliche Unterschiede. Das deutlichste Plus mit fast 53,1 Prozent verzeichnete Renault auf Platz 13 des Herstellerrankings. Dacia (Platz 14) konnte im Juni noch ein Plus von über 40 Prozent verzeichnen, musste aber im Juli als einzige Top-15-Marke einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. Nach sieben Monaten liegt Dacia aber mit neun Prozent mehr Neuzulassungen relativ deutlich vor Renault.
Die ersten drei Plätze gingen im Juli an VW (plus 8,3 Prozent), Mercedes (plus 29,4 Prozent) und Audi mit einem Plus von 22,5 Prozent. Der Marktanteil von VW war mit 17,8 Prozent zwar für die Marke recht niedrig, dennoch ließen die Wolfsburger mehr als doppelt so viele neue Pkw zu wie die Nummer zwei, Mercedes. Auf den Plätzen vier und fünf folgten BMW und Skoda. Opel und Ford kamen hinter Seat auf die Plätze sieben und acht.
Aus dem Datencenter:
Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im Juli 2023
Neuzulassungen in einem Juli in Deutschland 2000 bis 2023
Entwicklung der inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken bis Juli 2023
Marktanteile der Top-15-Marken im Juli 2023 in Deutschland
Top 15 Markenentwicklung Juli 2023 Deutschland
Marktanteile von deutschen Premium- und Volumenmarken und Importeuren – Juli 2023 und Entwicklung
Monatliche Neuzulassungen und Marktanteile nach alternativen Antriebsarten in Deutschland Januar 2019 bis Juli 2023
Marktanteile nach Antriebsarten im Juli 2023
Marktanteilsveränderung nach Antriebsarten in Deutschland im Juli 2023
CO2-Ausstoß der Pkw-Neuzulassungen bis Juli 2023
Besitzumschreibungen in Deutschland in einem Juli der Jahre 2000 bis 2023