Im August wurden in Deutschland 273.417 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von 37,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Zum sechsten Mal in Folge gab es zweistellige Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr. Es kamen 74.234 neue Pkw mehr auf die Straße als vor einem Jahr. Verglichen mit den fünf Jahren vor den Krisen gab es im abgelaufenen Monat ein Plus von 7,8 Prozent. Kumuliert liegen die gesamten Neuzulassungen nun 16,5 Prozent über Vorjahr, aber noch deutlich (minus 18 Prozent) unter dem Mittel der fünf Vorkrisenjahre 2015 bis 2019.
Vorgezogene Zulassungen sorgen für deutliches Plus
Im August verzeichneten die Neuzulassungen das stärkste Wachstum im laufenden Jahr. Allerdings ist dies nicht nur eine normale Erholung, sondern sie wurde durch einen Sondereffekt massiv verstärkt. Davon profitierten ausschließlich gewerbliche E-Mobil-Zulassungen.
Die aktuelle Entwicklung ist weiterhin vom Abbau des hohen Auftragsbestands geprägt. Dieser baut sich zwar weiter ab, liegt aber weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt. Im August kam ein starker Sondereffekt hinzu: Ähnlich wie Ende vergangenen Jahres änderten sich die Bedingungen beim Umweltbonus. Ab 1. September sind nur noch Privatpersonen antragsberechtigt. Dadurch kam es zu einem explosionsartigen Anstieg der gewerblichen Anträge für reine E-Mobile beim BAFA und zu entsprechend hohen Neuzulassungen für die Stromer. Allerdings sind ein Großteil davon vorgezogene Neuzulassungen, die in den kommenden Monaten fehlen werden.
Die reinen E-Mobile kamen auf 86.649 Neuzulassungen, ein Plus von 170,7 Prozent (plus 54.643 Neuzulassungen) gegenüber August 2022. Der Marktanteil, der im Dezember den Rekordwert von 33,2 Prozent erreicht hatte, konnte zwar nicht wieder erreicht werden, aber mit 31,7 Prozent wurde das zweitbeste Ergebnis erzielt. Nach den ersten sieben Monaten dieses Jahres hatte der Marktanteil 16,4 Prozent betragen.
Die 14.552 Neuzulassungen von Plug-in-Hybride bedeuten einen Rückgang um 41,1 Prozent (minus 10.167 Neuzulassungen) gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Marktanteil fiel auf 5,3 Prozent, nach 5,9 Prozent im Juli. Im Dezember – einen Monat vor Auslaufen des Umweltbonus - hatte er das Rekordniveau von 22,9 Prozent erreicht. Seitdem lag der Marktanteil nie über sechs Prozent.
Die Plug-in-Hybride, deren Förderung komplett gestrichen wurde, werden es schwer haben, die alten Marktanteilswerte von deutlich über zehn Prozent wieder zu erreichen. Für die reinen E-Mobile ist die Förderung für gewerbliche Kunden zum 1. September ausgelaufen und für die privaten Kunden wird sie zum Jahreswechsel noch einmal reduziert. Dennoch ist – nach einer Delle in den kommenden Monaten - hier auf Dauer mit einer positiven Marktanteilsentwicklung zu rechnen.
Die Neuzulassungen der Hybride ohne Stecker stiegen zwar um 59 Prozent, konnten aber die Marktanteilsentwicklung der vergangenen Monate nicht bestätigen. Der Marktanteil von 20,4 Prozent ist der niedrigste im laufenden Jahr. Reine Diesel-Pkw stiegen um unterdurchschnittliche 9,2 Prozent und erzielten mit 14,5 Prozent einen um 3,7 Prozentpunkte niedrigeren Marktanteil als im Vorjahr. Die reinen Benziner kamen auf ein Plus von 8,9 Prozent und erreichten einen Marktanteil von 27,6 Prozent, 7,2 Punkte weniger als im Vorjahr. Damit machten die klassischen Verbrenner deutlich weniger als die Hälfte der Neuzulassungen aus.
Die Folgen des starken Anstiegs der Lebenshaltungskosten spiegeln sich in der aktuellen Neuzulassungsentwicklung noch nicht wider und werden auch – bezüglich der gesamten Neuzulassungen - in den kommenden Monaten nur wenig Einfluss haben. Die rückläufige Nachfrage wird durch den Abbau des erhöhten Auftragsbestands immer noch überdeckt. Dabei ist die Situation von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. So kann sich bei einigen Baureihen bereits in nächster Zeit der Nachfragerückgang bemerkbar machen. Darüber hinaus muss – wenn der hohe Auftragsbestand insgesamt abgebaut sein wird – mit geringeren Neuzulassungen aufgrund der rückläufigen Nachfrage als in den Jahren vor dieser Krise gerechnet werden.
Im November und Dezember vergangenen Jahres gab es sehr viele vorgezogene Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden und reinen E-Mobilen aufgrund der Änderungen beim Umweltbonus. Zum Ende dieses Jahres wird der Umweltbonus weiter reduziert und es wird sicher wieder vorgezogene Neuzulassungen geben. Diese werden aber deutlich geringer ausfallen als im vergangenen Jahr, da Plug-in-Hybride schon jetzt nicht mehr gefördert werden und ab diesem Monat nur noch Privatpersonen Anträge für reine E-Mobile stellen können. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres betrug der Anteil der privaten Anträge 44 Prozent, im August fiel er dann auf 15 Prozent.
Daraus ergibt sich, dass sich die Neuzulassungen in der Summe der verbleibenden Monate schwächer entwickeln und unter denen des Vorjahres liegen werden. Dabei wird der Abbau des erhöhten Auftragsbestands die Neuzulassungen weiterhin etwas stützen. Danach werden dämpfende Effekte aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds, insbesondere der starken Reallohnrückgänge, die Neuzulassungen belasten. Hinzu kommt eine zunehmende Verunsicherung der Verbraucher über die künftigen Kosten aufgrund des Energiespargesetztes. Unter diesen Voraussetzungen erwartet die Automobilwoche für das laufende Jahr zirka 2,8 Millionen Neuzulassungen, ein Plus von 5,6 Prozent gegenüber vergangenem Jahr. Dies wären dann immer noch fast 19 Prozent weniger als im Mittel der fünf Vorkrisenjahre und – abgesehen von den Jahren 2021 und 2022 – die niedrigsten Neuzulassungen im wiedervereinigten Deutschland.
Allerdings ist nicht auszuschließen, dass einige Hersteller im letzten Quartal mit Marketingmaßnahmen auf die nachlassende Nachfrage reagieren. Dies könnte zu einem etwas höheren Jahresergebnis führen.
Die privaten Neuzulassungen verzeichneten im August mit plus 13,5 Prozent ein schlechteres Ergebnis als die gewerblichen Zulassungen, die – auch wegen des Sondereffekts - um 51,2 Prozent zulegten. Seit Oktober vergangenen Jahres fällt die Entwicklung der privaten Zulassungen schwächer aus als die der gewerblichen Neuzulassungen. Der Anteil von 30,4 Prozent für die privaten Zulassungen liegt 6,4 Prozentpunkte unter Vorjahr. Es ist der niedrigste Privatkundenanteil in einem August, der jemals beobachtet wurde. Die gewerblichen Neuzulassungen profitieren auch ohne den Sondereffekt von der besseren Verfügbarkeit und dem Nachholbedarf aus dem vergangenen Jahr. Nach acht Monaten liegen sie 24,3 Prozent im Plus und sind maßgeblich für die positive Entwicklung des Gesamtmarktes verantwortlich. Die privaten Neuzulassungen erzielten im bisherigen Jahresverlauf lediglich ein Plus von 2,5 Prozent.
Bei einem Gesamtmarktanstieg von 37,3 Prozent gab es bei den Top-15-Marken im August zwar deutliche Unterschiede, aber alle Marken lagen im Plus. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Entwicklung auf Markenebene auch durch den Sondereffekt der vorgezogenen gewerblichen E-Mobil Zulassungen bestimmt wurde.
Das deutlichste Plus mit über 85 Prozent verzeichnete Seat auf Platz sieben des Herstellerrankings. Fiat (Platz elf) konnte im August ein Plus von knapp 71 Prozent verzeichnen und Renault lag fast 69 Prozent über Vorjahr.
Die ersten drei Plätze gingen im August an VW (plus 21,1 Prozent), Mercedes (plus 25,7 Prozent) und Audi mit einem Plus von 22,1 Prozent. Der Marktanteil von VW war mit 16,9 Prozent zwar der niedrigste im laufenden Jahr, dennoch ließen die Wolfsburger gut doppelt so viele neue Pkw zu als die Nummer zwei, Mercedes. Auf den Plätzen vier und fünf folgten BMW und Opel. Seat und Ford kamen hinter Skoda auf die Plätze sieben und acht.
Aus dem Datencenter:
Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im August 2023
Neuzulassungen in einem August in Deutschland 2000 bis 2023
Entwicklung der inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken bis August 2023
Marktanteile der Top-15-Marken im August 2023 in Deutschland
Top 15 Markenentwicklung August 2023 Deutschland
Marktanteile von deutschen Premium- und Volumenmarken und Importeuren – August 2023 und Entwicklung
Marktanteile nach Antriebsarten im August 2023
Marktanteilsveränderung nach Antriebsarten in Deutschland im August 2023
CO2-Ausstoß der Pkw-Neuzulassungen bis August 2023
Besitzumschreibungen in Deutschland in einem August der Jahre 2000 bis 2023