Das Triebwerk ist zwar vernünftig und der Verbrauch ist mit 5,7 Litern auf dem Papier so bescheiden, dass sich die Italiener mit dem 130 PS-Diesel noch ein wenig Zeit lassen können. Doch so richtig zum feurigen Image der Marke will der Vierzylinder nicht passen. Dafür sind nicht nur die Papierwerte mit 8,8 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h und 212 km/h Spitze zu bescheiden, sondern dafür fehlt dem Motor einfach die Leidenschaft. Selbst wenn man am typischen DNA-Schalter D wie dynamisch wählt und der 1,5 Liter-Motor etwas höher dreht, wirkt er trotzdem ein wenig verschlafen, lässt sich beim Beschleunigen zu viel Zeit und kommt zu früh außer Atem. Das passt vielleicht zum Segment, nicht aber zu den Erwartungen der Alfisti, die heißes Blut brauchen, damit das Herz im Takt bleibt. Und auch ein ziemlich knackiges Fahrwerk und eine angenehm direkte Lenkung können daran wenig ändern.
Die Lust auf Leidenschaft wollen die Alfa-Manager offenbar nicht ganz ignorieren und suchen einen zeitgemäßen Weg, diese Begierde zu bedienen und trotzdem nicht gar zu sehr über die Stränge zu schlagen. Wo sie bei Giulia und Stelvio auf einen hoffnungslos unvernünftigen und deshalb so heiß geliebten V6-BiTurbo mit 510 PS setzen, gibt’s für den kleinen, übrigens ebenfalls nach einem Alpenpass benannten Tonale zum Jahresende einen Plug-In-Hybriden. Der leistet in der Kombination aus einem 1,3-Liter-Benziner, einer fast 16 kWh großen Batterie und einer E-Maschine nicht nur 275 PS und kann bis zu 60 Kilometer elektrisch fahren. Sondern weil der Stromer an der Hinterachse montiert ist, gibt es dann auch Allradantrieb. Geladen wird der Akku mit bis zu 7,4 kW, so dass der Boxenstopp im besten Fall 2,5 Stunden dauert.
Zwar ist der Tonale die Fortführung des Italo-Westerns mit automobilen Mitteln, doch gibt es zwischen Leinwand und Straße einen entscheidenden Unterschied: Während im Kino mindestens einer eigentlich immer auf der Strecke bleibt, könnte Jeep Alfa Romeo mit dem Tonale sogar das Leben retten. Denn chronisch vernachlässigt, seit Jahren ohne Premiere und mittlerweile auf Giulia und Stelvio zusammengestrichen, ist die einst so glorreiche Marke nur noch ein Schatten ihrer selbst und wird nur noch von der unerschütterlichen Liebe ihrer leidgeprüften Fans am Leben gehalten. Mit dem kompakten SUV könnte sich das jetzt ändern. Das mag für echte Alfisti vielleicht ein bisschen zu zahm sein und zu vernünftig, spricht dafür aber endlich mal wieder eine größere Zielgruppe an und lockt damit vielleicht genügend Kunden in die Showrooms, damit das von Alfa selbst so viel beschworene "Cuore Sportivo" nicht vollends aus dem Takt gerät.
Aus dem Datencenter:
Daten zum neuen Autokonzern Stellantis 2021