ADAC drängt in den Kfz-Handel

Der ADAC will groß in die Fahrzeugvermittlung einsteigen und geht nun offiziell mit seiner Online-Plattform "Fahrzeugwelt" an den Start. Gemeinsam mit dem Leasinganbieter Mobility Concept will der ADAC ein markenübergreifendes Angebot aufbauen. Die Automobilwoche hatte zuerst über die Online-Plattform berichtet.

"Wir wollen zunächst unser Angebot etablieren. In zwei bis drei Jahren rechnen wir mit der Vermittlung einer nennenswerten fünfstelligen Zahl von Fahrzeugen", sagte Mahbod Asgari, Vorstandsmitglied der ADAC SE, bei einem Online-Pressegespräch.

Zum Start ist neben Skoda und Seat auch Opel und Kia auf der Plattform vertreten. "Wir würden gerne noch weitere Hersteller gewinnen, mit etwa einem halben Dutzend führen wir Gespräche", so Asgari.

Der Leasinganbieter Mobility Concept liefert nicht nur die Fahrzeuge, sondern schließt auch die Verträge mit den Kunden. Dabei will der ADAC Hersteller und Händler ins Boot holen. Der ADAC dient bei dem Geschäft als Vermittler und erhält dafür eine Pauschale pro Fahrzeug. Zur Höhe der Vergütung äußert sich der ADAC nicht.

Das Potenzial ist riesig. Deutschlands größter Automobilclub hat rund 21 Millionen Mitgliedern und deren Daten. Diese will das Unternehmen mit dem neuen Angebot ansprechen. Wer es nutzen will, muss Mitglied im Club sein.

Auf der Plattform können die Kunden ein Fahrzeug bestellen: Die Fahrzeuge sind vorproduziert, die Wahlmöglichkeiten sind begrenzt. Ein paar Klicks reichen, um einen Vertrag zu schließen. "Die Kunden haben die Wahl: Entweder sie unterzeichnen den Vertrag online oder sie drucken ihn aus und senden ihn uns unterschrieben zurück", sagt Asgari.

Einige Extras stehen den Kunden zur Wahl: So können sie sich für eine personenunabhängige Kfz-Versicherung, ein Wartungs- und Verschleißpaket und eine Haustürlieferung des Fahrzeugs entscheiden. Auf Wunsch wird auch die Kfz-Steuer abgeführt.

Ist eine Haustürlieferung nicht gewünscht, findet die Auslieferung über die teilnehmenden Händler statt. Diese erhalten vom Hersteller eine entsprechende Pauschale. Aus Händlerkreisen war zu hören, dass Opel den Vertriebspartner sechs Prozent gibt. Ursprünglich wollte der Rüsselsheimer Autobauer seine Händler wohl mit drei Prozent abspeisen, hat die Provision dann aber verdoppelt.

Interessenskonflikte sieht der ADAC dabei erwartungsgemäß nicht. "Die Plattform mit der Fahrzeugvermittlung ist in der ADAC SE angesiedelt, der Fahrzeugtest im Ressort Test & Technik des ADAC e.V.", stellt Asgari klar. Und ergänzt: "Die Kollegen haben keinen Einfluss auf das Angebot und wir haben keinen Einfluss auf die Autotests."

Für den ADAC ist dies ein neuer Versuch, im Kfz-Gewerbe eine wichtigere Rolle zu spielen. Vor einigen Jahren versuchte der ADAC es mit einer Werkstattkette, kam aber über das Pilotprojekt nicht hinaus. Damals waren Interessenkonflikte ein Vorwurf, dem sich der Club stellen musste.

"Wir sind keine Preisbrecher, sondern wollen über unsere Exklusivleistungen für ADAC Mitglieder punkten", kündigt Asgari an. Die Leistungen beinhalten die Überführung zum Händler mitsamt Zulassungsservice sowie eine faire Fahrzeugrückgabe auf Basis eines Dekra-Gutachtens und eines transparenten Schadenskataloges. Im Rahmen des Rückgabeschutzes bleiben dabei Schäden bis zu 300 Euro frei. Zudem haben die Kunden ein Sonderkündigungsrecht.

Das Angebot will der ADAC Schritt für Schritt weiter ausbauen: So könnte noch im laufenden Jahr ein Sharing-Angebot hinzukommen und im nächsten Jahr ein Abo-Angebot. Das Ziel laut Asgari: Car as a Service. "Wir wollen dabei alle Zeiträume abdecken – von zehn Minuten bis fünf Jahre."

Die ersten Erfahrungen mit dem Vermitteln von Fahrzeugen hat der ADAC bereits gesammelt. Eine "niedrige fünfstellige Zahl" an Elektroautos von Renault, Nissan und Kia hat er bereits an Club-Mitglieder vermittelt. Vor allem Renault schob damit seinen Zoe-Absatz an. Elektroautos haben in der Fahrzeugwelt noch keinen Platz gefunden, "da dies durch die staatliche Förderung einer anderen Abwicklung bedarf", so Asgari.

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