Es gab Zeiten, da waren die Mobilitätsdienste des Daimler-Konzerns fester Bestandteil der alljährlichen Bilanzpressekonferenz. Neue Städte des Carsharing-Dienstes Car2go etwa wurden gefeiert wie neue Modelle, Zukäufe auf dem Ride-Hailing-Markt regelmäßig stolz verkündet. In diesem Jahr dagegen schafften es Daimler-Chef Ola Källenius und sein Finanzvorstand Harald Wilhelm, das 2019 mit BMW gegründete Now-Joint-Venture für die Mobilitätsdienste nicht ein einziges Mal zu erwähnen.
Das liegt unter anderem daran, dass Free Now, Share Now und Co. nach wie vor Verluste einfahren. "Sie belasten, aber zunehmend weniger", sagte Finanzchef Harald Wilhelm auf Nachfrage der Automobilwoche in der Telefonkonferenz für Journalisten. Klares Ziel sei eine eigenständige Entwicklung und finanzielle Basis dieser Plattformen. "Sie können hilfreich sein für OEM, aber sie sind nicht abhängig von OEM", so Wilhelm. Nach wie vor sei man hier offen für Partnerschaften.
Vor allem die Sharing- und Taxidienste hatten im vergangenen Jahr unter der Corona-Pandemie zu leiden. Bis zu 20 Prozent ihrer Mietflotte musste die Now-Tochter zwischenzeitlich stilllegen. Geschäftsreisen und Touristenfahrten fielen weg, viele Menschen arbeiteten von Zuhause aus oder zogen für Fahrten ins Büro den eigenen Wagen vor. "Angesichts der schwierigen Situation haben sich die Teams toll durchgeschlagen", so Wilhelm. Genaue Zahlen weist das Unternehmen auch in seinem Geschäftsbericht nicht aus.
Klar ist aber, dass Konzernchef Ola Källenius die Rolle von Mercedes-Benz in der des Autobauers sieht statt der eines Mobilitätsdienstleisters. Nach dieser Devise wurde die Luxus-Strategie für die nächsten Jahre definiert. Beim Verkauf jeder S-Klasse Maybach nach China macht Daimler mutmaßlich einen annähernd sechsstelligen Gewinn. Dafür müssten sehr viele Kunden sehr oft mit den kleinen Miet-Smart durch Berlin oder Stuttgart düsen – ganz abgesehen von dem enormen Aufwand, den der Betrieb dieser Flotten verursacht.