Vor gut zwei Jahren feierte Volker Mornhinweg mit Journalisten die Vorpremiere der X-Klasse in einem Designstudio in Sindelfingen. Selten hat man einen Daimler-Manager mit solcher Begeisterung über ein Fahrzeug sprechen hören. Mit leuchtenden Augen öffnete er die Fahrertür, zeigte den Innenraum im Wildleder-Look und die Gebläseöffnungen in Turbinen-Optik.
Breit aufgestellte Radhäuser und scharfe Kanten machten aus dem Lastenesel ein verwegenes Auto nicht nur für das Gelände, sondern auch für die Stadt. Und hätte Mornhinweg das alleinige Sagen gehabt, dann wäre die mutige Studie wohl genau so auf die Straße gekommen.
Man spürte deutlich: Das Auto war neben aller wirtschaftlicher Kalkulationen eine Herzensangelegenheit für Volker Mornhinweg – vermutlich, weil es in der ganzen Modellvielfalt der Vans seinem Charakter am nächsten kam. Oft trat Mornhinweg in weißem Hemd, Jeans und spitzen Lederschuhen vor die Presse. Zu seinem Schnauzer und der schwäbischen Sprachfärbung hätte dann nur noch der passende Hut gefehlt, um ihn als süddeutschen Asphaltcowboy zu identifizieren. Auf diese Weise war er für Journalisten eine äußerst wohltuende Abwechslung zu den vielen glattgeschliffenen Managern aus dem Konzern.
Nach 39 Jahren im Konzern geht der Leiter der Van-Sparte nun mit 59 Jahren in den Ruhestand gegangen. Von einer ernsteren Krankheit ist die Rede, seit gut einem halben Jahr war Mornhinweg in der Öffentlichkeit nicht mehr zu sehen. Das Unternehmen sagt offiziell dazu nichts. Als Konzernchef Dieter Zetsche bei der Bilanzpressekonferenz im Februar auf die ungeklärte Personalsituation der Transporter-Sparte angesprochen wurde, antwortete er sinngemäß und etwas ausweichend, man wolle allen Mitarbeitern im Unternehmen über das Arbeitsverhältnis hinaus auch eine Heimstatt bieten. Eine Rückkehr schien da schon ausgeschlossen.