Im März 2017 wurden in Westeuropa nach vorläufigen Veröffentlichungen der jeweiligen nationalen Automobilverbände über 1,8 Millionen Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit wurden 167.000 Pkw mehr neu zugelassen als vor einem Jahr. Nie zuvor wurde in einem Monat die 1,8 Millionen-Grenze überschritten. Das erste Quartal schloss mit einem Plus von 7,4 Prozent ab. Die 3,93 Millionen Neuzulassungen sind das beste Ergebnis eines ersten Quartals seit zehn Jahren.
Der Gründe für die Rekordzulassungen im März liegen in der höheren Zahl an Arbeitstagen, den guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen inklusive weiterhin niedriger Zinsen und einem Sondereffekt in einem Land, das sich eigentlich in einer Krise befinden sollte.
Briten haben im März Steuern gespart
Den volumenmäßig stärksten Anteil an den gestiegenen Neuzulassungen hatte Großbritannien mit 562.337 Neuzulassungen, einem Plus von knapp 44.000 Neuzulassungen (plus 8,4 Prozent) gegenüber dem schon hohen Vorjahreswert. Mit diesem Rekordergebnis wurde der bisherige Höchstwert von 525.000 Neuzulassungen im August 1997 deutlich überschritten.
Der Grund für diesen Rekordwert liegt in der Änderung der hauptsächlich CO2-basierten Kfz-Steuer zum 1. April.Für die meisten Pkw, die ab diesem Datum neu zugelassen werden, fallen höhere Steuern an. So beträgt die Mehrbelastung für einen Ford Fiesta in den ersten vier Jahren insgesamt 540 Pfund, für eine Mercedes E-Klasse werden in Summe 970 Pfund zusätzlich fällig. Da die Steuerbefreiung für Elektro-Pkw abgeschafft wurde, fallen für den Tesla Model S in vier Jahren jetzt Abgaben in Höhe von 1.240 Pfund an. Allerdings sind nicht alle Modelle negativ betroffen: So bleibt die Steuerbelastung eines VW Tiguan nahezu gleich, die eines Ford Mustang sinkt sogar um 245 Pfund.
Diese Steueränderung wurde von den Herstellern mit massiven Marketingaktionen begleitet, sodass der Vorkaufeffekt deutlich höher ausfiel als die reine Verteuerung normalerweise hergegeben hätte. Allerdings werden diese vorgezogenen Käufe die Neuzulassungszahlen in den kommenden Monaten negativ beeinflussen.
Der Rest des Jahres wird in Großbritannien schwächer
Von den zehn Top-Marken hatte Nissan mit plus 30 Prozent die höchsten Zuwächse. Marktführer Ford kam auf plus 19 Prozent. Vauxhall hatte mit minus zehn Prozent die höchsten Rückgänge der führenden Marken.
VW konnte von dem boomenden Gesamtmarkt kaum profitieren und steigerte seine Zulassungen nur um zwei Prozent. Der daraus resultierende Marktanteil von sieben Prozent liegt deutlich unter den März-Werten der Vorjahre.Insgesamt schloss das erste Quartal in Großbritannien mit plus 6,2 Prozent sehr positiv ab. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Monaten umkehren: Die hohe Zahl an Vorkäufen aus dem März werden deutlich negative Einflüsse haben und die wirtschaftliche Situation wird sich aufgrund der Brexit-Diskussionen eintrüben. Für die dieses Jahr verbleibenden neun Monate wird ein Rückgang der Neuzulassungen um knapp acht Prozent erwartet. Für das Gesamtjahr 2017 geht die Automobilwoche von 2,59 Millionen Neuzulassungen aus, ein Rückgang um fast vier Prozent. Damit liegt die Nachfrage aber immer noch sechs Prozent über den durchschnittlichen Neuzulassungen der Vorkrisenjahre 2000 bis 2007.