Herr Werner, wie fällt Ihre Bilanz ein Jahr nach Übernahme der ESG Mobility aus?
Es gibt zwei Bereiche, in denen wir sofort Synergien gefunden haben. Zum einen betrifft das unseren gemeinsamen Auftritt bei der Zielgruppe. Vorher konnten Cognizant mit ihrem Automobilgeschäft und die ESG allein bestimmte Projekte aufgrund der Größe nicht übernehmen. Heute sprechen wir über Auftragsvolumina zwischen 50 und 250 Millionen Euro, die wir jederzeit abbilden können. Zudem bringen wir als Cognizant zusätzliche Offshore-Arbeitskräfte mit. Cognizant war vorher zu klein, um bei den verantwortlichen IngenieurInnen der deutschen Fahrzeugherstellern Gehör zu finden. Zusätzliche Synergien entstehen, wenn wir jetzt die ersten gemeinsamen Deals gewinnen und dann hochfahren.
Cognizant will wachsen. Wie viele neue Stellen wollen Sie schaffen?
Insgesamt 2000 in Deutschland und der Schweiz. Pro Markt 1000.
Wie viele davon entfallen auf ESG Mobility?
Wir unterscheiden gar nicht mehr so sehr zwischen ESG Mobility und Cognizant. Wir haben ja auch schon bei Cognizant immer ein Automobilgeschäft gehabt. Das ist nun stark angewachsen durch das, was wir durch die ESG Mobility an Bord geholt haben. Unter dem Brand Cognizant Mobility werden wir künftig unsere gesamten Automobilaktivitäten im DACH-Bereich, also Deutschland, Österreich und der Schweiz, bündeln.
Welche Ihrer Bereiche werden von den zusätzlichen Stellen profitieren?
Unter anderem die Bereiche Automobil, Life-Science und Versicherungen.
Wie viele der Stellen entfallen auf Automotive in Deutschland?
Rund 500.
Welche Qualifikationen interessieren Sie besonders?
Wir orientieren uns daran, wonach im Markt die größte Nachfrage besteht. Das ist vor allem der Bereich ADAS, also alles was die Vernetzung von Assistenzsysteme betrifft. Im Engineering-Markt entfallen fast 20 Prozent auf das Thema ADAS. Das ist einfach ein gigantischer Markt mit einer riesigen Nachfrage. In diesem Bereich wollen wir investieren und proaktiv Leute einstellen. Hinzu kommt, dass wir Offshore auf weitere MitarbeiterInnen zurückgreifen können. Das war in der Vergangenheit für die ESG Mobility nicht möglich. Zu den 500 MitarbeiterInnen in Deutschland kommt noch einmal die drei- oder vierfache Anzahl an Teammitgliedern in Indien oder Rumänien hinzu, die dort eingestellt werden, um gemeinsame Projekte zu bearbeiten. Neben ADAS konzentrieren wir uns auf das Thema Autosar. Das interessiert die gesamte Branche. Für diesen Bereich können wir gar nicht so viele Arbeitskräfte finden, wie wir Aufträge für sie hätten. Wir sind also vor allem an MitarbeiterInnen interessiert, die gute Kontakte zu bestimmten Kundengruppen haben. Neben Fahrzeugherstellern ist für uns auch der Bereich der Tier-1-Lieferanten spannend und ein Wachstumsbereich. Wir sind mit einigen der großen Zulieferer im Gespräch und stehen in Gesprächen für erste Akquisitionen.
Durch angebotene Services kommt dem Kontakt zum Endkunden mehr Bedeutung zu. Wie reagieren Sie darauf?
Beispielsweise mit unserem Tochterunternehmen Netcentric, das seine Stärken im Bereich digital experience hat. Netcentric entwickelt unter anderem Lösungen von On-Demand-Angeboten. Beispielsweise für Services, die über den Bildschirm im Fahrzeug abgebildet werden, wie der Suchvorgang für ein Restaurant. Wir sind auch Integrator für Adobe-Lösungen im Fahrzeug. Adobe ist einer der führenden Standard-Softwarehersteller im Marketingbereich. Das stößt bei den Kunden auf großes Interesse.
Das Interview führte Klaus-Dieter Flörecke.
Lesen Sie auch:
Deutschlands größte Entwicklungsdienstleister: Die Branche wächst wieder - und konsolidiert sich
Entwicklungsdienstleister: Wo die Engineeringbranche ihre Kompetenzen ausbaut
INTERVIEW – Jan Gupta, Präsident Akka & Modis: "Im Herzen ein Ingenieur bleiben"
Dazu aus dem Datencenter:
Die weltweit 25 umsatzstärksten Entwicklungsdienstleister 2020