Das vergangene Jahr war für den Ingolstädter Autobauer schwierig. Die Diesel-Krise ließ Audi-Chef Rupert Stadler keine Ruhe, Managementfehler in China führten zum Absatzeinbruch, das Verhältnis zwischen Vorstand und dem restlichen Mitarbeitern war zwischenzeitlich auf dem Tiefpunkt. Die Probleme sind noch nicht überwunden.
Audi hängt hinter BMW und Mercedes zurück
Audi läuft Gefahr, von der Konkurrenz abgehängt zu werden. Hinsichtlich des Gesamtabsatzes läuft es für die Ingolstädter schon lange nicht mehr rund. Zwar verzeichnete der Autobauer auch 2017 ein Absatzwachstum, das schaffte er aber gerade so. Unter dem Strich stand am Jahresende ein Plus von 0,6 Prozent. Das miserable China-Geschäft im ersten Halbjahr machte sich Ende Dezember deutlich bemerkbar: 1,1 Prozent betrug das Wachstum im Reich der Mitte. Zum Vergleich: Mercedes legte dort fast um 26 Prozent zu. Auch in Europa stagnierte der Absatz von Audi, während Mercedes um mehr als sechs Prozent zulegen konnte.
Bereits seit 2015 zieht die Konkurrenz aus Stuttgart und München den Ingolstädtern absatzmäßig davon. Während Mercedes im vergangenen Jahr 2,29 Millionen und BMW 2,09 Millionen Fahrzeuge verkaufen konnten, konnte Audi mit 1,88 Millionen Fahrzeugen die Zwei-Millionen-Marke noch nicht überschreiten.
Neubesetzung von vier Vorstandsressorts
Ein Grund dafür ist die Unruhe im Management und die Unzufriedenheit in der Belegschaft, die im Sommer 2017 ihren Höhepunkt erreichte. Im September 2017 mussten schließlich auch aufgrund des Drucks vom Betriebsrat vier Vorstände ihren Posten räumen. Gehen mussten Vertriebschef Dietmar Voggenreiter, Produktionsvorstand Hubert Waltl, Personalvorstand Thomas Sigi und Finanzchef Axel Strotbek. Zwar sind die Nachfolger allesamt vertraut mit dem VW-Konzern, dennoch befinden sie sich noch mitten in der Einarbeitung.
Besonders betroffen von den schwierigen vergangenen Jahren ist das Entwicklungsressort. Seit 2012 wurde der Posten des Chef-Entwicklers vier Mal umbesetzt. Seit Mai 2017 ist nun Peter Mertens im Amt. Sein Vorgänger Stefan Knirsch hatte ein halbes Jahr zuvor aufgrund der Dieselkrise seinen Hut nehmen müssen. So viel Unruhe lähmt – gerade in der Entwicklungsabteilung hat das weitreichende Folgen.
Schlecht laufende Modelle
Denn vielleicht auch deshalb hinkt der Erfolg einzelner Modelle dem eigenen Anspruch hinterher. Der A4, obwohl erst seit zwei Jahren auf dem Markt, läuft schlecht. Ein Minus von mehr als drei Prozent verzeichnete Audi in Deutschland für das eigentlich so wichtige Modell. Eine Folge: Das Werk in Ingolstadt ist zeitweise nicht ausgelastet, der Unmut in der Belegschaft darüber wächst. Audi-Chef Stadler zieht nun die Notbremse. So sollen laut einem Bericht des Handelsblatts 700 Millionen Euro in die Überarbeitung des A4 fließen. Geld, das Audi eigentlich dringend für andere Dinge bräuchte.
Sparzwang trotz Transformation
Audi muss sparen - und das mehr als andere Autobauer. Die Kosten der Dieselkrise und schwache Absatzzahlen drücken auf das Ergebnis. So sollen bis 2025 rund 10 Milliarden Euro eingespart werden. Dennoch ist der Bedarf an Investitionen, wie auch bei anderen Autobauern, hoch. Bis 2025 planen die Ingolstädter mehr als 20 voll- oder teilelektrifizierte Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Zwar teilt sich der Hersteller die Kosten dafür nun teilweise mit Konzernschwester Porsche, dennoch erfordert die Elektromobilität noch große finanzielle Anstrengungen. Mehr als 34 Milliarden Euro sollen im VW-Konzern innerhalb von vier Jahren in die Entwicklung von Elektroautos, autonomem Fahren und Mobilitätsdienste fließen.
Auch der Betriebsrat macht Druck: Betriebsratschef Peter Mosch fordert mehr Investitionen. "Wir dürfen uns nicht kaputtsparen", warnte er kürzlich in der Automobilwoche. Vor allem in die Umschulung und Weiterbildung der Mitarbeiter müsse investiert werden, um sie fit für die Zukunft zu machen.
Diesel-Krise als ständiger Begleiter
Nach dem turbulenten Jahr will Audi-Chef Rupert Stadler nun eigentlich Aufbruchsstimmung verbreiten, nach vorne blicken. Doch immer wieder zeigt sich: Die Diesel-Krise ist auch zwei Jahre nach Beginn noch nicht ausgestanden. Kaum hatte Stadler Ende 2017 den Angriffsplan 2025 vorgestellt, gab es wenige Woche später schon wieder den nächsten Rückschlag. Mitte Januar verpflichtete das Kraftfahrt Bundesamt Audi erneut zum Rückruf von 127.000 Fahrzeugen, weil die Behörde in V6 Dieseln unerlaubte Abschalteinrichtungen gefunden hatte.