Ranking: Beim Technologiewandel sind deutsche Autobauer nur Mittelmaß

Tesla, Rivian und chinesische E-Autohersteller liegen laut einem neuen Ranking weiterhin deutlich vor etablierten Automarken wie VW und Toyota, wenn es darum geht, sich zu einem Technologieunternehmen zu entwickeln.

Die Beratungsfirma Gartner hat zum zweiten Mal in diesem Jahr den "Digital Automaker Index" erstellt. Das Ranking, das 22 Automobilhersteller in neun Kategorien bewertet und auf 13.919 verschiedenen Datenpunkten basiert, zeigt den großen Rückstand, den die etablierten Hersteller aufholen müssen, um das digitale Know-how ihrer jüngeren Konkurrenten zu erreichen.

"Software sollte heute die höchste Priorität für einen Autohersteller haben“, sagt Gartner-Analyst Pedro Pacheco, einer der Schöpfer des Index, der Automobilwoche-Schwesterzeitung Automotive News Europe. "In diesem sich schnell entwickelnden und hart umkämpften Bereich gibt es keinen Raum für Selbstzufriedenheit.“

Obwohl alle Hersteller erkannt haben, dass sie Wege finden müssen, um mit Software Interesse und insbesondere Einnahmen zu generieren, zeigt der Index, dass die etablierten Marken im Vergleich zu Tesla, Rivian und Nio Schwierigkeiten haben, sich zu softwareorientierten Unternehmen zu wandeln.

2024 bleibt Tesla der Spitzenreiter des Index, verlor jedoch im Vergleich zu 2023 vier Prozentpunkte. „Tesla zeigt erste Schwächen im Bereich der Konnektivität, da sie noch kein 5G haben, sich noch nicht in die Satelliten-Konnektivität gewagt haben und die Benutzerbewertung ihrer App sich verschlechtert“, so Pacheco.

Tesla verlor zudem Punkte durch häufige Wechsel im Führungsteam. Im letzten Monat trat Sreela Venkataratnam, Teslas Vizepräsident für Finanzen und Geschäftsabläufe, zurück. Er war der vierte führende Angestellte, der innerhalb von fünf Monaten das Unternehmen verließ.

„Es ist nicht ganz klar, wie die Dinge an der Spitze laufen“, sagt Pacheco. „Tesla hat zwar immer noch viele Führungskräfte mit Expertise, aber es gab zuletzt viele Veränderungen. Es ist zu früh, um zu sagen, wie sich das für Tesla entwickeln wird.“

Positiv wurde jedoch hervorgehoben, dass Tesla bereits Einnahmen durch Over-the-Air-Software-Updates generiert.

Im neuen Ranking konnten chinesische und US-amerikanische E-Autohersteller den Abstand zu Tesla verringern. Nio, das den zweiten Platz belegt, verbesserte sich um zwei Prozent im Index. Xpeng aus China und der US-Hersteller Rivian legten um 13 Prozent zu.

Rivian verbesserte beispielsweise die Effizienz seines überarbeiteten R1T-Pick-ups und des R1S-Crossovers durch ein neues Computer-Netzwerk und eine neue zonale Elektronik-Architektur. Diese zonale Elektronik gilt laut dem Index als eine der fortschrittlichsten auf dem Markt, weshalb Rivian in dieser entscheidenden Kategorie gemeinsam mit Nio, Tesla und Xpeng den ersten Platz belegt.

Auch andere chinesische Hersteller wie Geely und BYD machten im letzten Jahr große Fortschritte. „Insgesamt ist die durchschnittliche Leistung der chinesischen Hersteller extrem gut“, sagt Pacheco.

Die deutschen Hersteller BMW, Mercedes und VW landeten mit großem Abstand im Mittelfeld des Rankings. BWM konnte vier Prozentpunkte hinzugewinnen und belegte Platz zehn. Mercedes legte ein Prozent zu und rangiert auf Rang elf. VW hingegen büßte von allen Herstellern mit großem Abstand die meisten Prozentpunkte ein: 18 Prozent weniger bedeuteten für VW Platz 13.

Jaguar Land Rover belegte wie im Vorjahr den letzten Platz im Index und erzielte fast denselben Punktestand. Der britische Autohersteller „muss sich in allen Bereichen verbessern“, so Pacheco. Dazu gehört die Verbesserung der technischen Kompetenz der Führungsebene, die Priorisierung von Fahrzeugsoftware, die Erhöhung der Gehälter für Software-Ingenieure, die Einführung einer modernen Fahrzeugarchitektur sowie Fortschritte im autonomen Fahren und bei der Elektrifizierung.

Toyota belegt den drittletzten Platz und verlor sieben Prozent im Vergleich zu 2023. Ein Grund dafür sei, dass der Leiter der Fahrzeugsoftware bei Toyota nicht mehr direkt an den CEO berichte. Dies sende ein falsches Signal hinsichtlich Toyotas Engagement für Software, so Pacheco.

Pacheco räumt ein, dass es für etablierte Hersteller lange dauern werde, sich zu einem Tech-Unternehmen zu transformieren. Er sieht die größten Schwächen der traditionellen Marken in der fehlenden Softwareorientierung ihrer Führung, Kultur und Talente.

Mehrere CEOs neuerer Marken kämen aus der Tech-Welt und lösten softwarebezogene Probleme sofort, wenn sie aufträten, erklärt Pacheco. CEOs, die ihre Karriere ausschließlich in der Automobilbranche verbracht hätten, würden technischen Problemen oft weniger Bedeutung beimessen.

Hinzu komme, dass der Software-Bereich bei vielen traditionellen Marken von Personen geleitet werde, die nicht im Vorstand säßen oder nicht an den CEO berichteten. Dies führe zu einer anderen Herangehensweise an Software.

Um diese Entwicklung umzukehren, müssten die Führungskräfte etablierter Hersteller „Software an die erste Stelle setzen“, so Pacheco. Das bedeute, dass die Führungsebene Technologie priorisieren und eine Kultur schaffen müsse, die Software betone.

Außerdem müsse sichergestellt werden, dass das Unternehmen erstklassige Technologie-Talente anziehe und halte. Viele traditionelle Hersteller zahlten ihren besten Software-Ingenieuren nicht so hohe Gehälter wie Tech-Unternehmen, weshalb diese abwanderten.

Darüber hinaus bleibe der Kulturwandel eines Unternehmens "extrem schwierig“, sagt Pacheco. "Die neuen Marktteilnehmer denken von Anfang an eher wie ein Softwareunternehmen, während die traditionellen Autohersteller das nicht tun. Es braucht also eine tiefgreifende Veränderung der Unternehmenskultur, die von oben beginnen muss."

Veränderungen auf Vorstandsebene einzuführen, sei besonders schwierig, da viele Führungskräfte aus der traditionellen Automobilwelt stammten. Der Vorstand wolle zudem Aktionäre zufriedenstellen, die kurzfristige Gewinne erwarteten, was es dem CEO erschwere, größere Veränderungen in Bezug auf Software umzusetzen, so Pacheco.

Geografisch gesehen zeigt der Index, dass US-Hersteller im Rennen um die Software-Vorherrschaft leicht vor den chinesischen Herstellern liegen. „Es ist gut zu sehen, wo die Stärke im Bereich der Fahrzeugsoftware liegt“, so Pacheco. „Das ist eindeutig die USA, aber China ist ein starker Herausforderer.“ Europa ist weit abgeschlagen Dritter, dicht gefolgt von Südkorea. Die Leistung Japans hat sich verschlechtert.

Der "Digital Automaker Index" wurde von der Beratungsfirma Gartner erstellt, um Autohersteller in neun softwarezentrierten Bereichen zu bewerten. Die Ergebnisse werden tabellarisch ausgewertet, um ein Gesamtranking zu erstellen, das in diesem Jahr 22 Hersteller umfasst.

Zu den Kategorien gehören Kultur und Führung, Talent, Architekturen, vernetzte Fahrzeuge, autonomes Fahren, Elektrifizierung, intelligentes Cockpit und Online-Verkaufspotenzial. Das Hauptziel des Index ist es, festzustellen, welche Marken am besten in der Lage sind, ihre Softwarekapazitäten zu monetarisieren.

Dieser Artikel ist zuerst bei der Automobilwoche-Schwester Automotive News Europe erschienen. Er wurde von KI übersetzt und von einem Redakteur der Automobilwoche bearbeitet.