Generative KI in der Autoindustrie: "Neues Zeitalter der Mensch-Maschine-Interaktion"

Generative Künstliche Intelligenz (KI) ist bei Unternehmen branchenübergreifend auf dem Vormarsch und verändert Abläufe und Geschäftsmodelle. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Analysten des Capgemini Research Institute: "Harnessing the value of generative AI 2nd edition: Use cases across sectors".

Der Begriff Generative KI ist eine künstiliche Intelligenz, die Inhalte schaffen kann, beispielsweise Texte, Bilder, Computer-Code. Die bekannteste Anwendung ist ChatGPT. Insgesamt ist Generative KI auf dem Vormarsch, wie eine Untersuchung herausfand.

Das Capgemini Research Institute hat für die Untersuchung 1100 Führungskräfte in Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über einer Milliarde US-Dollar befragt.

Die Firmen stammen aus insgesamt 14 Ländern – darunter Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Japan, Kanada, Norwegen, Schweden, Singapur und die USA – und sind in elf Branchen tätig. Fast alle (96 Prozent) dieser Unternehmen beschäftigen sich bereits damit, wie sie generative KI einsetzen können.

69 Prozent der Unternehmen in der Automobilindustrie gaben dabei an, dass sich mithilfe generativer KI Umsatz und Innovationskraft steigern lassen. Eine Zunahme um neun Prozentpunkte innerhalb eines Jahres.

Christian Hummel, Leiter des Automobilbereichs bei Capgemini Invent erklärte dazu: "Die Studie zeigt, dass generative KI auch in der Automobilindustrie zunehmend Einzug hält. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in dieser Branche erwarten Umsatzsteigerungen und Innovationsschübe durch Gen AI – noch einmal eine deutliche Zunahme zum letzten Jahr."

Er ist davon überzeugt: "Wir erleben derzeit den Beginn eines neuen Zeitalters der Mensch-Maschine-Interaktion, das Arbeitsweisen in der Automobilindustrie noch einmal deutlich verändern wird."

Unternehmen, die schon früh auf die Technologie gesetzt haben, verzeichnen bereits Erfolge, so ein weiteres Studienergebnis. In der Automobilindustrie konnten Unternehmen die Kundenbindung und -zufriedenheit in Bereichen, in denen generative KI bereits eingesetzt wurde, innerhalb nur eines Jahres um durchschnittlich 5,4 Prozent steigern.

International führt fast ein Viertel der Unternehmen die Technologie derzeit an einigen oder den meisten Standorten beziehungsweise Abteilungen ein – ein Anstieg gegenüber sechs Prozent im Jahr 2023. In Deutschland stieg der Wert von drei Prozent im Jahr 2023 auf 16 Prozent heute.

In der Automobilindustrie gaben sogar 26 Prozent der Unternehmen an, dass sie generative KI an einigen oder den meisten Standorten beziehungsweise Abteilungen einführen. Das bedeutet einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Jahr 2023, als dies nur bei vier Prozent der Branchenvertreter der Fall war.

Aufgrund der disruptiven KI-Entwicklungen wird generative KI nicht mehr nur unterstützen, sondern zunehmend auch komplexe Aufgaben teilweise autonom übernehmen, so die Einschätzung der Analysten. Das ermögliche es Unternehmen, Geschäftsabläufe effizienter zu gestalten und Datenmehrwert aus den KI-Investitionen zu schöpfen.

Dieses Wertschöpfungspotenzial habe zur Entstehung von Multiagentensystemen (mehrere autonome Einheiten, d. Red.) beigetragen, einer sich schnell entwickelnden Technologie "mit hohem Innovationspotenzial", so die Einschätzung der Analysten.

Laut Studie genießen KI-Agenten großes Vertrauen, wenn es um die Ausführung bestimmter Aufgaben geht – beispielsweise beim Verfassen geschäftlicher E-Mails, dem Schreiben von Codes oder der Datenanalyse. 88 Prozent der Unternehmen in der Automobilindustrie gaben an, in den nächsten ein bis drei Jahren KI-Agenten einführen zu wollen.

Allerdings sind sich Führungskräfte laut der Untersuchung bewusst, dass bei der Entwicklung und dem Einsatz von KI bestehendes Vertrauen erhalten und ethische Transparenz gewahrt werden müssen.

Der stark gestiegene Einsatz generativer KI in den vergangenen zwölf Monaten beschränkt sich laut Analyse nicht auf bestimmte Geschäftsbereiche. Einerseits, da mittlerweile nicht nur Experten die Technologie verwenden können, und andererseits, da zunehmend die Konsumenten intelligente Produkte und Dienstleistungen einfordern.

Fast alle Unternehmen (97 Prozent) erlauben industrieübergreifend ihren Mitarbeitern den Einsatz von generativer KI zumindest teilweise. In Deutschland erlauben 90 Prozent die Nutzung von generativer KI mindestens teilweise. Zum Vergleich: In der Automobilbranche erlauben 93 Prozent die Verwendung von öffentlich verfügbaren Gen-AI-Technologien am Arbeitsplatz.

Für die Verwendung generativer KI haben international 54 Prozent der Unternehmen spezielle Richtlinien für ihre Mitarbeiter erlassen (Automobilbranche: 45 Prozent).

Angesichts der schnell zunehmenden Verbreitung von generativer KI wird in der Analyse darauf verwiesen, dass Unternehmen verantwortungsbewusst und transparent vorgehen sollten.

Entscheidungen von Multiagentensystemen müssen anhand klarer Leitlinien validiert werden können, um Transparenz und nachvollziehbare Verantwortlichkeiten sicherzustellen. So ließen sich die Risiken für Unternehmen mindern, die künftig durch die Nutzung öffentlich verfügbarer Technologien entstehen können.