Bisher waren die letzten Plätze fest in der Hand von Marken wie Dacia, Renault oder Ford. Doch seit zwei Jahren gibt es im TÜV-Report ein neues Schlusslicht: Tesla. Zuletzt fielen 14,2 Prozent aller Model 3 nach zwei bis drei Jahren wegen „erheblicher Mängel“ durch die Hauptuntersuchung (HU). Bei fünfjährigen Autos ist die US-Marke ebenfalls Letzter. Doch auch andere E-Autos schneiden schlecht ab: Vom Renault Zoe schafft fast jedes zehnte Auto die erste HU nicht.
Tesla und Co.: Warum viele E-Autos im TÜV-Report durchfallen
Elektroautos schneiden nicht per se schlecht im TÜV-Report ab. Doch viele leiden unter Kinderkrankheiten und dem Druck zu preisgünstigen Modellen.
Es sind immer wieder dieselben Schwachstellen, die Stromer scheitern lassen. „E-Autos haben überdurchschnittlich häufig Probleme mit der Achsaufhängung und der Bremsanlage“, sagt Jürgen Wolz, Mitglied der Geschäftsleitung von TÜV Süd Auto Service. Die Achsaufhängung sei häufig nicht auf Gewicht und fahrdynamische Beanspruchung eines E-Autos ausgelegt. Die Bremsen wiederum leiden darunter, dass Fahrer von E-Autos häufig rekuperieren statt zu bremsen. Dadurch werden die Bremsen zu selten beansprucht und korrodieren.
Eine Analyse des Prüfdiensts GTÜ ergab 2023, dass bei E-Autos rund 44 Prozent der erheblichen Mängel in den Bereich Achsen, Räder, Reifen und Aufhängung fallen. Bei Verbrennern waren es nur rund 17 Prozent.
ÜBER DEN TÜV-REPORT
Für die aktuelle Ausgabe des TÜV-Reports wurden 10,2 Millionen Hauptuntersuchungen von 228 Fahrzeugmodellen ausgewertet. In den Report aufgenommen wird ein Modell nur, wenn die Zahl der HUs groß genug für statistisch signifikante Aussagen ist.
Doch E-Autos schneiden nicht per se schlecht ab. Einige liegen sogar in der Spitzengruppe. Der VW E- Golf etwa liegt bei zwei- bis dreijährigen Autos mit einer Mängelquote von nur 3,4 Prozent auf Platz neun des Gesamtrankings. Hyundais Kona Elektro folgt mit vier Prozent und Platz 15 knapp dahinter.
Auffällig: Beide basieren auf einer Plattform, die auch für Verbrenner ausgelegt ist. „Man merkt, dass die etablierten Hersteller jahrzehntelange Erfahrung im Fahrzeugbau haben. Viele Probleme, mit denen junge Marken kämpfen, haben sie besser im Griff “, sagt Wolz. Das zeige sich einerseits an Punkten wie Spaltmaßen oder Verarbeitungsqualität im Innenraum, andererseits an der Auslegung von Bauteilen wie eben der Achsaufhängung.
Hinzu kommt aus Sicht des TÜV-Experten, dass die Fahrzeugkonstruktion häufig nicht die oberste Priorität hat. „Junge Marken wie Tesla oder die chinesischen Hersteller haben ihre Autos oft um ihre Software herum konstruiert.“ Das habe Vorteile, etwa im Hinblick auf die Konnektivität, gehe aber häufig mit geringerem Fokus auf die Fahrzeugkonstruktion einher. Auch Preisdruck dürfte eine Rolle spielen.
Nach Zahlen der Deutschen Automobil Treuhand erachten 83 Prozent der Verbraucher E-Autos als zu teuer in der Anschaffung. Das zwingt die OEMs zu Kompromissen. „Der Markt verlangt günstige E-Autos. So mancher kompensiert deshalb die teure Batterie mit günstigeren Teilen in anderen Bereichen. Auch das ist ein Grund dafür, dass manche Modelle deutlich anfälliger sind als andere“, so Wolz. Vor allem Tesla tut sich hier hervor. Die Autos hätten oft eine mangelhafte Qualität, sagte Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei Vorstellung des Reports.
Der Kompromiss zwischen Qualität und Preis ist nicht neu. Marken wie Dacia schneiden seit Jahren schlechter ab als Marken wie Audi. „Wer einen Neuwagen für 20.000 Euro kauft, kann nicht dieselbe Qualität erwarten wie bei einem Neuwagen für 40.000 Euro“, betont Wolz. Das spiegelt der TÜV-Report. Hinten liegen mit Ausnahme von Tesla vor allem günstige Modelle.
Gerade die Probleme mit der Achsaufhängung und den Bremsen dürften sich jedoch bessern, prognostiziert Wolz. „Die Industrie lernt schnell aus ihren Fehlern bei den ersten E-Modellen.“ Neue Modelle seien zum Teil anders konstruiert. VW etwa ist dazu übergegangen, beim ID.3 an der Hinterachse Trommelbremsen zu verbauen.
Auf eine Lernkurve hofft Wolz auch beim Service. „Das schlechte Abschneiden von Tesla im TÜV-Report liegt auch am Verzicht auf Serviceinter-valle.“ Dadurch blieben viele Wartungsmängel unentdeckt, etwa falsch eingestellte Scheinwerfer oder schlechte Bremsen. Kleinere Mängel könnten sich zudem mit der Zeit verschlimmern, wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt und behoben werden. „Ausgeschlagene Gelenke können zum Beispiel benachbarte Teile in Mitleidenschaft ziehen“, so Wolz.
Grundsätzlich gilt aber: „Elektrofahrzeuge sind technisch weder sicherer noch unsicherer als Fahrzeuge mit Verbrenner“, sagt Bühler. Insbesondere mit der Batterie sind Experten zufrieden. „Die Qualität von Batterien in E-Autos ist insgesamt hoch. Wir sind überrascht, wie gut die Batterien in unseren Tests noch sind und wie lange sie halten“, sagte Christoph Nolte, Executive Vice President der Prüforganisation Dekra, schon 2024.
Dennoch wollen Prüfdienste mehr Testmöglichkeiten. Bisher müssen sich Prüfer vor allem auf die Eigendiagnose der Autos verlassen. Wolz: „Wir brauchen dringend eine Erweiterung der Prüfvorgaben für E-Autos.“