Neue elektrische SUVs: Toyotas dreifacher Wumms

Im Vergleich zu anderen Herstellern hat Toyota bislang  zu zaghaft rein batterie-elektrische Modelle in Europa auf den Markt gebracht. Doch in diesem Jahr wird sich das gründlich ändern. 

In Brüssel präsentierte der Hersteller jetzt gleich drei rein elektrische SUVs. Die größten Hoffnungen setzt Toyota dabei auf die elektrische Version des bisherigen Verbrenner- und Hybrid-Bestsellers C-HR, die nun C-HR+ genannt wird

Zusätzlich stellte Toyota die Serienversion des neuen elektrischen Kleinwagens Urban Cruiser vor, der beinahe schon ein Kompaktwagen ist und oberhalb des Yaris Cross Hybrid angesiedelt ist. Dritter im Bunde des neuen Trios ist eine deutlich aufgefrischte Version des bislang einzigen reinen BEVs im europäischen Toyota-Angebot, dem bZ4X. Er wartet mit mehr Reichweite und kürzeren Ladezeiten auf als sein Vorgänger.

Schließlich präsentierte Toyota auch ein Konzeptfahrzeug aus dem Micro-Elektro-Bereich. Der FT-Me ist ein nur 2,5 Meter kurzer Zweisitzer mit einem integrierten Solardach, das bei Sonnenschein und Parken im Freien eine Reichweite von 20 bis 30 Kilometern bieten soll. 

"Das Solardach ist kein Gag, sondern kann für Flottenkunden sehr interessant sein. Durch das Aufladen während des Parkens kann sich der Betreiber ein aufwändiges Lade-Management und feste Ladestationen sparen", sagt Stijn Peeters, Head of Mobility bei Toyota Europe.

Großes Gewicht habe Toyota bei der Entwicklung auf leicht und kostengünstig reparierbare Komponenten gelegt. Das spiele auch einer günstigen Versicherung in die Hände. Für junge Zielgruppen plant Toyota, das Exterieur frei gestaltbar zu machen. "Wir überlegen derzeit, wie man das Außendesign möglichst einfach wechseln kann", so Peeters.

In einigen Ländern wäre der FT-Me führerscheinfrei ab 14 Jahren, dies hängt aber von der noch nicht festgelegten Klassifizierung der Fahrzeugkategorie ab.  Die entscheidende Frage nach dem Preis ließ Toyota vorerst unbeantwortet. "Uns ist klar, dass 15.000 Euro sicher zu viel wären", sagte Mobility-Chef Peeters dazu.

"Wir denken, dass die drei elektrischen SUVs sehr unterschiedliche Kunden überzeugen", sagte Europas Marketing- und Produktstrategie-Chef Andrea Carlucci der Automobilwoche.

Er erwartet, dass der C-HR2+ das größte Potenzial hat und aufgrund seiner kompakten Größe und Vielseitigkeit das breiteste Kundenspektrum abdeckt. Design-affine Kunden würden dagegen eher zum neuen bZ4X greifen.

Der neue Toyota C-HR+ basiert auf einem Konzeptfahrzeug namens Compact SUV, das Toyota schon 2022 vorgestellt hatte. Es soll nun im wichtigsten Segment in Europa, dem C-SUV-Segment, angemessene Marktanteile für Toyota erobern.

Der elektrische Antrieb des C-HR+ ist identisch mit dem Antrieb des aktualisierten bZ4X. Das bedeutet vor allem die Wahl zwischen zwei Batterien mit 57,7 oder 77 kWh Kapazität. Ebenso ist das Motorenangebot beider Modelle identisch: Die E-Motoren bieten entweder 167, 224 oder bis zu 343 PS. 

Die Reichweite gibt Toyota mit bis zu 600 Kilometern an. Trotz des identischen Antriebsstranges sieht Toyota bei beiden Modellen deutliche Unterschiede in der Zielgruppe. Beim 4,52 Meter langen C-HR+ soll der optionale Allradantrieb entsprechende Kundengruppen überzeugen. Angeboten wird das neue Modell noch in diesem Jahr in einigen Märkten Europas, 2026 sollen weitere Märkte folgen.

Der neue bZ4X soll das bislang einzige BEV-Modell Toyotas in Europa aus dem Dornröschenschlaf wecken. Bislang klagte der Handel vor allem über eine vergleichsweise knappe Reichweite und nicht mehr wettbewerbsfähige Ladeleistungen.

Interessant für manche Kunden könnte die Top-Ausführung mit 343 PS sein, denn diese Version kann laut Toyota eine für E-Autos beachtliche Anhängelast von 1500 Kilogramm ziehen. Die Version mit kleiner Batterie hat wie beim C-HR+ nur Frontantrieb. Die maximale Reichweite gibt Toyota nun bei der Version mit großer Batterie mit 573 Kilometern an.

Deutlich verbessert wurde die Ladeleistung. Das Bordladegerät bietet bis zu  22 kW, an DC-Ladestationen können bis zu 150 kW durch die Kabel fließen.

Das kleinste neue Elektro-SUV ist der Urban Cruiser. Der Kompaktwagen ist mit kleineren Batterien ausgestattet, die zum einen den Preis drücken, zum anderen auch das Gewicht.

Zur Wahl stehen Batteriepacks mit 49 oder 61 kWh Kapazität. Die Version mit der größeren Batterie kommt laut Toyota auf eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern (Frontantrieb) oder 350 Kilometern (Allradantrieb). Die kleinere Batterie soll noch für rund 300 Kilometer gut sein.

Die elektrischen Motoren sind mit 144, 174 oder 184 PS orderbar, wobei nur die Versionen mit der größeren Batterie im Bunde eine Allrad-Option eröffnen. Bei den Versionen mit Allrad-Antrieb erhält die Hinterachse zusätzlich zum Frontantrieb einen Motor mit 48 kW.

Der Marktstart für den Urban Cruiser ist für die zweite Jahreshälfte vorgesehen. Für alle drei neuen Elektro-SUVs sichert Toyota eine garantierte Mindest-Batterie-Kapazität von 70 Prozent zu nach Ablauf von zehn Jahren oder eine Million gefahrenen Kilometern.