Für seine Luxusstrategie hat Mercedes-Chef Ola Källenius zuletzt viel Kritik einstecken müssen. Der neue CLA soll bezahlbar sein und trotzdem viel bieten.
Viel ist noch nicht zu erkennen. Klar ist aber: Der neue CLA behält die coupéhafte Linie des Vorgängers bei. Unter dem Blech ändert sich dafür fast alles.
Absatzflaute, Gewinneinbrüche, drohende CO2-Strafen, Rückschläge in China, Unsicherheiten in den USA und die unklare Zukunft der Elektromobilität – Mercedes-Chef Ola Källenius hat derzeit wenig Anlass zur Freude.
Doch heute wirkt er gelöst. Anders als bei den üblichen "gute Miene zum bösen Spiel"-Auftritten, scheint sein Lächeln diesmal aufrichtig.
Der Grund: Källenius ist heute zwei Stunden und ein großes Funkloch von Sindelfingen entfernt – und sitzt am Steuer eines neuen Modells auf dem Testgelände in Immendingen.
"Willkommen im nächsten CLA", sagt er und lädt ein halbes Jahr vor der Weltpremiere zur Probefahrt im Prototypen der vielleicht wichtigsten Mercedes-Neuheit des Jahrzehnts.
Nachdem Mercedes den Einstieg in die Elektromobilität mit dem EQC holprig begann und auch mit den kompakten EQ-Modellen sowie der elektrischen Oberklasse EQS nicht wie gewünscht mithalten konnte, will das Unternehmen den Rückstand auf Tesla und andere Konkurrenten aufholen – und setzt dabei auf den neuen CLA.
"Das wird das beste Modell in seiner Klasse", beschreibt der Konzernchef das knapp 4,80 Meter lange Coupé.
Der neue CLA soll mit einer Reichweite von rund 750 Kilometern, einem Verbrauch von 12 kWh/100 km und dank 800-Volt-Technik einer Ladeleistung von 400 Kilometern in 15 Minuten überzeugen. "Mindestens", fügt Källenius hinzu und betont die Ambitionen hinter diesem Modell.
Axel Heix, der Chefingenieur, und sein Team haben mit akribischem Eifer an Gewicht, Luftwiderstand und Energieeffizienz gearbeitet.
Besonders hervorzuheben ist der neue Baukasten MMA (Mercedes Modular Architecture), der zur Grundlage für die elektrische Zukunft des Konzerns werden soll.
"Eigene Batterien, eigene Motoren, eigene Elektronik – und keine Kompromisse mehr für Verbrennungsmotoren", erklärt Heix.
Im neuen CLA gibt es daher erstmals auch einen Frunk und bessere Platzverhältnisse im Fond: Während die aktuelle Generation für größere Passagiere unkomfortabel ist, können nun auch Erwachsene ordentlich sitzen – zumindest, wenn sie durch die engen Türen gestiegen sind.
Der CLA ist jedoch nur der Anfang. Die neue Modellfamilie wird neben dem CLA auch einen elektrischen GLA und GLB umfassen. Als Highlight plant Mercedes erstmals einen elektrischen CLA Shooting Brake.
Der CLA steht für Effizienz und zugleich für Fahrspaß. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke in Immendingen demonstriert Källenius, dass die Zeiten freiwilliger Geschwindigkeitsbeschränkungen auf 160 km/h bald vorbei sein werden.
Die Standardversion wird mit Heckantrieb ausgestattet sein, und die AMG-Variante erhält Allradantrieb – ein Novum für diese Klasse.
Der neue CLA repräsentiert auch eine Neudefinition des Einstiegsmodells bei Mercedes. Nach viel Kritik an der zunehmenden Luxusorientierung des Konzerns soll dieses Modell nun bezahlbaren Luxus bieten und jüngere Zielgruppen ansprechen.
Wie das auf der IAA 2023 gezeigte Showcar bekommt der Serien-CLA einen Bildschirm über die gesamte Fahrzeugbreite.
Wie in der Konzeptstudie Vision CLA wird es einen Bildschirm über die gesamte Fahrzeugbreite geben, der mit einem fortschrittlichen Infotainmentsystem, Google-Navigation und ChatGPT-Integration ausgestattet ist.
Auch die automatisierten Fahrfunktionen erreichen ein neues Level: Im Stadtverkehr kann das Fahrzeug selbstständig bis zur Zieladresse fahren.
Dazu kommt eine hochwertige Innenausstattung, die sich von der eher einfachen Gestaltung der aktuellen Kompaktmodelle deutlich abhebt.
Trotz dieser Verbesserungen soll der CLA weiterhin erschwinglich bleiben. Källenius gibt zwar zu, dass Mercedes nicht mit Tesla über den Preis konkurrieren kann.
Er will auch gar keine Rabatte geben, die den Gebrauchtwagenwert beeinträchtigen würden. Dennoch soll das Modell preislich nicht aus dem Segment herausfallen. Mercedes peilt einen Preis in der unteren Hälfte der 50.000-Euro-Spanne an.
Obwohl die CLA- und die MMA-Familie Mercedes bei der Elektromobilität an die Spitze bringen sollen, bleibt der Konzern vorsichtig und plant weiterhin Verbrennungsmotoren.
Ein elektrifizierter Vierzylinder wird den CLA auch in einer Hybridversion antreiben. Dieser Motor wird allerdings in China produziert, von wo auch der stärkste Wettbewerbsdruck kommt.
