Eine Anekdote konnte sich Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld am Rande der Bilanzpressekonferenz des Zulieferers nicht verkneifen. Nach der angekündigten Vitesco-Übernahme habe ihn ein französischer CEO-Kollege angerufen und gesagt: "Welcome to the club of ten" - eine Anspielung darauf, dass Schaeffler nach der Verschmelzung mit Vitesco zu den zehn größten Automobilzulieferern gehören wird. Wenn der Deal klappt, entsteht ein Konzern mit 120.000 Mitarbeitern, weltweit 100 Werken und rund 25 Milliarden Euro Umsatz. Zweifel daran bestehen kaum, denn die Schaeffler-Familienholding IHO und die Schaeffler AG kontrollieren 89 Prozent der Vitesco-Aktien. Weitere fünf Prozent hatte Vitesco-Aufsichtsratschef Siegfried Wolf im Rahmen des Tender-Verfahrens angedient. Der Vollzug des Deals ist also eine klare Sache.
Rund eineinhalb Jahrzehnte nach dem misslungenen Übernahmeversuch von Continental bekommt die Familie Schaeffler nun das Powertrain-Geschäft, das Conti vor rund drei Jahren als Vitesco Technologies abgespalten hatte. Dieses Mal soll es klappen. "Wir waren wahrscheinlich noch nie so gut vorbereitet auf eine Transaktion", sagte Georg Schaeffler in einem Interview.
Schaefflers Know-how im Systemverständnis und der Mechanik und Vitescos Kompetenzen in der Leistungselektronik sollen in einem Konzern zusammengeführt werden, der eine wichtige Rolle in der E-Mobilität spielen will. Wettbewerber wie Bosch, ZF oder Valeo haben im Bereich der E-Antriebe allerdings noch Vorsprung. Zudem haben sowohl Schaeffler als auch Vitesco mit großen Herausforderungen durch die Transformation zu kämpfen.