Webasto: Diese Aufgaben warten auf den neuen CEO

Man kann sich leichtere Aufgaben aussuchen: Wenn Jörg Buchheim in wenigen Tagen seinen Posten als Vorstandsvorsitzender beim finanziell angeschlagenen Zulieferer Webasto antritt, wartet ein strammes Arbeitspaket auf den Manager.

Denn auf dem Zulieferer lasten Schulden von mehr als einer Milliarde Euro. Das Unternehmen steht bei den finanzierenden Banken schon länger unter Beobachtung.

Mitte Februar hatte das Unternehmen auf Druck der Banken Johann Stohner als Restrukturierungsvorstand engagiert. Ihm zufolge hat das Unternehmen mit Abschluss einer Stabilisierungsvereinbarung kurz vor Weihnachten 2024 einen wichtigen Meilenstein für die zukünftige Finanzierung erreicht.

Beteiligt waren daran Kernbanken, Gläubiger von Schuldscheindarlehen (anleiheähnliche, langfristige Großkredite) sowie bilaterale Finanzierer. Die von Buchheims Vorgänger Holger Engelmann 2024 angestoßene Restrukturierung muss der neue CEO nun fortführen und das Unternehmen finanziell stabilisieren.

Doch das könnte eventuell nicht reichen. Nach einem Bericht des "Handelsblatts" benötigt das Unternehmen für seine Sanierung zusätzliches Geld. Laut einem Sanierungsgutachten soll der Zulieferer grundsätzlich refinanzierungsfähig sein, allerdings müsse zusätzliches Eigenkapital zugeschossen werden. Die Rede ist von bis zu 200 Millionen Euro.

Eine Unternehmenssprecherin von Webasto wollte das gegenüber der Automobilwoche nicht kommentieren. Sie erklärte, das Unternehmen erwarte im zweiten Quartal ein finales Sanierungsgutachten einschließlich Restrukturierungskonzept.

Fest steht, dass Buchheim bei Webasto eng mit Stohner zusammenarbeiten wird. Die beiden Vorstände werden nun wohl nach Investoren Ausschau halten müssen, um die Banken zu beruhigen oder die Eigentümerfamilien Baier und Mey für eine Finanzspritze gewinnen müssen.

Buchheim bringt für seine Aufgabe bei Webasto gute Voraussetzungen mit: So hatte der 57-Jährige unter anderem das kriselnde Unternehmen Inalfa Roof Systems wieder in die Spur gebracht und zuletzt beim norwegischen Zulieferer Kongsberg Automotive als CEO für eine strategische Neuausrichtung gesorgt.

Buchheim ist auch mit dem chinesischen Markt vertraut. Für den Licht- und Elektronikspezialisten Hella, der jetzt zum französischen Forvia-Konzern gehört, verantwortete er das China-Geschäft. Diese Expertise kann Webasto, das in China mit Umsatzrückgängen kämpft, gut gebrauchen.

Ein Grund für die rückläufigen Erlöse ist, dass die chinesischen Joint Venture der deutschen Fahrzeughersteller in China nicht mehr so viel produzieren. Umso wichtiger werden daher die rein chinesischen Kunden für Webasto. Ende 2024 entfiel bereits rund die Hälfte des Auftragseingangs auf chinesischen Kunden.

Das Geschäft mit Dachsystemen ist mit einem Anteil von rund 80 Prozent des Umsatzes der wichtigste Geschäftsbereich des bayerischen Unternehmens. Buchheim hat das Geschäft mit Dachsystemen bereits beim niederländischen Unternehmen Inalfa Roof Systems kennengelernt.

Dieser Bereich hat in der Vergangenheit bei Webasto auch schon mal für Verdruss gesorgt. So hatte 2021 der misslungene Anlauf der Dachproduktion für den Ford Bronco in den USA den Zulieferer mehr als 200 Millionen Euro gekostet.

Als ein teures Abenteuer hatte sich auch der Einstieg von Webasto in das Ladegeschäft erwiesen. Anfang 2024 hatte der Zulieferer nach zweijähriger Suche einen Investor für sein defizitäres Ladegeschäft gefunden.

Der US-Finanzinvestor Transom Capital übernahm die Mehrheit an der Sparte. Engelmann hatte als Grund für den Verkauf auf knappe Ressourcen des Unternehmens verwiesen.

Allerdings hatte sich Webasto mit den Ladelösungen auch in unbekannte Geschäfts-Gefilde begeben. Der Zulieferer erzielte mit seinem Ladegeschäft 2022 rund 92 Millionen Euro Umsatz – der operative Verlust betrug jedoch 82 Millionen Euro.

Webasto hatte 2023 rund 4,6 Milliarden Euro umgesetzt und mehr als 16.000 Mitarbeiter beschäftigt. Vor rund einem Jahr hatte das Unternehmen angekündigt, jede zehnte Stelle streichen zu wollen.