Der Zulieferer präsentiert am Donnerstag die Bilanz für 2024 – und wird wohl einen Verlust melden. Der Vorstand muss die Schulden drücken. Dafür kursieren diverse Pläne.
ZF Friedrichshafen sucht händeringend nach Lösungen, um seine Schuldenlast zu reduzieren.
Der Auto- und Industriezulieferer ZF steht weiter unter großem Druck. Laut einem Bericht des Südkuriers soll der Zulieferer auf seiner morgigen Bilanz-Pressekonferenz einen deutlichen Verlust ausweisen.
Grund dafür sollen die hohen Zinslasten des mit rund zehn Milliarden Euro verschuldeten Konzerns sein. Ein Unternehmenssprecher wollte das mit Hinblick auf die morgige Veranstaltung nicht kommentieren.
Ohne Frage braucht das Unternehmen frisches Kapital. Im Raum steht das Ziel von ZF-Vorstandschef Holger Klein, bis Ende 2026 sechs Milliarden Euro einsparen zu wollen.
Eine mögliche Entlastung für das mit rund zehn Milliarden Euro hoch verschuldete Unternehmen könnte ein Verkauf der Sparte für passive Sicherheitstechnik ZF Lifetec bringen.
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg soll der US-Interieurzulieferer Adient an der Übernahme von ZF Lifetec interessiert sein.
Auch die Finanzinvestoren American Industrial Partners und FountainVest Partners sollen ihre Fühler nach der Sparte der Friedrichshafener ausgestreckt haben. Ein ZF-Sprecher wollte den Vorgang nicht kommentieren.
Ausgangspunkt für die Verschuldung bei ZF waren die Übernahme des US-Unternehmens TRW im Jahr 2015 und des amerikanisch-belgischen Nutzfahrzeugbremsen-Herstellers Wabco fünf Jahre später.
Die Corona-Pandemie, enorme Vorleistungen im Bereich der E-Mobilität und eine hohe Inflation haben den Schuldenabbau verzögert. Der Konzern bezahlt aktuell Hunderte Millionen Euro an Zinsen – die an anderer Stelle fehlen.
ZF will sich wie Conti verkleinern und arbeitet daher an der Ausgliederung der Sparte für passive Sicherheit Lifetec. Ein Börsengang, Verkauf, oder Einstieg eines Investors sind nach wie vor Optionen.
Hinter dem Namen ZF Lifetec steckt die Division passive Sicherheitstechnik. Airbags, Lenkräder und Sicherheitsgurte gehören dort zum Portfolio. Die Sparte ist zwar profitabel, ZF-Chef Klein ist aber dennoch bereit, strategisch darauf zu verzichten.
Mit über 20 Prozent Weltmarktanteil gehört ZF Lifetec in der passiven Sicherheitstechnik zu den großen Playern. 2023 erzielte der Bereich rund 4,6 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt etwa 35.000 Mitarbeiter, davon mehr als 3000 in Deutschland. Zur Sparte zählen weltweit 48 Standorte, vier davon hierzulande.
Zu den wesentlichen Wettbewerbern gehören das schwedische Unternehmen Autoliv und die chinesische Joyson Group, die das Airbag-Geschäft des insolventen Zulieferers Takata übernommen hat.
Ein Verkauf der Antriebssparte scheint indes vom Tisch zu sein. Dem Vernehmen nach wird ein Verkauf nicht geprüft. Im Fokus stehen Partnerschaften. Ziel sei es, die Sparte eigenständiger aufzustellen, um finanzielle Beteiligungen zu ermöglichen.
Die auch E-Division genannte Sparte umfasst neben konventionellen auch Elektro- und Hybridantriebe. Mit mehr als 32.000 Mitarbeitern erzielte die Division 2023 rund 11,5 Milliarden Euro Umsatz.
ZF Lifttec, die Sparte, in der der Zulieferer seine passive Sicherheitstechnik bündelt. ZF-Chef Holger Klein ist bereit, sich von dem profitablen Bereich zu trennen.
Der unabhängige Automobilanalyst Jürgen Pieper hatte jüngst im Gespräch mit der Automobilwoche erklärt, dass er eine Partnerschaft oder Kooperation für sinnvoll hält, da ZF mit seiner unbestrittenen Expertise in der Getriebetechnik weiterhin eine starke Marktposition einnimmt.
Zudem müsste der Konzern sein Antriebsgeschäft so nicht komplett aus der Hand geben.
Pieper kann sich für ZF beispielsweise einen „Partner mit guten Kenntnissen in der E-Technik“ vorstellen. Dort vermutet er auch Unternehmen, die agiler sind als ZF mit seinen bestehenden Strukturen.
Frank Schwope, Experte für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands Köln (FHM Köln), sieht in einer Kooperation einen Weg, der nicht nur für die ZF-Mitarbeiter Vorteile bietet.
Eine Kooperation könnte auch für den Zulieferer von Vorteil sein, „da das Unternehmen bei einer positiven Entwicklung des Geschäfts von den Gewinnen profitieren könnte. Denn Schwope ist davon überzeugt, dass die E-Mobilität unter anderem wegen drohender Strafzahlungen weiter Fahrt aufnimmt.
Für Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM), ist es entscheidend, ob eine Kooperation eine Kapitalbeteiligung einschließt oder ob es sich nur um eine Zusammenarbeit handelt.
„Das ist ein Riesenunterschied“. Da die Lage bei ZF mit der hohen Verschuldung so dringlich ist, komme eigentlich nur eine Partnerschaft mit Kapitalbeteiligung infrage.
