Datenanalyse: So fundamental hat sich der Automarkt seit 2019 verändert

Zum Jahreswechsel 2019/2020 schaute die Automobilindustrie auf ein erfolgreiches Jahr zurück:  Mehr als 3,6 Millionen neu zugelassene Pkw wurden in Deutschland registriert. Was damals keiner wusste: Das war für lange Zeit der Höhepunkt eines äußerst positiven Zyklus. 

Ab 2020 trieben Pandemie, Lieferketten-Probleme, Ukraine-Krieg den Markt nach unten. Und auch wenn die Lieferketten-Probleme längst überwunden sind: Für den deutschen Automarkt gilt eine Zeitenwende – mit dauerhaft weniger Neuzulassungen als im langen Mittel der Jahre vor der Pandemie.

Das hat den Markt in mehrfacher Hinsicht verändert.

Zwar sind die Neuzulassungen mit 2,82 Millionen Autos in 2024 weit vom Tiefpunkt mit 2,62 Millionen entfernt. Aber die Zahlen des aktuellen Jahres liegen immer noch 22 Prozent unter dem Wert von 2019.

Diese Erholung ist fast ausschließlich gewerblichen Neuzulassungen zu verdanken. Insbesondere die Firmenwagen, die ungefähr die Hälfte der gewerblichen Neuzulassungen ausmachen. Diese sorgten schon 2023 für eine deutliche Marktbelebung.

Im abgelaufenen Jahr lagen die gewerblichen Neuzulassungen noch 19 Prozent unter denen von 2019, die privaten Neuzulassungen jedoch 27 Prozent.

Der Privatkundenanteil verringerte sich in den vergangenen fünf Jahren und lag im Vorjahr bei 32 Prozent, der niedrigste Jahreswert, der jemals beobachtet wurde.

Zwar litt auch der Gebrauchtwagenmarkt unter den Krisen seit 2020. Das Jahr 2019 brachte noch 7,2 Millionen Besitzumschreibungen, ungefähr das Zweifache der Neuzulassungen. In den folgenden zwei Jahren gingen die Besitzumschreibungen aber schon deutlich langsamer zurück als die Neuzulassungen. 

Erst in 2022 brachen sie aufgrund mangelnder Neuzulassungen deutlich – auf 5,64 Millionen – ein, starteten dann aber eine Erholungsphase. Diese hielt im Gegensatz zu den Neuzulassungen auch 2024 an.

 Vergangenes Jahr erreichten sie 6,48 Millionen. Während die Neuzulassungen da noch 22 Prozent unter dem Wert von 2019 lagen, waren es bei den Besitzumschreibungen “nur“ zehn Prozent. 

In den westeuropäischen Ländern außerhalb Deutschlands hinterließen die Krisen ebenfalls deutliche Spuren. Von 2020 bis 2022 war der Rückgang außerhalb Deutschlands heftiger als hierzulande, die Erholung danach aber umso stärker. 

Verglichen mit 2019 stehen die übrigen westeuropäischen Länder in Summe mit minus 18 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau  etwas besser da als Deutschland mit minus 22 Prozent.

Von den 45 Marken die 2019 in der deutschen Neuzulassungsstatistik aufgeführt waren, wiesen vergangenes Jahr 13 Marken höhere Neuzulassungen auf als vor fünf Jahren. Allen voran Tesla: Die Marke steigerte ihre Neuzulassungen im Vergleich zu 2019 aufgrund des Erfolgs des Model Y um 250 Prozent oder 27.000 Pkw – auch wenn Tesla in diesem Jahr wesentlich weniger Autos verkaufte als noch 2023.

Die zweithöchste Volumensteigerung im Vergleich zur Vor-Pandemiezeit gelang Seat mit einem Plus von 13.600 Neuzulassungen. Ebenfalls sehr erfolgreich waren Toyota (plus 11.000 Neuzulassungen) und Volvo (plus 9.000 Neuzulassungen). 

Skoda verfehlte das Ergebnis von 2019 nur ganz knapp und verbesserte sich von Rang sieben auf den vierten Platz.
 

Die deutschen Marken erreichten 2019 in Summe einen Marktanteil von 60 Prozent, fünf Jahre später ist er auf 55 Prozent gefallen. Dies liegt jedoch nicht einer allgemeinen Schwäche, sondern ist hauptsächlich einem Hersteller geschuldet: Ford büßte 64 Prozent ein, der Volumenrückgang lag bei 180.000 Neuzulassungen. 

Das ist der höchste Rückgang aller Marken. Der Marktanteil fiel innerhalb von fünf Jahren von 7,8 Prozent auf 3,5 Prozent. Als Resultat rutschte Ford von Platz drei in 2019 auf Platz acht im vergangenen Jahr.

VW und BMW verloren unterdurchschnittlich und konnten somit ihre Marktanteile leicht steigern. Porsche ließ 2024 im Vergleich zu 2019 als einzige deutsche Marken mehr neue Pkw zu als vor fünf Jahren (plus 15 Prozent, plus 4.700 Neuzulassungen).

Aus den 45 Automarken in 2019 sind aktuell 61 geworden. Die 16 neuen Marken kamen vergangenes Jahr auf insgesamt 34.752 Neuzulassungen, das sind 1,2 Prozent des Marktes.

Als einzige Marke hat es MG unter die Top 30 geschafft. Die chinesische Marke ist aktuell mit sieben Modellen auf dem deutschen Markt vertreten und kam 2024 mit knapp 21.000 Neuzulassungen auf einen Marktanteil von 0,7 Prozent.

Im Jahr 2019 gab es noch eine deutliche Dominanz der klassischen Verbrenner. Benziner machen 59 Prozent der Neuzulassungen aus, Diesel-Pkw kamen auf 32 Prozent. Die alternativen Antriebe – Hybride und reine E-Autos,  fristeten ein Nischendasein, obwohl es den damaligen Umweltbonus schon seit 2016 gab.

Erst ab 2020 mit der Einführung der zusätzlichen Innovationsprämie und einer Vergrößerung des Modellangebots starteten die reinen E-Mobile (BEV) und die Plug-in-Hybride (PHEV) ihre Aufholjagd. Gleichzeitig erfuhren die neuen Hybrid-Modelle ohne externe Lademöglichkeit (HEV) eine verstärkte Nachfrage. 

Im Jahr 2022 kamen die alternativen Antriebe in Summe auf die Hälfte der Neuzulassungen. Die HEVs und die BEVs kamen auf jeweils 18 Prozent Marktanteil, die PHEVs auf 14 Prozent. Ende 2022 wurde der Umweltbonus für PHEVs und Ende 2023 der für BEVs vollständig abgeschafft. 

Als Folge ging der PHEV-Anteil 2023 auf sechs Prozent zurück und erreichte vergangenes Jahr sieben Prozent. Der Anteil der BEVs brach 2024 auf 14 Prozent ein, allerdings mit einer leicht positiven Entwicklung auf Monatsebene.

Nur die HEVs setzten ihre Erfolgsstory fort und erreichten 2024 einen Marktanteil von 27 Prozent. Insgesamt erreichte der Anteil der klassischen Verbrenner vergangenes Jahr 52 Prozent (Benziner: 35 Prozent, Diesel: 17 Prozent).

Im Jahr 2019 teilten sich 30 BEV-Modelle die rund 63.000 Neuzulassungen – im Schnitt 2.100 Neuzulassungen pro Modell. Bis 2022 stieg dieser Wert auf knapp 6.000 Neuzulassungen pro Modell (79 Modelle, 470.000 BEV-Zulassungen).

2023 gab es 106 Elektro-Modelle. Die Neuzulassungen stiegen zwar auch auf 524.000, die rechnerischen Neuzulassungen pro Model sanken aber auf unter 5.000. Mit anderen Worten: Das Angebot war stärker gestiegen als die Neuzulassungen. 

Dies setzte sich 2024 fort. Nachdem Ende 2023 der sofortige Stopp des Umweltbonus auch für Privatkunden beschlossen wurde, sanken die BEV-Zulassungen vergangenes Jahr auf 380.600 Neuzulassungen. Mit einer gleichzeitigen Erhöhung auf 141 BEV-Modelle blieben nur noch rechnerisch 2.700 Neuzulassungen pro Modell übrig.