Die Sondierungsgespräche zwischen Audi-Vorstand und Betriebsrat sind durch. Seit einigen Wochen wird verhandelt, wo und wie tief eingeschnitten wird, um die einstige Ertragsperle des Volkswagen-Konzerns wirtschaftlich wieder in die Spur zu bringen. Fast wichtiger ist jedoch, die Marke mit den Ringen technologisch zukunftsfähig aufzustellen.
Yvonne Bettkober: Diese Herausforderungen warten auf die neue starke Frau bei Audi
Sie wird direkt an Gernot Döllner berichten: Yvonne Bettkober startet in ihren neuen Job, während zugleich Vorstand und Betriebsrat um einen Sparplan ringen.
Dass bei Audi in dieser Phase Yvonne Bettkober zum 1. März die Abteilung „Transformation, Consulting und Organisation“ übernimmt, ist kein Zufall.
Bettkober, die direkt an Gernot Döllner berichtet, ist in dieser Rolle die neue starke Frau, wenn es um die zukünftige Ausrichtung und Umsetzung der Strategie geht. Im Mittelpunkt steht dabei das T wie Transformation: „Mit ihrem Hintergrund in der internationalen Technologie- und Digitalbranche bringt sie wertvolle Perspektiven ein, die wir genau jetzt in der Transformation von Audi brauchen“, sagte Döllner bei der Verkündung der Top-Personalie.
Um Bettkobers Kompetenz an Bord zu holen, hat Döllner einen alten Mitstreiter aus Porsche-Zeiten auf die Seite geschoben. Denn die Abteilung gab es bereits unter dem Audi-internen Kürzel GO, wobei G für die Berichtslinie (Geschäftsführung) steht und O für Organisation.
Geleitet wurde sie bis Ende 2024 von Christian Knigge, den der Audi-CEO mit nach Ingolstadt genommen hatte. Knigge leitet bei Audi nun die Abteilung Verifikation und Validierung, eine Rolle, die er schon bei Porsche innehatte.
Mit dem Personalwechsel einher geht der neue Zuschnitt der neuen Organisationseinheit „Transformation, Consulting und Organisation“, intern nun GT.
Im Fall von Audi heißt das: Bettkober hat eine Schlüsselrolle, wenn es um die Koordination, Entwicklung und auch die Umsetzung der von Döllner ausgegebenen Zielsetzung geht, Audi schlanker und handlungsschneller aufzustellen. Gleichzeitig soll der Hersteller technologisch wieder in der ersten Liga mitspielen.
Vor allem bei den für die Zukunft entscheidenden Themenfeld Digitalisierung setzt man auf die große Erfahrung der 48-jährigen Bettkober. Sie war unter anderem bei Microsoft tätig und bei Amazon Web Services, einem weltweit führenden Unternehmen für Cloudlösungen und Digitalisierung.
Und sie weiß, wie es im Haifischbecken Volkswagen-Konzern zugeht. Vor ihrem Wechsel war sie für die weltweite Organisationsentwicklung und Transformation der Volkswagen AG sowie deren Softwaretochter Cariad verantwortlich. Damit dürfte Bettkober mit den Problemen, auf die sie bei Audi trifft, bestens vertraut sein.
Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, wird Bettkober allerdings nicht direkt an den laufenden Verhandlungen über den Zukunftspakt beteiligt. Sie soll diese aber eng verfolgen. Schließlich geht es nicht nur um Einsparungen und Stellenabbau. Es werden dadurch auch die Weichen für die Audi-Struktur der Zukunft gestellt.
Hier wird die als starke Führungspersönlichkeit geltende Managerin darauf achten, dass keine Abmachungen getroffen werden, die ihren Auftrag unterlaufen könnten. Nämlich, Audi organisatorisch schlanker und effizienter aufzustellen und Entscheidungswege zu verkürzen, um neue Modelle letztlich schneller auf die Straße zu bringen.
Zügig ist man indes auch bei den Verhandlungen zwischen Vorstand und Betriebsrat unterwegs. So soll bei der Bilanzpressekonferenz am 18. März in Ingolstadt ein Grundsatzpapier zum Zukunftsplan für den Autobauer vorgelegt werden.
Bis dahin werde sicherlich noch nicht jedes Detail geklärt sein, aber die grundsätzliche Richtung dürfte stehen, sagt ein Sprecher des Betriebsrates.
Im Vorfeld der Bilanz-PK ist die Nervosität unter der Belegschaft hoch. Zuletzt veröffentlichte das Handelsblatt Zahlen, wonach bis zum Jahr 2030 acht Milliarden Euro an Materialkosten gespart werden sollen sowie eine Milliarde pro Jahr beim Personal. Von Stellenstreichungen in Größenordnung von 8.000 bis 10.000 Jobs ist die Rede.
Der Betriebsrat bestätigt, dass es bei den Verhandlungen um Zahlen in dieser Größenordnung geht.
In den Verhandlungen eine bedeutende Rolle spielt die von der Arbeitnehmerseite eingebrachte Forderung, ein weiteres Verbrennermodell ins Werk Ingolstadt zu bringen. Dies solle dort über das Jahr 2030 hinaus produziert werden. Die aktuellen Planungen sehen derzeit noch vor, dass am größten Audi-Standort ab 2030 nur noch E-Fahrzeuge gefertigt werden.
Sollte dies Bestand haben, fürchtet der Betriebsrat einen Stellenabbau im großen Stil. Durch ein weiteres Verbrennermodell lasse sich flexibler auf die Kundennachfrage, aber auch auf politische veränderte Rahmenbedingungen reagieren.