VW Pkw, Nutzfahrzeuge, Seat/Cupra und Skoda stehen für über 50 Prozent aller Volkswagen-Fahrzeuge. Das Jahr 2024 schließt die Gruppe mit einem leichten Minus ab.
VW-Markenchef Thomas Schäfer führt auch die volumenstarke Brand Group Core.
Die Markengruppe Core ist das Herz des Volkswagen-Konzerns. VW Pkw, VW Nutzfahrzeuge, Skoda und Seat/Cupra haben 2024 insgesamt 4,96 Millionen Fahrzeuge verkauft.
Das war ein Plus von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr und mehr als die Hälfte aller Konzern-Verkäufe. Auch beim Umsatz verzeichnet die Gruppe einen Zuwachs, er stieg leicht um 1,6 Prozent auf 140 Milliarden Euro.
Anders das Ergebnis: Operativ – vor Sondereinflüssen, aber nach Restrukturierungen – kommt die Core-Gruppe auf 6,96 Milliarden Euro und damit 4,3 Prozent weniger als im Vorjahr (7,24 Milliarden Euro). Nicht schön, aber deutlich besser als das Minus von fast 40 Prozent bei der Markengruppe Progressive rund um Audi.
Die operative Rendite der gesamten Brand Group Core (BGC) fällt um 30 Basispunkte auf 5,0 Prozent. Der Netto-Cashflow hat um 16,9 Prozent nachgegeben, liegt nun bei 4,68 Milliarden Euro.
Gründe hierfür sind allerdings hohe Ausgaben für das Joint-Venture mit Rivian und Nachwehen der Dieselkrise; 2023 dagegen schlug ein positiver Einmaleffekt durch eine deutliche Reduzierung des Lagerbestands zu Buche.
David Powels, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen und für die Finanzen der Markengruppe zuständig, erklärt: "Absatz und Umsatz wurden im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Kosten für notwendige Restrukturierungsmaßnahmen haben uns jedoch stark belastet. Das Jahr markiert insgesamt für uns einen Wendepunkt - wir arbeiten nun konsequent daran unsere Organisation kosteneffizienter und nachhaltig erfolgreich aufzustellen.“
Innerhalb der BGC haben sich die Marken unterschiedlich gut entwickelt: Während das operative Ergebnis bei Volkswagen Pkw um knapp eine Milliarde gesunken ist, legte Skoda um mehr als 500 Millionen Euro zu (plus 30 Prozent) – der Umsatz ging leicht um rund zwei (VW Pkw) beziehungsweise eine Milliarde (Skoda) nach oben.
Bitter: Bei der Rendite sinkt VW Pkw von 4,1 Prozent in 2023 auf nur noch 2,9 Prozent. Zwar konnte die Marke mit 3,1 Millionen verkauften Autos sogar ein leichtes Plus einfahren, doch die hohen Kosten für den Umbau des Unternehmens schlagen ins Kontor. Zielvorgabe für die Pkw-Marke sind 6,5 Prozent Rendite, davon sind die Wolfsburger derzeit noch weit entfernt.
Für Skoda hingegen war 2024 das beste Jahr der Geschichte, wie Marken-Chef Klaus Zellmer betont. Die Tschechen haben 1,09 Millionen Fahrzeuge verkauft und kratzen bei den Auslieferungen an der Millionen-Marke – knapp 927.000 Autos mit Skoda-Logo sind an Kunden gegangen.
Der Rest sind vor allem Lagerbestände und für andere Marken produzierte Modelle wie der Seat Ateca. Die Rendite der Tschechen steigt 2024 deutlich von 6,7 auf 8,3 Prozent.
Weitgehend unverändert liegt die Seat/Cupra-Rendite bei 4,4 Prozent, Die Spanier konnten ihren Absatz um 35.000 Autos auf 637.000 steigern, verzeichnen auch beim operativen Ergebnis gab es ein leichtes Plus von acht auf 633 Millionen Euro).
Weniger gut lief es bei VW Nutzfahrzeuge. Der Modellwechsel auf den neuen Transporter belastet das Geschäft der Hannoveraner, sie haben mit 404.000 Fahrzeugen etwa 20.000 weniger verkauft als 2023; das Ergebnis sinkt von 869 auf 743 Millionen Euro. Auch die Rendite hat nachgegeben, lag 2024 bei 4,9 Prozent (zuvor 5,7 Prozent).
Die in allen Marken laufenden Performance-Programme sollen bald Früchte tragen, mittelfristig hat das Management für die Markengruppe Core ein Renditeziel von acht Prozent ausgegeben – drei Prozentpunkte mehr als heute.
Ein wichtiger Baustein ist die Electric Urban Car Family, also die elektrischen Kleinwagen ID.2, ID.2 X, Skoda Epiq und Cupra Raval, die ab 2026 für rund 25.000 Euro starten sollen.
Die Verantwortung für das Projekt liegt bei Seat/Cupra, gebaut werden die Fahrzeuge in Spanien in Martorell und Pamplona. Das Synergiepotenzial über den gesamten Lebenszyklus schätzt Volkswagen auf 650 Millionen Euro.
Core-Chef und VW-Boss Thomas Schäfer zeigt sich optimistisch: "Mit der Electric Urban Car Family bringen wir bald im wahrsten Sinne unsere volle Power auf die Straße: Wir werden zeigen, dass man kompakte E-Autos kostengünstig in Europa entwickeln und bauen kann – und ihnen dabei das Charisma von drei unterschiedlichen Marken mit klar differenziertem Auftritt verleiht."
Sparen will die BGC zukünftig auch bei den Batteriekosten. Vor allem durch die hauseigene Zellproduktion in den Werken in Salzgitter, Spanien und Kanada erwartet Thomas Schäfer bis 2027 eine Kostenreduktion um 50 Prozent gegenüber 2023. Eingesetzt wird die Volkswagen-Einheitszelle erstmals voraussichtlich bei ID.2 und Co.
Ein Jahr später hält im ID.1 dann auch die neue Elektronik-Architektur des Joint Ventures mit Rivian Einzug. Der elektrische Kleinstwagen wird das erste Software-defined Vehicle der Marke, erklärt Finanz-Chef David Powels.
Enorme Skaleneffekte sollen die Kosten für Software zukünftig drastisch senken, genauso wie eine deutliche Reduzierung der Komplexität bei den einzelnen Modellen.
Bereits heute sieht VW hier erste Einsparungen, genauso wie in der Produktion, wo jetzt schon, unter anderem durch den Verzicht auf Nachtschichten, bis zu drei Prozent pro Jahr gespart werden.
Der geplante Abbau von Überkapazitäten – insgesamt geht es um rund 730.000 Fahrzeuge – in den Werken soll sich zukünftig ebenfalls positiv auswirken.
Weitere Potenziale zur Kostenoptimierung sieht die Gruppe in einer noch stärkeren Zusammenarbeit der vier einzelnen Marken. Dazu gehört unter anderem eine Neuorganisation des Produktionsnetzes. Weltweit baut die Brand Group Core ihre Fahrzeuge in 22 Werken, die sollen zukünftig in fünf Produktionsregionen aufgeteilt und gesteuert werden.
Auch in der technischen Entwicklung werden die Ländercluster markenübergreifend gestrafft, so sollen einerseits Entwicklungszeiten verkürzt werden. Die Time-to-Market-Spanne soll für neue Modelle und Updates auf 36 Monate sinken. Andererseits sollen durch die verstärkte Zusammenarbeit auch die spezifischen Marktanforderungen besser berücksichtigt werden können. Welche Einsparmöglichkeiten sich dadurch konkret ergeben, lässt VW noch offen.
Thomas Schäfer und David Powels betonen einmal mehr, dass 2024 die Grundlagen für zukünftige Erfolge geschaffen wurden – nicht zuletzt durch die Tarifeinigung "Zukunft Volkswagen" kurz vor Weihnachten.
Trotzdem rechnet das Management auch 2025 mit Gegenwind: Die geopolitische Lage ist weiterhin angespannt und der Zollstreit mit den USA könnte für Volkswagen verheerende Folgen haben.
2024 hat die Marke VW in den Vereinigten Staaten mehr Autos verkauft als in den vergangenen zwölf Jahren. Eine kurzfristige Anhebung der Produktionskapazitäten im amerikanischen Werk in Tennessee sei laut Schäfer nicht machbar, man arbeite im Hintergrund aber an Plänen. Zumindest in Europa kann Volkswagen etwas aufatmen: Die drohenden CO2-Strafzahlungen scheinen erstmal vom Tisch zu sein.
