Beim Autobauer Mercedes-Benz wurde die Entscheidung bereits bei der Ankündigung kritisiert, allerdings nur indirekt. "Als globales Unternehmen setzen wir auf konstruktive Zusammenarbeit und politische Rahmenbedingungen, die den wirtschaftlichen Handel über internationale Märkte hinweg fördern", so eine Sprecherin. Auswirkungen hätten die Zölle vor allem auf die S-Klasse, die in Sindelfingen gefertigt wird. Die meisten SUVs sind dagegen lokalisiert.
Mercedes verweist auf den großen Footprint in den USA. Mit 24 Standorten in 13 Bundesstaaten produziert das Unternehmen vor allem Pkw und Transporter, verfügt über mehrere Forschungs- und Entwicklungsstandorte, ein großes Händlernetz. "Alles in allem sichern wir mehr als 163.000 lokale Arbeitsplätze", heißt es in dem Statement.
Wie die Automobilwoche erfahren hat, werden hinter den Kulissen bereits mehrere Optionen geprüft. Zum einen ist schon seit Längerem geplant, ein weiteres SUV (mutmaßlich GLC) im US-Werk in Tuscaloosa (Alabama) zu lokalisieren. Dieses Vorhaben dürfte jetzt definitiv umgesetzt werden. "Hier reden wir bereits über einen sehr detaillierten Plan", sagte Produktionschef Jörg Burzer der Automobilwoche am Rande einer Veranstaltung in Sindelfingen.
In den anderen Bereichen wird noch geprüft. "Bei den Teilen ist die Situation sehr komplex, da es auch um enthaltene Rohstoffe und Materialien geht. Hier benötigen wir etwas Zeit, um herauszufinden, was genau gemeint ist", so Burzer. Das Kernthema sei Flexibilität. Dies habe sich bereits bei vergangenen Störungen der Lieferkette wie etwa bei der Sperrung des Suez-Kanals bewährt.
Auf die Frage, ob Mercedes in den USA einen Vorrat an Fahrzeugen aufgebaut habe, sagte Burzer: "Was das Team hier geschafft hat, war herausragend. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen."
Aus dem Werk in Aguascalientes (Mexiko), wo nur der GLB hergestellt wird, gehen die meisten Fahrzeuge in den europäischen Markt, in die USA nur etwa fünf Prozent. Über den Fortbestand des Standorts wird derzeit mit dem Partner Nissan gesprochen. Allerdings ist angesichts der aktuellen Schwierigkeiten von Nissan eher mit der Einstellung der Produktion zu rechnen.
Wie viel der Kunde am Ende von den verhängten Zöllen tragen muss, hängt für Burzer von dem jeweiligen Modell und der Wettbewerbssituation ab. „Wenn in einem Segment Wettbewerber lokalisiert haben und andere nicht, muss man schauen, das ist sehr spezifisch.“