Tausende E-Autofahrer wurden befragt: Tesla bleibt auf Platz eins, VW holt auf und eine deutsche Premiummarke kommt nicht gut an.
BMW i7: Mit dem Flaggschiff der Bayern sind die meisten Fahrer und Fahrerinnen sehr zufrieden - BMW scheint sehr viel richtig gemacht zu haben.
Die Erwartungshaltung an Elektroautos steigt von Jahr zu Jahr – selbst deutliche Verbesserungen etwa bei Reichweite und Lademanagement reichen vielen Autofahrern nicht mehr aus, um mit ihrem E-Auto rundum zufrieden zu sein.
Besonders kritisch sind die Fahrer mehrerer Stellantis-Marken, darunter Opel, und von Audi, wie jetzt eine neue Studie zur Zufriedenheit von EV-Fahrern ergeben hat. Doch es gibt auch positive Entwicklungen.
Vorgenommen wurde die Studie vom Marktforschungsunternehmen und Beratungsunternehmen UScale, das sich auf Fragen rund um die Elektromobilität spezialisiert hat. Sie hat nun zum mittlerweile fünften Mal in Folge untersucht, wie zufrieden oder unzufrieden die Fahrer von reinen E-Autos mit ihren Autos sind - und ob sie ihr Modell weiterempfehlen würden.
Bei aller Kritik der Fahrer und Fahrerinnen stellt UScale-Geschäftsführer Axel Sprenger allerdings beim Blick auf die zurückliegenden Zufriedenheits-Studien fest: "Bisher war unerfreulich: Die Erwartungshaltung stieg lange Zeit schneller, als die Produkte und Services besser wurden. Aber das hat sich nun geändert."
Auffälligstes Ergebnis der nach Marken unterschiedenen Studie: Tesla- und Porsche-Fahrer bleiben mit Abstand die zufriedensten E-Auto-Nutzer und Nutzerinnen.
Bei Tesla fällt auf, dass die Marke in den wichtigsten Bereichen Reichweite, Verbrauch, Ladeleistung und Software nach wie vor sehr gut bewertet wird. In den Feldern Fahrzeugqualität, Ausstattung und Sound dagegen enttäuschen die Fahrzeuge etliche Nutzer.
BMW schneidet mit den neuen Modellen i5 und i7 sehr gut ab, allerdings sinkt die Zufriedenheit bei den kleineren Modellen. Insgesamt bleibt BMW bei der Weiterempfehlungsquote stabil.
Die Schwestermarke Mini dagegen kann bei den elektrischen Features nicht mehr überzeugen. Vor allem die Reichweite enttäuscht viele. Folge: 44 Prozent würden ihren E-Mini nicht mehr weiterempfehlen.
Weiterhin sehr zufrieden sind auch die Fahrer von Hyundai und Kia - ihre Zufriedenheit steigt dank der neuen 800-Volt-Technik, die schnelleres Laden ermöglicht. Auch eine neue Routenplanung wirkt sich positiv bei diesen Marken aus.
Polestar und Volvo liegen ebenso weiterhin im oberen Bereich der Zufriedenheit. Allerdings nervt viele Nutzer weiterhin die mitgelieferte App - und der hohe Stromverbrauch. Der neue EX30 sorgt vielfach für Verdruss wegen Software-Problemen.
Mercedes kann bei App, Software und Bedienkonzept überzeugen. Ladeleistung und Stromverbrauch jedoch finden viele Nutzer nicht mehr zeitgemäß.
Die chinesische Marke BYD, über die in jüngster Zeit viel berichtet wurde, kann sich im Mittelfeld der Zufriedenheits-Skala positionieren. Bei der Ladeleistung aber erwarten die Nutzer deutlich mehr als geliefert wird.
VW kann sehr gut punkten mit dem neuen ID.7, bei dem Volkswagen eine Menge Fehler ausgebügelt hat. Audi und Skoda allerdings verlieren an Zustimmung, auch Cupra kann nicht punkten. Bei Audi würden satte 37 Prozent der Fahrer und Fahrerinnen ihr E-Modell nicht weiterempfehlen.
Nicht wirklich prickelnd ist das Ergebnis der Zufriedenheits-Studie für Renault und Dacia. Dacias Ladeleistung halten viele für einen Witz.
Das Schlusslicht bei der Elektro-Zufriedenheit bilden laut der Studie erneut die drei Stellantis-Marken Opel, Peugeot und Citroën. Die Nutzer hatten sowohl bei Reichweite, Verbrauch, Bedienkonzept und Software mehr erwartet. In allen Kategorien liegen diese Marken bei ihren E-Modellen weit unten.
Die Studie von UScale liefert aber mehr als nur Einschätzungen zur Marken-Zufriedenheit. Eine wichtige Erkenntnis, die sich bereits bei der letzten Studie andeutete: Die Erwartungshaltung der Kunden insbesondere an Reichweite, Ladeleistung und Bedienkonzept (App) steigt kräftig.
Waren 2023 noch 31 Prozent der Befragten mit einer Reichweite (im Sommer) von 400 Kilometern sehr zufrieden, waren es diesmal nur noch 22 Prozent.
Erheblich mehr erwarten die Kunden inzwischen auch bei der Ladeleistung: 2023 waren noch 28 Prozent mit einer gebotenen Leistung von 150 kW sehr zufrieden, jetzt waren es nur noch 20 Prozent.
Deutlich wird auch, dass den Kunden die Ladeleistung immer wichtiger wird, während viele erkennen, dass die reine Batterie-Kapazität nicht so entscheidend im Alltag ist.
Das Fazit hier lautet: Im Bereich kleinerer, günstigerer Modelle kommt eine Ladeleistung von 150 kW noch gut an bei den Kunden. Die höheren Segmente dagegen erwarten immer deutlicher eine Mindestladeleistung von 200 kW oder sogar noch mehr.
Nicht zu unterschätzen für die Kundenzufriedenheit ist auch eine gut funktionierende, leicht und intuitiv zu bedienende App für alle Funktionen des elektrischen Fahrens. Hier sollten die Hersteller nicht glauben, sich mit Standard-Lösungen zufrieden geben zu können. Für die Kunden ist die App die entscheidende, tägliche Schnittstelle zu ihrem E-Auto.
Wenn eine mittelmäßige App noch ergänzt wird um Probleme bei der Software, dann ist bei vielen Kunden schnell der Ofen aus beziehungsweise die Zufriedenheit rauscht in den Keller.
Ein Muss ist eine perfekte Routenplanung und Reichweitenanzeige. Auch ein eingängiger Lademanager und Energie-Monitor sollten Standard sein.
Für die Studie wurden von Mai bis Juli 2024 4966 EV-Fahrer und Fahrerinnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Im Einzelnen wurden etwa 803 Fahrer von VW-Modellen befragt. 162 Audi-Fahrer und 44 Porsche-Fahrer.
In den nächsten Wochen sollen auch Personen in Frankreich und in Großbritannien befragt werden und die Studie entsprechend ergänzt werden.
