In den USA: Was sich VW vom neuen Hafen in Freeport verspricht

Anu C. Goel, Executive Vice President für After Sales & Services der Volkswagen Group of America, beginnt seine Ansprachen vor Mitarbeitern gerne mit einem Witz. "Wenn Sie wissen, wer ich bin, dann haben wir ein Problem", sagt Goel. "Denn die Leute kennen uns nur, wenn etwas schiefgeht. Solange alles läuft, sind alle zufrieden und das Leben geht weiter."

In seiner Rolle ist Goel unter anderem verantwortlich für die Volkswagen-Logistik in Nordamerika, dem zweitgrößten Automarkt der Welt. Dabei bekommt er es immer wieder mit Problemen zu tun. In den vergangenen Jahren gehörten dazu Zollverzögerungen, Streiks von Hafenarbeitern und sogar der Untergang eines mit Neuwagen beladenen Frachters nach einem Brand.

Ein Problem der anderen Art hofft Goel, jetzt gelöst zu haben. Um die Abläufe zu optimieren, hat Volkswagen die Fahrzeug-Logistik an der Golfküste der USA vereinfacht. Dazu wurden zwei Hafenanlagen in Texas zu einem Standort im Port Freeport, südlich von Houston, zusammengelegt.

"Die Volkswagen Group hat vor, ihren Marktanteil in dieser Region zu verdoppeln, und wird weiter investieren", sagte Goel bei der Eröffnung der Hafenanlage im Oktober. "Diese Investition ist ein sichtbarer Beweis dafür und unterstützt unser Geschäft nachhaltig."

Eröffnet wurde der Hafen vor der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Trump ist kein Freund deutscher Autoexporte in die USA. Aber der neue Hafen würde im Zweifel auch in die andere Richtung funktionieren: Nämlich um in den USA gebaute Volkswagen-Modelle in die Welt zu verschiffen. 

Die neue Anlage, deren Baukosten sich auf 114 Millionen US-Dollar beliefen (108 Mio. Euro), hat laut Konzernangaben 110 direkte Arbeitsplätze geschaffen.

Der Port Freeport verfügt über vier Tiefwasser-Liegeplätze für die gigantischen, mit Flüssigerdgas betriebenen Schiffe, die VW-Fahrzeuge aus Europa in die USA transportieren. Dadurch löst der Hersteller ein Problem, denn der Hafen von Houston kam mit der Größe der modernen, breiteren Schiffe nicht mehr zurecht.

"Wir konnten die LNG-Schiffe, die wir im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsinitiativen einsetzen möchten, im Hafen von Houston nicht nutzen", sagt Goel. "Deshalb mussten wir uns nach einem alternativen Standort umsehen, und Port Freeport bot sich als ausgezeichnete Lösung an."

Insgesamt wurden 17 Häfen entlang der Golfküste geprüft, bevor die Entscheidung für Freeport fiel. Der Standort reiht sich nun in die Liste der VW-Häfen in den USA ein, darunter Davisville (Rhode Island), Baltimore, Jacksonville (Florida), Benicia (Kalifornien), San Diego sowie das VW-Montagewerk in Chattanooga, das ebenfalls als Hafen fungiert.

Die neue Anlage wird jährlich etwa 140.000 Fahrzeuge der Marken VW, Audi, Bentley, Lamborghini und Porsche importieren und verarbeiten. Mit einer maximalen Kapazität von bis zu 175.000 Fahrzeugen wird Freeport zum zweitgrößten Hafen von Volkswagen in Nordamerika.

Die Schiffe starten ihre Reise im Hafen von Emden. Die Überfahrt von Europa nach Freeport dauert in der Regel 21 bis 25 Tage und beinhaltet mehrere Stopps entlang der Ostküste der USA. Zusätzlich kommen Audi- und VW-Fahrzeuge auch aus den mexikanischen Häfen Veracruz und Tuxpan.

Die Güterzüge der Union Pacific Railroad transportieren zudem Fahrzeuge aus den mexikanischen Montagewerken nach Freeport. Um die Anbindung an die neue Hafenanlage zu gewährleisten, musste die Eisenbahnlinie von Union Pacific erweitert werden.

Ein Schiff aus Europa bringt üblicherweise 3000 bis 4000 Neuwagen in die USA. Es kann innerhalb von nur drei Stunden entladen werden, sagt Goel.

Fahrzeuge, die zu einem Ziel in einem Umkreis von zirka 650 Kilometern ausgeliefert werden, werden per Lkw weiter transportiert. Für ferner gelegene Ziele werden zunächst Züge und dann Lkw genutzt.

Laut Goel werden einige Fahrzeuge vom Hafen in Freeport auf Güterzügen sogar bis in den pazifischen Nordwesten transportiert; eine Reise, die noch einmal bis zu 20 Tage dauern kann. "Das ist nichts, was ich Ihnen so einfach erklären kann", sagt Goel. "So ist der Markt."

Wie Goel berichtet, ermöglicht die Hafenanlage in Freeport, die Lieferzeit zu den Händlern um ein bis drei Tage zu verkürzen. Gleichzeitig sinken die Transportkosten, wobei er keine konkreten Zahlen nennt.

Die Anlage erstreckt sich über eine Fläche von 120 Hektar und umfasst zwei Lagerhäuser sowie 13.400 Parkplätze. Diese werden unterschiedlich genutzt: 8200 dienen als erster Abstellplatz nach der Entladung, 900 als Zwischenlager, und 1500 Stellplätze sind für Fahrzeuge vorgesehen, die auf Lkw verladen werden.

Nach der Ankunft in Freeport wird die Software der Fahrzeuge wenn nötig aktualisiert. Zusätzlich werden bestimmte Zubehörteile installiert. 80 Prozent der Zubehörteile für VW- und Audi-Modelle werden bereits in den Hafenanlagen installiert, sagt Goel.

In vielen Fällen müssen nur Fußmatten in die Neuwagen gelegt werden, in anderen Fällen müssen komplexere Teile montiert werden. Auch eine gründliche Überprüfung auf Transportschäden erfolgt bereits im Hafen.

Und während größere Schäden selten sind – weniger als 0,5 Prozent der Fahrzeuge kommen beschädigt an –, verfügt die Anlage über eine eigene Werkstatt. Ein Feature, das die Häfen in Houston und Midlothian nicht haben.

Das ermöglicht es Volkswagen, kleinere Schäden wie Kratzer oder Dellen direkt vor Ort zu beheben und den Händlern die Fahrzeuge in besserem Zustand zu übergeben. "Das konnten wir ihnen vorher nicht bieten", betont Goel. Wieder ein Problem weniger.

Dieser Artikel ist zuerst bei der amerikanischen Automobilwoche-Schwester Automotive News erschienen. Er wurde von KI übersetzt und von einem Redakteur der Automobilwoche bearbeitet.