BYD-Tochter: Mit diesen Technologien will Denza BMW und Mercedes Kunden abjagen

4,2 Millionen Fahrzeuge hat BYD im vergangenen Jahr verkauft, davon mehr als 90 Prozent in China. Noch ist der Autokonzern aus Shenzhen vom Heimatmarkt abhängig. Aber die globalen Ambitionen sind groß. Zwar kämpft die Marke BYD noch mit dem Europastart, bringt aber mit Denza schon eine edle Designer-Submarke auf den Kontinent.

Technologie trifft auf Eleganz – das ist das Narrativ, das sich der BYD-Konzern für die Marke Denza ausgedacht hat. In China ist Denza das schon gelungen, bald soll es auch in Europa verfangen.

Stella Li, Vizechefin des Konzerns, kam eigens nach Mailand zur glamourösen Brera Design Week, wo der offizielle Europastart stattfand, und erklärte die Denza-Strategie – und die liegt zwischen Anmutung und Hightech.

Angeführt wird der Europa-Start vom Modell Z9 GT, der in vollelektrischer Version im vierten Quartal nach Deutschland kommt. Die Plug-in-Hybrid-Version folgt im ersten Quartal 2026. Ebenfalls im Jahr 2026 folgt der Van D9.

Für Denza soll es 20 bis 30 Händler-Partner geben. Das können BYD-Händler sein, dies ist aber keine Voraussetzung. BYD und Denza sollen ohnehin getrennt voneinander verkauft werden. Einen gemeinsamen Showroom wird es nicht geben.

"Eleganz" war wohl das meistgesagte Wort von Stella Li auf der Bühne in der Mailänder Innenstadt. Denza sei eine "auf Premium-Technologie ausgerichtete Automobilmarke", heißt es, die "elegante europäische Designeinflüsse mit hochwertigen Materialien und innovativen Technologien" verbinde.

Das soll Denzas Alleinstellungsmerkmal sein, mit dem die Chinesen auch ein Stück vom Kuchen der deutschen Premiumhersteller abknapsen wollen.

Europa und Denza – das passt für Stella Li. "Diese Marke hat ihre Wurzeln seit jeher im europäischen Design, und wir sind zuversichtlich, dass europäische Kunden sich davon inspirieren lassen werden."

Europäische Einflüsse kommen schon allein aus dem Gründungserbe, denn Mercedes-Benz war mehr als zehn Jahre lang mit 50 Prozent an dem Joint Venture beteiligt. Zudem drückt der Deutsche Wolfgang Egger Denza als Chefdesigner seinen Stempel auf.

Egger schwärmt von Eleganz. "Beim Design gibt es einige Regeln, genau wie in der Architektur", sagt der Chefdesigner. "Jede Linie, jede Grafik, jede Oberfläche muss miteinander in Beziehung stehen und einen Sinn ergeben."

Dennoch könne man Eleganz nicht einfach definieren, man habe es einfach, es sei eine Haltung. "Wir haben versucht, eine einzigartige Marke zu erschaffen."

Das Herzstück des Z9 GT bildet die neue e3-Plattform, die eigens für die Marke entwickelt worden ist. Sie bietet – laut Denza – "eine Reihe von Weltneuheiten und erstklassigen Funktionen".

Die Basis bilden vier Kerntechnologien: der Drei-Motoren-Einzelantrieb, die unabhängige Hinterrad-Doppelmotor-Lenkung, die Fahrzeugbewegungssteuerung und die Cell-to-Body-Integration der Batterie in die Karosserie.

Herausgegriffen sei die Funktion des "Krabbengangs" für enge Straßen, bei der die Räder "schief" gestellt werden können. Das Unternehmen erklärt: Die Funktionsweise der Hinterräder lässt sich in drei Situationen zusammenfassen: Gleichlaufendes Drehen – beide Hinterräder drehen sich gleichzeitig in die gleiche Richtung.

Wenn der Fahrer das Lenkrad einschlägt, können sich die Hinterräder zusammen bewegen, jedoch in die entgegengesetzte Richtung zu den Vorderrädern. Die Hinterräder können dabei positive und negative Winkel von zehn Grad erreichen.

Bei Bedarf können sich die Hinterräder so drehen, dass sie dem Winkel der Vorderräder entsprechen, wodurch eine "Krabbengang"-Funktion ermöglicht wird, die bis zu einem branchenführenden Winkel von 15 Grad funktioniert.

Vorgestellt hat BYD in Mailand die chinesische Version des Z9GT. Das Modell wird für europäische Kunden noch optimiert und homologisiert (zugelassen).

BYD lässt demnach nicht locker mit der Expansion. In Deutschland hat der ehrgeizige Hersteller im vergangenen Jahr nur 2.891 Autos abgesetzt, was Stella Li nicht zufriedenstellte. Daher will die Topmanagerin stärker lokalisieren und aus BYD eine europäische Marke machen. Einerseits mit lokalen Händlern, andererseits mit lokaler Produktion. 

Neben dem Werk in Ungarn wird auch ein Werk in der Türkei entstehen, das die EU aufgrund der existierenden Zollunion zwischen Land und Kontinent beliefern kann. 2026 soll das Werk bei Manisa in der Nähe von Izmir eröffnen und eine Kapazität von 150.000 Fahrzeugen haben.

Global lief der Jahresauftakt gut: plus 58 Prozent Absatz. Fast eine Million verkaufte Autos in den ersten drei Monaten des Jahres sind ein neuer Rekord.