Audi: Kein Investor für Werk Brüssel gefunden

Audi hat keinen Investor für sein Werk in Brüssel gefunden. Das sagte Produktionsvorstand Gerd Walker nach einer außerordentlichen Betriebsratssitzung, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Insgesamt habe es 26 Interessenten gegeben, keiner von ihnen habe jedoch ein tragfähiges und nachhaltiges Konzept vorgelegt. Man werde sich nun auf die Diskussion über einen Sozialplan konzentrieren.

In Brüssel arbeiten rund 3000 Personen für Audi, die im Falle einer Schließung ihre Jobs verlieren würden. Ronny Liedts, der Unterhändler der Gewerkschaft ACV-CSC, sagte: „Das Einzige, was sie wollen, ist das Werk so schnell wie möglich zu schließen.“

Namen der Interessenten nannte Walker nicht. Einer habe sein Konzept in den letzten Tagen noch einmal überarbeitet. Es scheint also durchaus ernsthafte Verhandlungen gegeben zu haben. Als Investoren kämen beispielsweise chinesische Hersteller infrage, die sich durch eine Produktion in Europa Zölle und Transportkosten sparen würden.

Das Werk Brüssel gilt seit einiger Zeit als gefährdet. Momentan wird dort nur das Modell Q8 e-tron gebaut. Damit ist es bei Weitem nicht ausgelastet, zudem soll der Nachfolger in Mexiko produziert werden. Audi kämpft mit einer Reihe von Problemen. Der Absatz, ohnehin schon weit hinter BMW und Mercedes, ist im ersten Halbjahr nochmals um 8,2 Prozent gesunken.

Vorstandschef Gernot Döllner baut das Unternehmen unter Hochdruck um. Neue Modelle sollen die Wende bringen. Der neue A5, der Nachfolger des A4, könnte zum Erfolg werden. Der Q6 e-tron, die große Elektro-Hoffnung, kommt jedoch nicht nur um Jahre zu spät, sondern vor allem in einer Zeit, in der die Nachfrage nach E-Autos deutlich nachlässt.

Audi war lange ein Aushängeschild des VW-Konzerns, sowohl als Renditebringer als auch als technischer Vorreiter. Die Rendite leidet unter den schwachen Absatzzahlen und auch technisch haben die Ingolstädter lange kein aufsehenerregendes Produkt mehr vorgestellt.

Eine Suche nach Verwendungsmöglichkeiten für das Werk Brüssel innerhalb des VW-Konzerns habe ebenfalls kein Ergebnis gebracht. Der Konzern muss ohnehin sparen, sogar betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen in Deutschland sind nicht mehr ausgeschlossen. Zwischenzeitlich hieß es sogar, es gebe zwei Werke zu viel. Eine Schließung des belgischen Werks ist damit wahrscheinlicher geworden.