Im Einzelhandel drohen Millionen-Verluste, im Teilehandel herrscht Chaos... Noch kein Abo? Story jetzt lesen!
Wichtige Säule im Deutschlandgeschäft der Emil-Frey-Gruppe: Die Schwabengarage, die seit 1999 zu Europas größtem Autohändler gehört.
Die deutsche Tochter von Europas größtem Autohändler Emil Frey ist im vorigen Jahr in Schieflage geraten. Schwierige Rahmenbedingungen und interne Fehler führten in allen drei Segmenten – klassisches Autohaus, Teilehandel und Großhandelsgeschäft – zu Problemen.
Nun zog der Schweizer Handelsriese die Konsequenzen und trennte sich „einvernehmlich“, so heißt es, von Deutschland-Chef Wolfgang Kopplin. CEO Gerhard Schürmann übernimmt das Landesgeschäft bis auf Weiteres zusätzlich.
Wie groß die Verärgerung in Zürich war, zeigt die grußlose Verabschiedung Kopplins. Anfang November traf sich die oberste Führungsriege der Autohausgruppe, wie in jedem Jahr, um zum Ende des Geschäftsjahrs gemeinsam auf die Zahlen zu blicken. Was die Topmanager und Controller um Inhaber Walter Frey und CEO Schürmann dann sahen, kam für sie überraschend.
Die Ergebnisse waren unerwartet schlecht, wie ein Insider berichtet. Eingeleitete Maßnahmen verfingen nicht und wurden als nicht ausreichend erachtet. „Nach dieser Sitzung haben sich die Entwicklungen überschlagen“, berichtet der Insider.
Große Probleme hat es vor allem im Einzelhandel gegeben. Laut dem Insider schnitt das deutsche Retailgeschäft der Frey-Gruppe tief im Minus ab. Es drohe ein Verlust in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe.
Der Grund sind Elektroautos, die mit viel zu hohen Zahlen in den Büchern standen. Die habe man 2022/2023 völlig anders bewertet, als es sich jetzt darstellte. „Man hat die Rückkaufverpflichtungen komplett falsch bewertet“, sagt der Insider.
Übernimmt vorübergehend das Deutschlandgeschäft: Gerhard Schürmann, CEO Emil-Frey-Gruppe.
Emil Frey hat im deutschen Einzelhandel bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet. Es wurden Rückstellungen gebildet, und die teuren Rückläufer gehen nun in die Vermarktung, um das Minus im Nachhinein noch mindern zu können. Die Preise für gebrauchte E-Autos sollen im laufenden Jahr wieder etwas steigen.
Die andere Baustelle von Frey in Deutschland ist der Teilehandel, die EFA Autoteilewelt. Seit der Gründung 2005 hat das Geschäft stark an Bedeutung gewonnen. Bis zuletzt. „Der Autoteilehandel ist in einem katastrophalen Zustand“, so der Insider.
Bei dem Geschäft ist es extrem wichtig, wegen geringer Margen die Kosten im Griff zu haben. Doch diese liefen aus dem Ruder.
Europaweit kommt Emil Frey auf einen Umsatz von rund 17 Milliarden Euro, dazu steuert die deutsche Tochter 4,3 Milliarden Euro bei. Hierzulande ist die Gruppe an mehr als 100 Standorten vertreten, davon über 80 Autohäuser. Neben dem klassischen Autohausgeschäft ist Emil Frey im Teile- und Großhandel (Mitsubishi, GWM, Subaru) aktiv.
Das Geschäft ist komplex. 260.000 Pkw-Teile sowie 400.000 Kfz-Zubehörartikel von mehr als 200 Lieferanten hält EFA Autoteilewelt nach eigenen Angaben in elf Teilelagern bundesweit vorrätig. Zum Teil mehrmals täglich werden die Servicebetriebe mit Teilen beliefert. Denn wenn die Fahrzeuge zu lange in den Werkstätten bleiben, sind die Kunden unzufrieden.
„Es handelt sich wohl zu 99 Prozent um hausgemachte Fehler“, berichtet eine mit der Materie vertraute Person. Demnach muss die IT-Umstellung auf SAP, die kurz vor der Pandemie startete, massiv schiefgelaufen sein.
Daraufhin hat sich Emil Frey Ende 2024 vom Teile-Verantwortlichen Christian Amenda getrennt. Sein Nachfolger ist sein Vorgänger: Michael Ziegler. Der langjährige Emil-Frey-Manager, der das Geschäft einst mit Schürmann aufgebaut hatte, übernahm als Geschäftsführer wieder die Verantwortung.
Ziegler gilt in der Branche als akribischer Profi. Eigentlich hatte er sich 2022 bereits in den Ruhestand verabschiedet. Die Lage soll sich schon nach wenigen Wochen gebessert haben.
Auch im Großhandelsgeschäft blieb die Frey-Gruppe hinter ihren einstigen Zahlen und Zielen zurück. Great Wall Motor kam auf 3002 Neuzulassungen in Deutschland. Bei Subaru waren es 4510 Neuzulassungen, bei Mitsubishi 28.679.
„Bei Mitsubishi und Great Wall Motor war die Bevorratung großzügig“, sagt ein Netz-Insider. Die Folge: Fahrzeuge standen lange, bis die Händler sie loswurden. Allerdings setzt der Importeur seine Vertriebspartner nicht so unter Druck wie andere Hersteller und Importeure. Inzwischen, heißt es, sei das größte Volumen wieder abgeflossen.
Nun blickt Emil Frey nach vorn. Der Anfang 2025 war bereits besser als das Ende 2024. Weitere Veränderungen im Topmanagement wegen der Misere sind wohl nicht geplant.
Das gilt auch für etwaige Einsparungen oder gar Personalkürzungen, zu denen es keine Pläne gebe. Die Gruppe, so heißt es, sei insgesamt „kerngesund“.
