Start-ups wollten Mobile.de und Autoscout24 den milliardenschweren Gebrauchtwagenmarkt streitig machen. Bis auf wenige Ausnahmen ist das missglückt.
Die meisten Gebrauchtwagenkäufer verschaffen sich auf Plattformen zunächst einen Überblick und suchen erst dann einen Händler auf.
Der Sturm der kleineren Gebrauchtwagenplattformen auf Mobile.de und Autoscout24 entpuppte sich dann doch eher als laues Lüftchen: Zuletzt musste Instamotion Ende Mai Insolvenz anmelden.
Die einstige Allianz-Tochter, Ende 2023 ist die Versicherung ausgestiegen, kam nie über den Start-up-Status hinaus. Jetzt hofft Insolvenzverwalter Henrik Brandenburg einen Käufer zu finden. Gespräche laufen.
Schon zuvor kamen viele Plattformen ins Straucheln:
Damit sind die meisten Plattformen wieder verschwunden oder haben eine andere Ausrichtung, die in den vergangenen Jahren die beiden Platzhirsche unter Druck bringen wollten. Geblieben sind die Angebote der herstellerungebundenen Banken wie Autobörse.de (Santander) und Juhu-Auto (Bank Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe BDK).
Die gescheiterten Plattformen haben vor allem eines gemeinsam: Sie haben es nicht geschafft, eine Markenbekanntheit aufzubauen und sich in den Köpfen der Verbraucher zu verankern. Zwar sind Plattformen für die meisten Gebrauchtwagenkäufer (86 Prozent) fester Bestandteil ihrer Customer Journey.
Doch der Weg führt sie in der Regel zu den beiden Platzhirschen: Mobile.de (65 Prozent) und Autoscout24 (59 Prozent) dominieren das Feld. Nicht einmal jeder Zehnte (neun Prozent) nutzt dafür die VWFS-Tochter Heycar.
Die Konzentration auf die Platzhirsche verwundert wenig. Denn die meisten Verbraucher wollen sich zunächst breit informieren: Jeweils 95 Prozent erhoffen sich einen Überblick über Marktpreise und verfügbare Modelle.
72 Prozent wollen den passenden Händler finden und gut zwei Drittel (68 Prozent) wollen den Überblick über Modellprogramme von Herstellern. Diese Ziele können Verbraucher bei großen Plattformen einfacher erreichen.
Das zeigt die Studie „Gebrauchtwagenkauf 2024“, die der Automobilwoche vorab vorliegt. Das Institut für Automobilwirtschaft (IfA) und Autoscout24 haben dafür mehr als 3000 Gebrauchtwagenkäufer befragt. „Die Bekanntheit aufzubauen ist ein langwieriger und kostspieliger Prozess. Ich erwarte eher noch eine weitere Konzentration am Markt als eine Pluralisierung“, sagt Benedikt Maier, stellvertretender IfA-Direktor.
Dennoch haben auch alternative Angebote ihren Platz gefunden. Mit Autobörse.de und Juhu-Auto haben zwei Hersteller-unabhängige Banken Plattformen in ihr Angebot integriert. Entscheidend ist dabei vor allem eines: Bei beiden Banken ist die Plattform nicht das Kerngeschäft, sondern nur ein Teil des Angebots.
„Mit dem Marktaustritt anderer Plattform-Betreiber bieten sich uns neue Potenziale, die wir für Juhu-Auto nutzen wollen“, sagt Martin Guse, Sprecher der BDK-Geschäftsführung Sein Ziel: „Im nächsten Schritt wollen wir für den Handel zur bevorzugten Ergänzung zu den beiden großen Playern werden und so die Zahl der teilnehmenden Autohäuser und das Fahrzeugangebot auf der Plattform weiter steigern.“
Jascha Bräuer, Leiter der Santander-Tochter Autobörse.de, ist sich sicher, dass es neben den beiden großen Plattformen Platz für weitere gibt: „Diese müssen dem User einen Mehrwert bieten und dem Händler qualifizierte Leads liefern.“
Er sieht Autobörse.de auf gutem Kurs: „Unser Ziel ist es, 2025 die drittgrößte Plattform in Deutschland, gemessen an der Fahrzeuganzahl, zu sein.“ Derzeit sei sein Team mit dem Onboarding neuer Händler beschäftigt.
Beide Angebote wollen Händlern und Kunden Mehrwert bieten: Finanzierungs- und Versicherungsangebote spielen dabei beispielsweise eine Rolle. Denn klar ist: Je relevanter die beiden Angebote für Kunden und Händler, desto mehr Bewegung kommt in den Markt.
„Die Autobörsen der Banken sind gut gemacht, werden es aber meiner Meinung nicht schaffen, Mobile.de und Autoscout24 nennenswert in die Quere zu kommen“, sagt Maier. Das Problem sei wieder die fehlende Bekanntheit.
Doch wenn die beiden Platzhirsche derzeit schon keine Dritten fürchten müssen, können sie noch sich selbst ins Stolpern bringen. Hinter beiden Gebrauchtwagenplattformen stecken Finanzinvestoren.
Bei Mobile.de haben Ende Mai die Investmentgesellschaften Permira, Blackstone, General Atlantic und TCV die Kontrolle übernommen. Bei Autoscout24 gehört bereits seit 2019 Hellman & Friedman. Die Erwartungen von Finanzinvestoren sind in der Regel hoch. Doch die Wachstumsmöglichkeiten im eigentlichen Kerngeschäft sind begrenzt.
