An diesem Dienstag feiert die Emil-Frey-Gruppe ihr Jubiläum – ohne großes Brimborium. Derweil bereitet Walter Frey die Stabübergabe an die nächste Generation vor.
Autohaus von Emil Frey in Bern: Die Gruppe ist Marktführer in Europa.
Eine öffentliche, pompöse Feier ist nicht geplant. Die Emil-Frey-Gruppe wird am 1. Oktober 100 Jahre alt. Doch sich selbst ins Schaufenster zu stellen, ist nicht die Art der Schweizer Handelsgruppe.
Das Familienunternehmen, obwohl Marktführer in Europa, gibt sich nach außen zurückhaltend und gibt nicht viel auf Größe. Ein Satz im Hause Emil Frey lautet: "Wir wollen nicht der Größte sein, wir wollen der Beste sein."
Ein Symbol für die Firmenkultur mag die Zentrale der Gruppe sein. An der Badenerstrasse in Zürich-Altstetten befindet sich der Stammsitz im ersten Stock eines Autohauses – und das seit 1948.
Das hat Methode. Die einzelnen Standorte sollen der Star sein, nicht die Zentrale. Die Strategie kommt natürlich aus Zürich. Aber sonst gilt: lokales Management für lokale Märkte.
Nichtsdestotrotz ist die Emil-Frey-Gruppe in ihrer Gesamtheit groß. Europaweit ist Emil Frey in 19 Ländern mit mehr als 25.000 Mitarbeitern tätig. Die Übernahme der PGA Group im Jahr 2017, herausgelöst aus der Porsche Holding Salzburg, war dabei ein einschneidender Wachstumsschub und machte Emil Frey zum führenden Autohändler Europas.
Seit 2013 ist Emil Frey bereits der größte Händler in Deutschland. Über 100 Standorte, mehr als 40 Marken, 4900 Mitarbeiter. Es gibt kaum eine Automarke, die Emil Frey im Einzelhandel nicht verkauft.
Von Alfa Romeo über Ford bis Volvo ist alles dabei. Als Importeur ist Emil Frey unter anderem mit Mitsubishi Motors und Subaru erfolgreich. Zudem gehören Finanzdienstleistungen sowie Teile und Logistik zu den Geschäftsfeldern.
Den Grundstein legte der junge Emil Frey am 1. Oktober 1924. Mit Mitte 20 eröffnete der Mechaniker in Zürich sein erstes Geschäft: eine Reparaturwerkstatt. Kunden gewann er schnell, und schnell begann er auch mit dem Handel, zunächst mit Motorrädern, dann mit Automobilen.
1935 schrieb er mit dem "Kundenbrief" ("An meine geehrte Kundschaft") das heute noch gültige Grundgesetz der Gruppe. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Frey Importeur von Toyota, ein genialer Schachzug, weil die Marke zu der Zeit in Europa nahezu unbekannt war.
Sein Sohn Walter stieg ein und wurde 1969 Chef. Im Grunde ein zweiter starker Gründer, der die Firma nach vorn brachte. Bis heute ist er Präsident des Verwaltungsrats. In 100 Jahren hat es damit erst zwei Oberhäupter im Hause Frey gegeben.
Die dritte Generation der Familie Frey steht nun bereit. Sie ist längst im Geschäft tätig und seit zwei Jahren in der Geschäftsführung.
"Unsere Mitarbeitenden schätzen das sehr, weil es beweist, dass das Engagement der Familie hoch bleibt. Kathrin Frey und Lorenz Frey-Hilti haben Freude am Geschäft, am Produkt, am Umgang mit den Menschen", sagte CEO Gerhard Schürmann kürzlich in einem Interview mit der "Schweizer Illustrierten".
Walter Frey, Jahrgang 1943, der noch immer täglich ins Büro geht, soll die Stabübergabe vorbereiten. Er ist seit 54 Jahren Präsident der Firma.
Von Mitarbeitern und Absolventen erhält der Arbeitgeber Topbewertungen. Sowohl bei der Initiative Beste Autohaus Arbeitgeber als auch bei der Studie TopCareer (beides in Kooperation von Automobilwoche mit dem Institut für Automobilwirtschaft) steht Emil Frey oft oben auf dem Treppchen.
Die Firma gibt sich modern, besitzt seit 2019 ein "digitales Autohaus" und tritt seit dem Jahr in Deutschland unter dem Namen "Emil Frey" einheitlich auf.
Der Charakter als Familienfirma – diskret, gewissenhaft, kundenorientiert – ist zentral für Emil Frey. Schürmann in der "Schweizer Illustrierten": "Ich bin überzeugt, dass die Unternehmenskultur das Wichtigste in unserem Unternehmen ist."
