Nein, schön ist er nicht. Aber das soll er auch nicht sein. Denn der Hongguang Mini EV überzeugt mit anderen Argumenten. Vor allem mit dem Preis: In China kostet das kleine Elektroauto ab umgerechnet rund 3700 Euro, mit Extras wie einer Klimaanlage sind es rund 4100 Euro. Hierzulande sind manche E-Bikes teurer. Zur Einordnung: Teslas in China gefertigtes Model 3 kostet in dem Land umgerechnet gut 32.000 Euro – mehr als das Achtfache des Hongguang Mini in der Basisvariante.
Und das kommt offenbar an: Im Januar hat der günstige Kleinwagen beim Absatz auf dem chinesischen Automarkt Tesla weit hinter sich gelassen, wie die BBC berichtet. Laut Zahlen des Branchenverbands China Passenger Car Association wurden in dem Monat 25.778 Exemplare des Hongguang Mini verkauft; Tesla dagegen verkaufte 13.843 Fahrzeuge des Model 3. Der Hongguang Mini ist damit Chinas bestverkauftes E-Auto. Dabei ist er erst seit dem vergangenen Sommer auf dem Markt. In der zweiten Hälfte des Jahres 2020 wurden auf Anhieb insgesamt rund 112.000 Exemplare verkauft.
Joint-Venture mit GM
Der Hongguang Mini ist ein Produkt des Joint-Ventures von General Motors (GM) und dem staatlichen chinesischen Autohersteller SAIC Motor. Das Auto wird in China als das "Pendler-Werkzeug des Volkes" vermarktet. In China spricht man von dem Joint-Venture SAIC-GM-Wuling nur von "Wuling"; das Logo der Marke erinnert dementsprechend an ein W.
Bei Reichweite, Fahrleistung und Komfort kann das Auto nicht mit den höherwertigen Teslas und Elektrofahrzeugen anderer Hersteller mithalten. Die Höchstgeschwindigkeit der Basisvariante liegt bei 100 Stundenkilometern, die elektrische Reichweite bei maximal 170 Kilometern, und insgesamt können sich vier Personen in den Innenraum "quetschen", wie die BBC es in ihrem Bericht beschreibt. Wer etwas Größeres transportieren will, muss die Rückbank umklappen.
Kommt der Hongguang Mini nach Europa?
Demnach gibt es aber noch einen anderen Grund für den Erfolg des Modells. Um den Absatz von Elektroautos anzukurbeln, vergibt Chinas Regierung Nummernschilder für entsprechende Fahrzeuge kostenlos – und darüber hinaus garantiert. In vielen Städten Chinas könne es über ein Auktionssystem dagegen viele Monate dauern, einen Verbrenner neu zuzulassen.
Nach dem erfolgreichen Marktstart in China erwägt Wuling verschiedenen Berichten zufolge die Expansion in andere Märkte. Angeblich gibt es schon Kontakt zum Hersteller Dartz in Lettland, der das Auto unter der Bezeichnung Dartz FreZe Nikrob für Europa fertigen und vertreiben könnte. So spottbillig wie in China dürfte das Auto in Europa aber wohl kaum werden. (mer)
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