Wenn eine neue C-Klasse an den Start geht, dann ist das für Mercedes mehr als nur eine weitere Modellpremiere. Schließlich gehört die Baureihe seit fast 40 Jahren wie die E- und S-Klasse zum absoluten Markenkern und sorgt für Volumen beim Absatz. Doch die C-Klasse kommt wie das gesamte Segment der Mittelklasse-Limousinen durch den SUV-Boom immer stärker unter Druck. In den USA und in Lateinamerika hat Daimler die Produktion bereits eingestellt.
Nicht wenige rieben sich die Augen, als 1982 die ersten Mercedes 190 auf den Straßen auftauchten. Einen Mercedes mit so kompakten Maßen hatte es bis dahin nicht gegeben. Und einen mit solch günstigen Einstiegspreisen ohnehin nicht. Deshalb griffen viele zu, die sich vorher noch nicht an ein Fahrzeug mit Stern getraut hatten.
An dieser Positionierung hat sich auch nach fünf Generationen nichts wesentlich geändert. "Für viele Kunden ist eine C-Klasse der Einstieg in die Marke", sagt Daimler-Vetriebschefin Britta Seeger bei der Premiere vor Journalisten. Mit 50 Prozent sei der Anteil weiblicher Käufer zudem deutlich höher als bei anderen Baureihen.
Mit 2,5 Millionen weltweit verkauften Exemplaren war die vergangene C-Klasse seit ihrer Einführung im Jahr 2014 über acht Jahre hinweg das bedeutendste Volumen-Modell der Marke. Seit dem Start in den 80er Jahren wurden gar über zehn Millionen Exemplare verkauft. Doch mit dem SUV-Booom hat die C-Klasse ihre unangefochtene Spitzenposition im Portfolio eingebüßt.
An ihre Stelle ist der Stadtgeländewagen GLC getreten, der die Baureihe seit 2008 (damals noch als GLK) ergänzt und inzwischen als der "Golf" der Marke mit dem Stern gilt. Mit rund 320.000 Einheiten war der GLC im vergangenen Jahr das absatzstärkste Modell im ganzen Portfolio. Der Absatz der C-Klasse verringerte sich nach Konzernangaben auf 309.300 Limousinen, T-Modelle, Coupés und Cabrios.
EQC kommt nicht in die USA
Um die unter Druck geratene Limousine weiter attraktiv zu halten, hat Mercedes die neue C-Klasse noch konsequenter auf Sportlichkeit getrimmt. Dies wird etwa an den "Powerdomes", den Lufteinlässen an der Front, und dem athletischen Heck deutlich. So wirkt das Modell wie ein größerer CLA, der ebenfalls ein junges Publikum anspricht, und soll Audi A4 oder BMW Dreier Kunden streitig machen.
Gleichzeitig hat die C-Klasse das Infotainment aus der Oberklasse mit den großen Bildschirmen bekommen, um Eindruck zu schinden. "Die C-Klasse hat in der Anmutung viel von einer S-Klasse", sagt Seeger nicht ohne Stolz. Dies liegt auch daran, dass die C-Klasse meist kurz nach dem Flaggschiff in einen neuen Produktzyklus eintritt.
Allerdings ergeben sich mit Blick auf die Märkte inzwischen große Unterschiede. Zwar bezeichnet Seeger die C-Klasse nach wie vor als "Weltauto", aber das gilt nur noch eingeschränkt. So wurden im vergangenen Jahr laut Statistikportalen in den USA weniger als 30.000 Einheiten der C-Klasse verkauft.
Das lag zum Teil an Corona, aber eben auch an der sinkenden Bedeutung von Limousinen für Nordamerika. Die Produktion in Tuscaloosa (USA) und in Brasilien wurde inzwischen eingestellt, auch wenn die C-Klasse weiter auf diesen Märkten angeboten werden soll."Je weiter wir im Westen sind, desto wichtiger sind SUV, im Osten dagegen sind Limousinen nach wie vor sehr beliebt", sagt Seeger. Etwa 75 Prozent aller Verkäufe der C-Klasse entfallen inzwischen auf die Region Asien-Pazifik.
In Europa, wo die C-Klasse im Sommer zu den Händlern kommt, ist vor allem das T-Modell als Kombi beliebt. Hier geht jedes zweite Fahrzeug an einen Geschäftskunden. Noch ist unklar, ob es wieder ein Cabrio und ein Coupé geben soll. Auch ein rein elektrisches Modell ist nicht vorgesehen, da es mit dem EQC bereits einen Ableger der Baureihe gibt. Dieser verkauft sich aber alles andere als gut, weshalb Mercedes den Markteintritt in den USA nun abgeblasen hat. Man überprüfe die Märkte kontinuierlich und habe sich letztlich dagegen entschieden, so Seeger. Zunächst war nur von einem späteren Eintritt die Rede gewesen.
Dafür wird bei der C-Klasse möglichst schnell ein Plug-In-Hybrid mit einer Reichweite von 100 Kilometern nachgeschoben. Diese erlaubt es laut Seeger, während der Woche alle Fahrten rein elektrisch zu erledigen. Im Herbst startet die C-Klasse dann in China, wo sie in der Langversion auch lokal produziert wird. Erst Anfang 2022 wird es die C-Klasse dann auch in den USA geben. Auch dieser späte Start unterstreicht, dass sich der Markt längst in den fernen Osten verschoben hat.
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