Der Lockdown ist nun ein weiteres Mal verlängert. Bis weit in den März steht vieles still. Was bedeutet dies für die Autovermieter?
Jens Erik Hilgerloh: Das Jahr hätte natürlich nicht schlechter anfangen können. Jetzt ist entscheidend, wie lange der Lockdown geht. Wir haben langfristige Verträge mit den Herstellern und bestellen die Fahrzeuge zum Teil ein Jahr im voraus. Mit etwa 50 Prozent sind Fahrzeuge der Großteil unseres Kostenapparates. Das kann man gar nicht so schnell herunterfahren.
Wie weit haben Vermieter ihre Flotten runtergefahren?
Die Entwicklung hat sich bereits im Oktober angebahnt. Entsprechend konnten wir hier agieren. Die Flottengröße wurde um etwa die Hälfte gesenkt. Januar und Februar sind ohne hin schwächere Monate. Aber man ist jetzt natürlich vorsichtig: Niemand kauft vor März oder April im großen Stil.
Wie lange halten Autovermieter die Situation noch durch?
Wir müssen die internationalen Anbieter von klein- und mittelständischen Vermietern unterscheiden. Bei den internationalen Anbietern gibt es ja bereits Insolvenzen. Die Kosten sind immens: Jedes Fahrzeug kostet uns im Schnitt zwischen 400 und 500 Euro im Monat. Ein internationaler Autovermieter hatte in der Spitze rund eine Million Fahrzeuge stehen. Das summiert sich gewaltig. Dabei sind das nur die Fuhrparkkosten: Stations- und Haltekosten durch die Lager kommen ja noch hinzu.
Zwei blaue Augen für klein- und mittelständische Vermieter
Und bei klein- und mittelständischen Vermietern?
Die stehen etwas besser da. Sie sind in der Regel nicht an Flughäfen und Bahnhöfen vertreten. Entsprechend hängen sie weniger am Tourismus- und Firmenkundengeschäft. Mittelständische Vermieter haben eher Privatkunden und sind im Transporter- und Werkstattgeschäft stark. Diese Bereiche sind von der Pandemie weniger getroffen. Entsprechend gehe ich davon aus, dass sie mit zwei blauen Augen durchkommen.
Das heißt, Sie rechnen hier nicht mit Insolvenzen?
Zumindest nicht im großen Stil. Es wird natürlich die eine oder andere Insolvenz geben, aber keine Welle.
Abo-Angebote fangen wenig auf
Können Sie mit alternativen Nutzungsmodellen wie Auto-Abos ein Teil der weggebrochenen Nachfrage auffangen?
Hinter dem Abo-Modell steckt nichts anderes als eine Langzeitmiete. Nur dass es marketingtechnisch aufgepimpt wurde und nun schicker daherkommt. Natürlich versuchen Vermieter ihre überzähligen Fahrzeuge in Abo-Modelle zu stecken. Aber für Vermieter lässt sich damit kein Blumentopf gewinnen.
Warum?
Die Deckungsbeiträge eines Abo-Modells sind ganz andere als in der Vermietung. Als Vermieter brauchen sie eine Verwaltung, Stationen und Mitarbeiter. Für ein Abo-Angebot reichen eine Zentrale plus Dispo und Buchhaltung. Wenn ein Mittelklassewagen für 360 Euro im Monat angeboten wird ist das nicht vergleichbar mit einem Mietwagen, der von mehreren Kunden am Tag genutzt wird.
Das Interview führte Christoph Baeuchle.
Lesen Sie auch:
ZDK fordert weitere Hilfen: Handel kritisiert Lockdown-Verlängerung
DAT-Report 2021: Corona prägt das Autojahr 2020
Check24: Mehr Stornos bei Mietwagen
Aus dem Datencenter: