Daimler-Trucks-Chef Martin Daum sieht durch den geplanten Börsengang keine gänzlich neuen Herausforderungen auf die Lkw- und Bus-Sparte zukommen. Die, die man bewältigen müsse, änderten sich nicht: das Auf und Ab der Konjunktur, gerade auch jetzt in Verbindung mit der Coronakrise, die Kostenstruktur und die Transformation der Branche an sich. "Die sind da und bleiben da, völlig unabhängig von der Eigentümerstruktur", sagte Daum der Deutschen Presse-Agentur.
Zugleich gewinne das Unternehmen durch die Aufspaltung des Daimler-Konzerns an Geschwindigkeit und Flexibilität und könne die Entwicklung der für den Truck-Bereich wichtigsten Technologien besser vorantreiben. "Die Zeit von großen bürokratischen Konglomeraten ist vorbei", sagte Daum.
Daimler-Vorstandschef Ola Källenius hatte am Mittwoch angekündigt, das Geschäft auf nur noch zwei komplett eigenständige AGs aufzuteilen - Mercedes-Benz für Autos und Vans, Daimler Trucks für Lastwagen und Busse. Die Daimler AG als Überbau soll ebenso verschwinden wie die Mobility AG für Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen. Dafür soll die Truck-Sparte im Zuge eines sogenannten Spin-Offs an die Börse gehen. Dabei wird die Mehrheit der Anteile an die heutigen Daimler-Aktionäre abgegeben.
Sperrminorität?
Daimler-Vorstandschef Ola Källenius versicherte in dem Doppelinterview des Blatts, der Autobauer werde durch eine geplante Minderheitsbeteiligung "eine schützende Hand über Daimler Trucks halten". "Falls draußen im Markt etwas passiert, was nicht im Sinne von Daimler Trucks wäre, dann sind wir da", sagte Källenius. Er wollte sich aber nicht festlegen, wie hoch die Minderheitsbeteiligung sein wird und ob der Autobauer eine Sperrminorität von mehr als 25 Prozent an dem neuen Daimler-Nutzfahrzeugunternehmen halten werde. Mit einem solchen Anteil können Großaktionäre wichtige Entscheidungen wie etwa Satzungsänderungen blockieren.
Källenius hatte am Mittwoch angekündigt, das Geschäft auf nur noch zwei komplett eigenständige AGs aufzuteilen - Mercedes-Benz für Autos und Vans, Daimler Truck für Lastwagen und Busse. Die Daimler AG als Überbau soll ebenso verschwinden wie die Mobility AG für Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen. Dafür soll die Truck-Sparte im Zuge eines sogenannten Spin-Offs an die Börse gehen. Dabei wird die Mehrheit der Anteile an die heutigen Daimler-Aktionäre abgegeben.
"Beide Geschäfte werden schneller"
"Ola Källenius und ich haben immer gemerkt: Wenn wir gemeinsam über Daimler und unsere beiden Geschäfte gesprochen, Entscheidungen vorbereitet haben, dann ging es oft um viel Abstimmung, das braucht Zeit", erklärte Daum. "Jetzt in der unabhängigen Aufstellung werden beide Geschäfte schneller."
Die Trennung sei aber auch kein einfaches Unterfangen, der Weg dahin habe Jahre gedauert. "Wir sind ein Gebilde, das seit 100 Jahren gemeinsam gewachsen ist und das jetzt im Guten neu geformt und verändert werden muss", sagte er.
Daimler Trucks sei auch weder ein Verlustbringer, wie gelegentlich dargestellt, noch müsse das Unternehmen saniert werden. "Wir sind eine starke Firma, die jederzeit allein bestehen kann", betonte Daum. Es gebe aber Bereiche im Unternehmen, unter anderem in Europa, in denen über Jahre zu wenig an den Kostenstrukturen getan worden sei. "Und diese haben wir vorher angefangen zu verschlanken und das werden wir auch weiter tun", sagte Daum.
"Beschäftigungssituation ist ein Thema"
Der Wandel bringe es mit sich, dass in einigen Bereichen wie der Motor- oder Getriebefertigung künftig weniger Arbeitskräfte gebraucht würden. Das passiere zwar nicht über Nacht, und man müsse die demografische Entwicklung für sozialverträgliche Lösungen nutzen. Aber: "Die Beschäftigungssituation ist ein Thema, dem können wir uns nicht verschließen", sagte Daum.
Finanzielle Flexibilität soll unter anderem ein Innovationsfonds mit 1,5 Milliarden Euro bringen. Laut Daum geht es um eine Art Cash-Reserve, die es Daimler Truck ermöglichen soll, bei guten Investitionsgelegenheiten schnell zuzuschlagen - aber nicht, um dauerhaft Beschäftigung zu sichern, wo sie eigentlich nicht gebraucht wird. Da sei man mit den Arbeitnehmern aber auf einer Linie. "Wir haben Arbeitnehmervertreter, die verstehen, dass der kurzfristige Erfolg nie die langfristige Perspektive des Unternehmens überschatten darf", sagte Daum. "Wir haben ein völliges Einverständnis, dass wir nicht in Technologien investieren, die wir in den Jahren 2025 bis 2030 nur noch eingeschränkt brauchen." (dpa/os)
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