Der japanische Autohersteller Nissan wird an seinem Werk im nordenglischen Sunderland festhalten. Die Zukunft des Standortes sei gesichert, berichtet die BBC mit Bezug auf Nissan-COO Ashwani Gupta. Grund ist demnach das Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union (EU) und Großbritannien, auf das sich beide Seiten kurz vor dem Jahreswechsel mit dem nun vollzogenen Brexit verständigt haben.
Zur Strategie des Herstellers gehört demzufolge, zusätzliche Kapazitäten für die Batterieproduktion in Sunderland aufzubauen. Das dortige Autowerk ist mit rund 6000 Beschäftigten das größte Großbritanniens. Gegenwärtig werden die Batterien für das dort montierte Elektromodell Leaf aus Japan importiert, das soll künftig nicht mehr der Fall sein. Ob dies mit zusätzlichen Jobs in der bestehenden Batteriefertigung in Sunderland einhergeht, wollte Nissan nicht bestätigen.
62kWh-Akku wird in Sunderland produziert
Um Autos künftig zollfrei von Großbritannien in die EU exportieren zu können, müssen mindestens 55 Prozent der Wertschöpfung in Großbritannien oder in Ländern der EU liegen. Diese Hürde würde durch die ausgebaute lokale Batterieproduktion in Sunderland erreicht werden. Rund 70 Prozent der in Sunderland gefertigten Fahrzeuge werden exportiert, hauptsächlich in die EU.
Im vergangenen Jahr hatte Nissan gewarnt, dass die Zukunft des Werks in Sunderland ungewiss sei, sollten sich die EU und Großbritannien nicht auf ein Handelsabkommen einigen. Nun sagte Gupta der BBC, der Deal sei positiv für Nissan und erzeuge ein ausreichend stabiles Umfeld für die Produktion in Großbritannien sowie den Export in die EU. "Wir haben entschieden, die Produktion der 62kWh-Batterie in Sunderland anzusiedeln, sodass sich all unsere Produkte für den zollfreien Export in die EU qualifizieren", sagte Gupta: "Wir bekennen uns langfristig zu Sunderland unter den Geschäftsbedingungen, die vereinbart worden sind."
Am Freitag hat Nissan wegen Materialengpässen durch von der Coronapandemie belastete Lieferketten eine Produktionslinie angehalten. Betroffen sind laut Nissan die Modelle Qashqai und Leaf. Nächste Woche soll die Produktion wieder hochgefahren werden.
Vauxhall-Werk Ellesmere Port in Gefahr
Andernorts gibt es keine so guten Nachrichten. Carlos Tavares, Chef des neuen Autokonzerns Stellantis, zu dem auch Opel/Vauxhall gehört, deutete in dieser Woche an, dass die Zukunft des Werks im britischen Ellesmere Port ungewiss sei. Hintergrund ist das Ziel der Regierung Großbritanniens, ab 2030 keine neuen Autos mit reinem Diesel- oder Benzinantrieb mehr zuzulassen. Ausnahmen soll es für Hybride geben.
"Wenn uns gesagt wird, dass im Vereinigten Königreich ab 2030 keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden dürfen – was wir als Entscheidung des Landes respektieren –, dann werden wir dort nicht mehr in Verbrennungsmotoren investieren", sagte Tavares. Die Zukunft des Werks dürfte damit auch an der Entscheidung des Stellantis-Konzerns hängen, wohin die Produktion kommender Elektromodelle vergeben wird. Zudem gehe es um die Unterstützung des schwer angeschlagenen britischen Automobilsektors durch die Regierung in London. (mer)
Lesen Sie auch:
"Ergibt keinen Sinn": Vauxhall-Werk in Ellesmere Port in Gefahr
Gesamtjahr 2020: Autoabsatz in Großbritannien drastisch eingebrochen
Großbritannien ist raus aus EU: Handelspakt soll Brexit verträglich gestalten
Aus dem Datencenter:
Entwicklung der Elektro-Neuzulassungen im Jahr 2020 in Europa