Das Autohaus Gotthard König will sein Werkstattgeschäft kräftig ausbauen und sich dabei auf ertragreiche Segmente konzentrieren. "Wir wollen unseren Umsatz von 45 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf rund 60 Millionen Euro in 2021 steigern", sagte Geschäftsführer Dirk Steeger im Gespräch mit der Automobilwoche.
Dass es dem Autohaus, das für seine günstigen Neuwagenpreise bekannt ist, mit der Service-Ausrichtung ernst ist, zeigt auch die Erweiterung der Geschäftsleitung: Den Ausbau soll der 39-jährige Alexander Michalsky vorantreiben, der zuletzt Serviceleiter bei König war und bereits seit 23 Jahren im Unternehmen ist.
Ein wesentlicher Bereich soll künftig die Unfallinstandsetzung spielen. Dazu hat die Autohausgruppe im vergangenen Jahr ein Karosserie- und Lackzentrum (K&L) in Berlin-Steglitz übernommen und ausgebaut. "Wir wollen in diesem Bereich deutlich mehr Geld verdienen", betont Steeger. Hier sollen künftig die K&L-Tätigkeiten zentralisiert werden.
Kassen- und Privat-Patientensystem als Vorbild
Um die Auslastung der Standorte zu optimieren hat die Gruppe eine zentrale Hotline eingerichtet. Dies soll nicht nur zu einer besseren Steuerung der Kunden führen, sondern auch die Betriebe vor Ort entlasten.
Zudem will das Autohaus bei seiner Terminvergabe sich künftig am Gesundheitssystem orientieren. "Wir unterscheiden zwischen Kassen- und Privatpatienten", so Steeger. "Wer mit einem Unfallschaden kommt oder eine Inspektion will, wird bei der Terminvergabe gegenüber einem Garantiefall bevorzugt behandelt."
Die König Gruppe hat in den vergangenen Jahren ihren Schwerpunkt auf dem Neuwagenhandel gehabt und die Fahrzeuge bundesweit vertrieben. Zugleich ist das Autohaus aber mit seinen mehr als 50 Standorten in sieben Bundesländern präsent.
Kapazitäts- statt Preisproblem
"Aufgrund unserer Ausrichtung haben wir wesentlich weniger Kunden mit älteren Fahrzeugen als kleinere oder freie Werkstätten", so Steeger. Das sei eher ein Kapazitäts- als ein Preisproblem.
Die Probleme auf dem Neuwagenmarkt sind auch bei der Berliner Autohausgruppe angekommen: Im vergangenen Jahr sank der Absatz von Neuwagen um rund zehn Prozent auf etwa 30.000 Fahrzeuge, so Steeger. Insgesamt ging der deutsche Neuwagenmarkt um knapp 20 Prozent zurück. "Ich erwarte vom Neuwagenmarkt in 2021 nicht viel."
Stattdessen rechnet Steeger eher wieder mit einer guten Entwicklung bei Gebrauchtwagen. Nicht zuletzt wegen des hohen Durchschnittsalters: Lag es zur Jahrtausendwende noch bei 6,9 Jahren, so waren es 2019 bereits 9,6 Jahre. Im vergangenen Jahr haben die Pkw-Besitzumschreibungen die Sieben-Millionen-Marke überschritten und lagen lediglich rund zwei Prozent unter 2019. "Gebrauchtwagen sind der Goldstaub", sagt der Geschäftsführer. Hier könne man sehr gute Deckungsbeiträge erzielen.
Kurzzeitleasing bei König
Im Herbst vergangenen Jahres hat der Berliner Betrieb mit Flexx-Leasing sein eigenes Format geschaffen. Die Kunden können nach sechs Monaten ihren Leasingvertrag jederzeit mit einer Frist von einem Monat kündigen.
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