Die starke Präsentation des jugendlich wirkenden de Meo an diesem Donnerstag mit mehreren wichtigen Produktneuheiten schafft einerseits Zuversicht - denn anders als viele Vorgänger hat der 53-Jährige nicht nur eine kurzfristige Kostensenkungs-Strategie im Sinn, sondern einen mehrstufigen, mehrjährigen und nahezu allumfassenden Sanierungsplan.
De Meo steuert die Renault-Gruppe künftig verblüffend ähnlich wie der gefeierte PSA-Sanierer Carlos Tavares nach gänzlich anderen Leitlinien als in der Vergangenheit. Nicht mehr Masse, sondern Ertrag zählen, belohnt wird das leitende Management nicht mehr für steigende Marktanteile, sondern für steigende Erlöse pro Fahrzeug.
Knackpunkt Marktposition
Allerdings hat Renault in der Vergangenheit schon mehrfach versucht, den Fluch des Massenherstellers abzuschütteln - mit wenig Erfolg. Das liegt auch daran, dass Renault anders als etwa PSA keine Historie im hochpreisigen Segment hat, geschweige denn Premiumambiente ausstrahlt. Die Kunden erwarten von Renault flott aussehende, moderne Autos, die aber bitteschön günstig sein sollen.
Eine solche Marktposition kann man nicht in wenigen Jahren ändern - es braucht eine neue Generation von Kunden, um das Image zu schaffen, dass mehr Ertrag pro Fahrzeug ermöglicht. Möglicherweise ist aber der disruptive Wandel zum E-Auto eine Chance, diese Zeitspanne zu verkürzen. De Meo setzt voll auf das E-Auto und voll auf Technologie. Er bahnt Renault damit einen Weg hin zu künftigen Partnerschaften mit den großen Tech-Unternehmen dieser Welt, die sich immer mehr für das Geschäft mit der Mobilität interessieren.
Kostensenkung bleibt Priorität
Fest steht: Renault wird sich im Verlauf der "Renaulution" fundamental verändern. Und auch wenn es schön verpackt ist in eine langfristige Strategie: Die dringendste Aufgabe für De Meo sind nachhaltige Kostensenkungen. Die massiv unterausgelasteten Werke nagen täglich an der Substanz. Erst wenn die Eckdaten eine gesunde finanzielle Basis signalisieren, kann es sich Renault leisten, in das von de Meo beschworene neue Zeitalter der Technologie und Mobilität aufzubrechen.
Nicht zuletzt hängt die Zukunft von Renault nicht allein am Geschick der Lenker in Paris. Ohne einen Erfolg der Sanierungspläne bei den Allianzpartnern Nissan und Mitsubishi wird es Renault schwer haben, in die Zukunft zu investieren.
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