Ein neues E-Auto für knapp über 10.000 Euro: Was auf den ersten Blick attraktiv klingt, entpuppt sich bei genauer Betrachtung als großes Sicherheitsrisiko. Das ist das Ergebnis eines Checks sowie eines Crashtests des Suda SA01 durch den ADAC. Das erste E-Auto des chinesischen Herstellers für den deutschen Markt ist seit Ende 2020 verfügbar und kostet abzüglich der staatlichen Förderungen 10.390 Euro. Der Autoclub urteilt: "Die allgemeine Verarbeitung, die Fahreigenschaften und vor allem die Sicherheitsausstattung sind mehr als dürftig."
So rügt der ADAC, der Suda SA01 verfüge weder über Airbags oder ESP noch über Sicherheitssysteme wie einen Notbrems- oder Spurhalteassistenten. Das Fahrzeug dürfe in der EU nur verkauft werden, "weil es im Rahmen einer Kleinserien-Zulassung auf den Markt kommt".
Die "nahezu gänzlich fehlende passive Sicherheitsausstattung" mache sich besonders im Crashtest bemerkbar. Bei einem versetzten Frontaufprall mit 64 km/h schlugen laut ADAC "der Kopf und die Brust des Fahrers hart auf das Lenkrad, was im Ernstfall zu schwersten Verletzungen geführt hätte". Beim Beifahrer führten Bauteile unter der Armaturentafel zu Verletzungen an Knie und Oberschenkel. Weiter tadelt der ADAC: "Neben den fehlenden Airbags bei Fahrer- und Beifahrersitz machten sich im Crash auch die nicht vorhandenen Gurtstraffer negativ bemerkbar".
Ein Video zum Test des ADAC gibt es unter diesem Link auf Youtube.
Lenkung gefühllos, Verarbeitung nachlässig
Die Beschädigungen am Fahrzeug waren laut dem Autoclub nach dem Crash so groß, dass sich die Tür zum Fahrer nicht öffnen ließ. Der Suda verfüge außerdem über keine Schutzvorrichtungen, mit denen Rettungskräfte das Hochvoltsystem des Autos spannungsfrei schalten könnten. "Im Ernstfall wären wertvolle Minuten bei der Rettung der Insassen verloren gegangen, hinzu kommt das Risiko eines elektrischen Schlags", so der ADAC.
Nicht nur die Ergebnisse des Crashtests, auch das Fahrverhalten des Suda sieht der ADAC kritisch. Bereits ab etwa 70 km/h sei das Fahrzeug beim Ausweichtest aufgrund des fehlenden ESP ins Schleudern gekommen und habe sich nicht mehr abfangen lassen. "Moderne Autos mit ESP meistern den Test mit über 90 km/h problemlos", merkt der ADAC an. Und weiter: "Eine gefühllose Lenkung und ein langer Bremsweg von durchschnittlich 42 Metern aus 100 km/h zahlen ebenfalls nicht gerade auf die Sicherheit ein." Negativ fielen im Test auch die "nachlässige Verarbeitung und die billigen Materialien" auf: Das untersuchte Modell hatte zum Beispiel zahlreiche Lackfehler. Heckklappe und Handschuhfach waren schlecht eingepasst.
"Unzumutbar lange Ladezeiten"
Im Hinblick auf die Ladeeigenschaften ist der Suda SA01 laut ADAC "selbst für seine Preisklasse weit vom aktuellen Stand der Technik entfernt". Die 40 kWh große Antriebsbatterie verspreche zwar eine "akzeptable Reichweite" von rund 200 Kilometern, die geringe Ladeleistung von nur 3 kW AC beziehungsweise 22 kW DC sorge jedoch für "unzumutbar lange Ladezeiten. Da das Laden der Batterie an öffentlichen DC-Ladesäulen wegen Kommunikationsproblemen zwischen Fahrzeug und Säule in unseren Tests vielfach nicht funktioniert hat, ist das Überwinden größerer Distanzen so gut wie ausgeschlossen", schreibt der Autoclub.
Positiv fielen dem ADAC "ein insgesamt ordentliches Platzangebot für Insassen und Gepäck" auf. Das zentrale Infotainment-Display in der Mittelkonsole reagiert laut den Testern gut auf Befehle, das Kombiinstrument mit dem Tacho sei gut ablesbar. Positiv fiel ferner die "grundsätzlich unkomplizierte Bedienung des Fahrzeugs und die ordentliche Beschleunigung des Elektromotors" auf.
Nicht förderungswürdig?
Der ADAC kritisiert in seinem Testbericht, dass der Hersteller die vereinfachte Typgenehmigung für Kleinserien ausnutzt, um ein Fahrzeug auf den Markt zu bringen, das deutliche Defizite bei der aktiven wie passiven Sicherheit aufweise. Auch die Hersteller von Kleinserienfahrzeugen sollten sich stets am aktuellen Stand der Technik orientieren, so der Club. "Im Zweifelsfall" sei der Gesetzgeber gefordert, die Gesetzeslücke durch eine Nachbesserung im Typgenehmigungsverfahren zu schließen. Die staatliche Förderprämie für ein Fahrzeug auf dem Sicherheitsniveau des Suda hält der Club für "wenig angemessen".
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