Gut eine Woche vor Weihnachten müssen Autohäuser wieder schließen. Mindestens bis 10. Januar bleiben die Türen verschlossen. Die Online-Abverkäufe werden wieder wichtiger. Während viele der Fahrzeugbörsen angesichts des harten Lockdowns im Frühjahr für einen Monat komplett auf Gebühren verzichtet hatten, reagieren sie jetzt unterschiedlich.
So schnürte die Gebrauchtwagenplattform Heycar nach eigenen Angaben ein Hilfspaket für die Händler, über das die Vertragspartner in den kommenden Tagen im Detail informiert werden sollen. Unter anderem wird das Zahlungsziel der Händler von 14 auf 30 Tage verlängert. Bereits im Frühjahr hatte man die Videofunktion eingeführt, von der die Händler nun profitieren sollen.
Carwow und Tradus mit Preisnachlässen
Die Neuwagenplattform Carwow bietet den Händlern anders als im Frühjahr bis Ende Februar 10 Prozent Rabatt auf alle Anfragen. Da das Start-up im Sommer auf ein anfragebasiertes Preismodell umgestellt hat, sei das nun eine andere Situation als während des ersten Lockdowns. Und Carwow selbst versucht das Beste aus der Situation herauszuholen. „Im ersten Lockdown hatten wir unsere Marketingaktivitäten runtergefahren, um die Kosten bei sinkenden Umsätzen im Blick zu behalten. Jetzt tun wir genau das Gegenteil und geben Vollgas im Marketing“, sagte Geschäftsführer Sayler von Amende gegenüber Automobilwoche.
Tradus, Marktplatz für gebrauchte Nutzfahrzeuge und Maschinen gewährt seinen Verkäufern ebenfalls einen Preisnachlass. Rund 30 Prozent weniger müssen die Händler künftig zahlen. Einen Einbruch der Marktaktivitäten, wie kurzfristig im Frühjahr, erwartet die Onlinebörse allerdings nicht: „Derzeit sehen wir keine Anzeichen für eine deutliche Abschwächung, dennoch dürfte der neuerliche Lockdown das Wachstum dämpfen“, erläuterte Nadja Sörgel, General Manager von Tradus.
Kein Gebührennachlass bei Branchengrößen
Die Branchengrößen Mobile.de und Autoscout, die im März beziehungsweise April ebenso wie Heycar den Händlern die Gebühren erlassen hatten, sehen derzeit noch keine Notwendigkeit eines finanziellen Entgegenkommens. "Stattdessen bringen wir kurzfristig diverse Maßnahmen auf die Straße. Wir ermöglichen es dem Handel mit plakativen Service Labels die eigene Erreichbarkeit herauszustellen, bieten ein Wissensnetzwerk mit Best Practices zur aktuellen Situation und arbeiten an Initiativen, die den Abverkauf des Handels im kommenden Jahr beschleunigen", heißt es von mobile.de.
Auch Autoscout setzt vor allem auf die Funktionen, die bereits im Frühjahr umgesetzt wurden. „Mit Produktinnovationen für kontaktlose Autobesichtigungen, Aktions-Labels für schnellere Verkäufe bis hin zu kompletten Online-Autoverkäufen helfen wir den Händlern, trotz geschlossener Verkaufsräume weiterhin erfolgreich Fahrzeuge verkaufen zu können“, so Autoscout24. Man beobachte die Situation sehr genau und teile alle den Handel betreffende Maßnahmen den Händlern als erstes mit.
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