Rolf Michl, Marketingchef der Audi Sport GmbH, bringt es auf den Punkt: "High-Performance ist ein krisensicheres Thema." Die Hochleistungsfahrzeuge der Audi-Tochter aus Neckarsulm finden trotz Pandemie und Klima-Diskussionen nach wie vor guten Absatz. Das zeigt unter anderem der RS 6 Avant. Und dies besonders in einem Land, das gewöhnlich keine Kombis mag: USA. Auch die Entscheidung, SUVs ins Portfolio aufzunehmen, fiel auf fruchtbaren Boden. RS Q3 und RS Q8 laufen glänzend.
Im vorigen Jahr brachte Audi Sport acht neue Fahrzeuge auf den Markt. Kunden können heute unter insgesamt zwölf R- und RS-Modellen wählen, dem größten Angebot in der fast 40-jährigen Geschichte des Hauses. Dabei wird es nicht bleiben. Audi Sport wird den Schalter in Richtung Elektromobilität umlegen. "Elektrifizierung macht unser Portfolio zukunftssicher", sagt Audi-Sport-Geschäftsführer Julius Seebach. Sein Team zieht dabei alle Register. Zusammen mit dem e-tron GT der Mutter Audi wird die Tochter Anfang 2021 das High-Performance-Derivat RS e-tron GT vorstellen.
Die vollelektrische Gran-Turismo-Limousine ist nicht nur das leiseste Modell der Audi Sport GmbH, sondern mit 646 PS auch das stärkste Serien-RS-Fahrzeug überhaupt. Und es ist das erste RS-Modell, das nahezu zeitgleich mit dem Basisfahrzeug der Audi AG auf den Markt kommt (Mai 2021). Mitunter lag hier der zeitliche Versatz bei über einem Jahr.
TT-Nachfolger? Wenn, dann elektrisch
Bei der Produktion des RS e-tron GT treffen neue und alte Autowelt aufeinander. Der Hightech-Stromer läuft zusammen mit dem Zehnzylinder-R8 von einer Fertigungslinie. Wie lange noch, will Audi nicht verraten. Denn der R8 fällt voraussichtlich den Sparplänen der AG zum Opfer. Dass es einen Nachfolger geben wird, ist wenig wahrscheinlich.
Ebenso seinem Ende entgegen fährt der TT RS. Kunden lieben ihn wegen seines knackigen Fahrverhaltens und kernigen Fünfzylinders. Kürzlich hat Audi Sport eine Sonderedition zum 40-jährigen Jubiläum des Quattro-Antriebs aufgelegt, die trotz eines happigen Preises von 114.000 Euro sofort vergriffen war. Ein Nachfolger des TT – so es ihn denn geben wird – stünde frühestens Ende 2023 auf der Straße. Und seine Räder dürften dann ausschließlich elektrisch angetrieben werden. Die Basis würde die MEB-Architektur von Volkswagen bilden. Audi wird einen solchen Sport-Stromer allerdings nicht allein entwickeln, sondern nur im Verbund mit Porsche und der Mutter in Wolfsburg.
Kooperationen innerhalb des Konzerns
Die Zuffenhausener planen einen elektrischen Cayman/ Boxster, VW angeblich einen ID-Roadster. Vielleicht lässt sich auch Cupra mit ins Boot holen, um das ganze Projekt kostenseitig zu optimieren. Bis auf den vermutlich 420 PS starken RS 3 als Sportback und Limousine im kommenden Frühjahr wird Audi Sport in den nächsten zwei Jahren kein konventionelles Verbrennermodell (abgesehen von Facelifts) mehr auf den Markt bringen. Dafür aber weitere batterieelektrische Modelle. 2022 könnte es mit dem RS Q4 e-tron losgehen, gefolgt im Jahr darauf vom RS Q6 e-tron.
Fest steht dagegen: Innerhalb von Produktaufwertungen (PA) wird es Derivate der Mittel- und Oberklasse mit einem Performance-Plug-in-Hybrid geben. Erstes Modell: vermutlich der RS Q8. Audi Sport nimmt hier Rücksicht auf ein sich veränderndes Umfeld. Kunden können zum einen mit einem Plug-in-Hybrid steuerlich von der 0,5-Prozent-Dienstwagenregelung profitieren und zum anderen künftige Einfahrtsbeschränkungen umgehen. Wer möchte schon gerne sein Luxusgefährt vor den Toren der Stadt stehen lassen?
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