Zusammen mit Siemens will Porsche in Chile eine Pilotanlage zur Gewinnung von synthetischen Kraftstoffen mit Hilfe von regenerativer Energie aufbauen. Die Automobilwoche hatte exklusiv über das Projekt berichtet, an dem auch weitere Partner wie das Energieunternehmen AME und das Mineralölunternehmen ENAP aus Chile sowie das italienische Energieunternehmen Enel beteiligt sind.
Das Projekt wird nun im Rahmen der nationalen Wasserstoffstrategie vom Bundeswirtschaftsministerium mit acht Millionen Euro gefördert. "Die Innovation aus dem Labor kommt dank deutschem Know-how nun weltweit erstmals in einer integrierten und kommerziellen Anlage zur Anwendung", sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Siemens und Porsche. Beide Firmen investieren jeweils rund 20 Millionen Euro in das Projekt. Allein der Bau der Anlage kostet nach Angaben von Siemens rund 30 Millionen Euro. Grüner Wasserstoff ist dabei die Basis zur Herstellung der synthetischen Kraftstoffe.
Die Anlage im Süden von Chile gilt als weltweit erste integrierte und kommerzielle Großanlage zur Herstellung klimaneutraler eFuels. "Es handelt sich um ein internationales Leuchtturmprojekt, bei dem wir vom Planungs- in den Aktionsmodus zu kommen", sagte Christian Bruch, Chef von Siemens Energy. Während Siemens große Teile der Technologie von der Windkraft bis zur Elektrolyse und gesamten Wertschöpfungskette liefert, wird Porsche einer der Hauptabnehmer der Kraftstoffe sein. Da in der Region Patagonien beständig Winde aus der Antarktis vorherrschen, ist der Wirkungsgrad der Windräder besonders hoch und der Strompreis entsprechend niedrig.
550 Millionen Liter Kraftstoff im Jahr 2026
"Mit der Beteiligung an der weltweit ersten kommerziellen integrierten eFuels-Anlage unterstützen wir die Entwicklung von alternativen Kraftstoffen der Zukunft", sagte Porsche-Chef Oliver Blume bei der gemeinsamen Pressekonferenz. Blume sieht die Vorteile von eFuels in der einfachen Anwendung, da das vorhandene Tankstellennetz benutzt werden kann. Synthetische Kraftstoffe für Automobile seien zur Elektromobilität eine sinnvolle Ergänzung – wenn sie an Orten auf der Welt produziert werden, wo nachhaltige Energie im Überschuss vorhanden ist. Porsche bringe dabei die Kompetenz für die spezifischen Anforderungen des Kraftstoffs ein.
In der Anlage sollen 2022 etwa 130.000 Liter eFuels erzeugt werden. In zwei Schritten soll die Kapazität dann bis 2024 auf rund 55 Millionen Liter eFuels und bis 2026 auf rund 550 Millionen Liter eFuels pro Jahr gesteigert werden. Porsche beabsichtigt die Kraftstoffe zunächst im Motorsport einzusetzen, im Fahrtraining für Kunden in den Porsche Experience Centern und perspektivisch auch in Seriensportwagen. Möglich wäre beispielsweise auch, Sportwagen wie den 911 mit einer ersten Tankfüllung eFuels auszuliefern.
Wie viel der Kraftstoff für den Endverbraucher kosten wird, ist noch nicht klar. Bruch sagte, dass die eFuels mit der Skalierung und einer weiteren Kostensenkung konkurrenzfähig zu anderen Kraftstoffen sein sollen. Dafür solle auch die CO2-Bepreisung sorgen, sagte Altmaier. Diese könne die zu Beginn vorhandene Differenz sukzessive verringern. Porsche-Entwicklungschef Michael Steiner ergänzte bei einer Videokonferenz mit Journalisten, dass mit dem Hochlauf ein Einsatz der eFuels bei weiteren Konzernmarken und anderen Herstellern denkbar sei. "Wir würden uns freuen, wenn sich auch andere beteiligen – entweder bei dieser oder weiteren Pilotanlagen auf der Welt."
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