Das kleine österreichische Technologieunternehmen Easelink aus Graz kann sich Hoffnungen auf eine weit reichende Zusammenarbeit mit China im Bereich des automatisierten Ladens von E-Fahrzeugen durch die so genannte Konduktionstechnik machen. Anders als bei der Induktion wird bei der Konduktion eine physische Verbindung zwischen Fahrzeug und Stromkreis geschlossen.
Easelink unterzeichnete mit dem "National New Energy Vehicle Technology Innovation Center" (NEVC) in China eine Absichtserklärung, um das von Easelink entwickelte konduktive Ladesystem "Matrix Charging" zur führenden Ladetechnologie für automatisiertes Laden in China zu machen.
Im Kern geht es dabei darum, das System der Österreicher zum Standard in China zu machen.
Die Absichtserklärung könnte in künftige Großaufträge münden, denn die NEVC ist eine vom Ministerium für Wissenschaft und Technologie der Volksrepublik China unterstützte Plattform. Die NEVC wird unter anderem von den chinesischen Automobilherstellern BAIC, BYD und Geely sowie von Zulieferunternehmen wie Valeo und CATL unterstützt. Dadurch bestimmt die Organisation mit, wie E-Fahrzeuge in Zukunft in China geladen werden.
Technik soll schon bald auf den Markt kommen
Das Interesse Chinas an konduktiven Ladelösungen liegt auf der Hand. Angesichts des wachsenden Marktanteils von Elektrofahrzeugen in China (prognostiziert sind 55 Prozent bis 2035) möchte China nicht von einer Ladeinfrastruktur abhängig sein, die Hindernisse in dicht besiedelten Gebieten schafft. Die Lösung ist die bündige Integration der Ladetechnologie in den Parkplatzboden.
Der Leiter der NEVC, Yuan Chengyin, erklärte zu der Absichtserklärung nach Angaben von Easelink: „Ich bin fest davon überzeugt, dass diese automatisierte konduktive Ladetechnologie sich bei den E-Fahrzeugen in China als führende Ladetechnologie durchsetzen wird. Ebenso glaube ich, dass Matrix Charging eine einzigartige Technologie ist, die den Weg für das bevorstehende Zeitalter des autonomen Fahrens ebnen wird."
Zusammen mit Easelink solle Matrix Charging als zentrale Schnittstelle zwischen den E-Fahrzeugen und der Infrastruktur in relativ kurzer Zeit auf den Markt kommen.
Sinnvoll bei autonomen Parksystemen
Matrix Charging besteht aus zwei Komponenten: ein Konnektor ist dauerhaft im Fahrzeugunterboden verbaut und ei so genanntes Matrix Charging-Pad ist eine in der Parkplatzfläche installierte Ladeplatte. Sobald das Fahrzeug auf dem Parkplatz über der Ladeplatte parkt, wird der Konnector auf das Ladepad abgesenkt und das Fahrzeug wird automatisch geladen.
Die Zielladeleistungen für das System sind nach Angaben von Easelink 22 kW AC und 50 kW DC. Im Gegensatz zum induktiven Laden basiere Matrix Charging auf konduktivem Laden mit einer Übertragungseffizienz von 99 Prozent, da sich während des Ladevorgangs die Komponenten direkt physisch verbinden. Durch eine integrierte Reinigungsfunktion würden zudem Verunreinigungen beseitigt.
Hermann Stockinger, CEO von Easelink, sagte zu der Vereinbarung: „Sobald E-Fahrzeuge autonom parken, wird die automatisierte Ladefunktion unverzichtbar. Gleichzeitig sieht man auch großes Ladepotenzial für die Parkzeiten, in denen Fahrzeuge nicht bewegt werden. Durch häufiges Laden während normaler Parkstopps kann darüber hinaus der Batterielandestand kontinuierlich hochgehalten werden."
Als Nachteil des konduktiven Ladens gilt vor allem die Tatsache, dass diese Technik nur bei parkenden Fahrzeugen funktioniert. Induktives Laden hingegen ist mit einem entsprechenden technischen Aufwand auch bei sich bewegenden Fahrzeugen möglich.
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