Mit Rainer Dulger wird voraussichtlich ein neuer Ton beim Bundesverband Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) einziehen. Der 56 Jahre alte BDA-Vize hat sich in den acht Jahren an der Spitze des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall mit deutlichen Ansagen nicht zurückgehalten. "Für weniger Arbeit kann es nicht mehr Geld geben" beschied der Industrielle aus Heidelberg zuletzt den Vorschlag des Tarifpartners IG Metall, bei schlechter Auslastung eine Viertagewoche mit Teillohnausgleich einzuführen.
Der bodenständige, aber gleichzeitig international orientierte Manager hat an der Universität Kaiserslautern studiert und als Doktor der Ingenieurwissenschaften abgeschlossen. Nach einer kurzen Tätigkeit bei Audi stieg der begeisterte Hubschrauberpilot 1992 in das Familienunternehmen ProMinent ein, das er seit 1998 gemeinsam mit seinem Bruder Andreas führt. Der Hersteller von Dosier- und Spezialpumpen hat weltweit 2700 Beschäftigte. Dulger ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Heidelberg.
Vergleich mit anderen Ländern
Seit knapp 20 Jahren bekleidet Dulger zusätzlich Ehrenämter, zunächst im stark industrialisierten Baden-Württemberg. 2001 wurde er Vorsitzender der Südwestmetall-Bezirksgruppe Rhein-Neckar, 2009 Chef von Südwestmetall, bevor er schließlich 2012 an die Spitze von Gesamtmetall rückte. In dem Dachverband sind die Arbeitgeber deutscher Schlüsselbranchen wie Maschinenbau, Autoindustrie und Medizintechnik zusammengeschlossen. Mit der IG Metall ringt der Verband regelmäßig um die Arbeitsbedingungen von knapp vier Millionen Beschäftigten.
In seinem Unternehmen ist Dulger für die global aufgestellte Produktion zuständig. Eine Erfahrung, die er im politischen Berlin einbringen will, wie er dem "Mannheimer Morgen" sagte: "Ich bin die vergangenen 25 Jahre durch die Welt geflogen, war mit Chinesen, Amerikanern, Russen und Europäern im Geschäft. Da kriegen Sie einen anderen Blick dafür, was wir in Deutschland richtig machen - und was vielleicht nicht."
Lob für Krisenmanagement der Regierung
Wie sein BDA-Vorgänger Ingo Kramer gleich zum Amtsantritt die Regierung angreifen, will Dulger offenbar nicht. Zur Bewältigung der Corona-Krise sagte er in dem Zeitungs-Interview: "Die Bundesregierung hat wirklich vieles richtig gemacht. Sie hat angemessen und schnell reagiert. Es kamen riesige Hilfspakete und Schutzmaßnahmen. (...) Ich habe viele Kontakte zu Menschen in Europa und aus Übersee: Die bewundern alle, was die deutsche Regierung und das Parlament in der Krise getan haben. Und sie beneiden uns alle um unser Gesundheitssystem." (dpa/swi)
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