Die Corona-Pandemie verändert vieles – auch das Mobilitätsverhalten. Die Deutschen waren in diesem Jahr deutlich weniger unterwegs. Etliche arbeiten im Homeoffice, große Urlaubsreisen fielen aus, zahlreiche Kurztrips wurden gestrichen. Die Folge: Die Straßen wurden leerer – und sicherer. In den ersten sechs Monaten des Jahres ging die Zahl der durch Unfälle Verletzten auf deutschen Straßen auf 148.100 zurück. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war das eine Reduktion um 18,7 Prozent. Was die sogenannten Personenschäden betrifft, war der hiesige Straßenverkehr seit 30 Jahren nicht mehr so sicher wie seit Beginn der Corona-Einschränkungen.
Diese veränderte Lage wirkt sich nun auch auf viele Autoversicherungen aus. Denn die mussten zuletzt weniger Schäden regulieren und haben nun Spielraum, um die Tarife anzupassen. Wer künftig sparen möchte, muss sich jedoch sputen. Um in einen neuen, billigeren Versicherungstarifs zu wechseln, muss das Kündigungsschreiben für die alte Police spätestens am 30. November beim Versicherer eintreffen.
"Das Phänomen gesunkener Preise durch Corona lässt sich besonders bei den Haftpflichtversicherungen für Pkw beobachten", sagt Tobias Stuber, Geschäftsführer Kfz-Versicherungen beim Internetvergleichsportal Check 24. Insgesamt ist das Preisniveau aller Versicherungstypen – Haftpflicht, Teil- und Vollkasko – nach Angaben von Check 24 um etwa vier Prozent niedriger als im vergangenen Jahr. Bestandskunden profitieren davon jedoch nur dann, wenn in ihrem Vertrag ein automatisches Update inbegriffen ist. Das aber ist keineswegs die Regel.
"Es ist wahrscheinlich, dass die gleichen oder sogar bessere Leistungen bei Neuabschluss günstiger sind als der aktuelle Vertrag", sagt Stuber. Deshalb sollte der bestehende Tarif mit den neuen Angeboten verglichen werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das lohnend. Das zeigt ein Bericht, den die Stiftung Warentest soeben veröffentlichte. Ein Beispiel: Eine 40-jährige Berlinerin, die einen gebrauchten VW Golf fährt, zahlt im günstigsten Tarif 471 Euro pro Jahr für eine Haftpflicht- und Teilkasko-Versicherung. Im teuersten Tarif hingegen sind es 1289 Euro – fast dreimal so viel. Check 24 rät insbesondere Fahranfängern und Autofahrern, die noch nie den Tarif gewechselt haben, zu einem Blick auf ihren Tarif. Für sie seien Einsparungen von bis zu 1300 Euro jährlich möglich.
Ältere Fahrer sollten Tarife checken
Auch für ältere Autofahrerinnen und Autofahrer sei ein Versicherungscheck sinnvoll, rat die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH): "Spätestens ab dem 60. Lebensjahr sollten Autofahrer jährlich die Preise verschiedener Kfz-Versicherer vergleichen." Denn einerseits rechnen viele Versicherer bis zu 45 schadenfreie Jahre auf den Jahresbeitrag an, zugleich jedoch berechnen sie auch immer höhere Beiträge. Und zwar "unabhängig davon, ob sie unfallfrei fahren oder nicht". Die Versicherung wird in Summe also teurer. Bemerkt würden diese Erhöhungen meist erst nach einem Unfall, der zu einer Rückstufung in eine teurere Schadensfreiheitsklasse führt, so die Verbraucherzentrale. Der Tipp der Experten: Am besten nur Verträge mit einem Jahr Laufzeit abschließen. Die Stiftung Warentest empfiehlt zusätzlich, die Versicherungssumme nicht auf mehrere Raten aufzuteilen, sondern einen jährlichen Zahlungstermin festzulegen. So könnten bis zu zehn Prozent gespart werden.
Bei der Suche nach einer neuen Versicherung ist es jedoch wichtig, auf die jeweils gebotenen Leistungen zu achten. "Günstig sind häufig Verträge mit einer Mindestversicherungssumme von 7,5 Millionen. Wir empfehlen jedoch eine höchstmögliche Schadensabdeckung von derzeit 100 Millionen Euro", teilt die Verbraucherzentrale in Hamburg auf Anfrage der Automobilwoche mit. "Bei schweren Verkehrsunfällen gehen die Schäden schnell mal in Millionenhöhe", sagt auch Stuber. Deckt die Haftpflichtversicherung die Schadenssumme dann nicht ab, muss der Versicherte tief in die eigene Tasche greifen.
Homeoffice? Dann unbedingt auf die Kilometer achten
Es gibt noch weitere Details, die den Versicherungspreis beeinflussen. Steht das Auto in einer Garage? Ist es ein Neu- oder Gebrauchtwagen? Fährt das Modell elektrisch oder konventionell? Mehr als 50 Faktoren fließen in die Beitragshöhe ein. In diesem Corona-Jahr dürften vor allem die gefahrenen Kilometer bei vielen Versicherten abweichen zu den ursprünglich gemachten Angaben. "Wenn man eine Homeofficeregelung hat und die Kilometerleistungen deshalb stark sinken, kann man für nächstes Jahr auch eine geringere Kilometerleistung angeben und damit einen größeren Rabatt bekommen", so die Verbraucherzentrale. Schon der Rückgang von 16.000 auf 15.000 Kilometer Jahresfahrleistung mache einen Beitragsunterschied von neun Prozent aus, heißt es bei Check 24.
Teilkasko, Vollkasko– was brauche ich überhaupt?
Wer über einen Tarifwechsel nachdenkt, steht häufig auch vor der Frage, welche Art der Versicherung er überhaupt abschließen sollte. Zusätzlich zur (verpflichtenden) Haftpflichtversicherung gibt es die freiwilligen Kaskoversicherungen. Unterschieden wird zwischen Teil- und Vollkasko. Beide kommen für Schäden am eigenen Fahrzeug auf, wobei die Vollkasko auch selbstverursachte Schäden reguliert, die Teilkasko jedoch lediglich jene durch Fremdverschulden. "Eine Vollkaskoversicherung ist besonders für neuwertige, teure und geleaste Fahrzeuge wichtig", sagt Check 24- Geschäftsführer Stuber. Denn die Vollkasko-Versicherung kommt grundsätzlich für Schäden am eigenen Fahrzeug auf, und zwar bis zur Höhe des Fahrzeugwertes. "Je älter und je weniger ein Fahrzeug wert ist, umso weniger sinnvoll ist diese Versicherung", urteilt die Verbraucherzentrale Hamburg.
Dann wiederum wird eine Teilkaskoversicherung interessant. Beim Abschluss sollte darauf geachtet werden, dass diese für Schäden am Fahrzeug durch Blitzschlag, Hagel, Brand, Überschwemmung, Sturm, Glasbruch, Kurzschluss sowie nach einem Diebstahl und einem Wildunfall aufkomme, so die Verbraucherzentrale. Wichtig sei zudem, dass Schäden durch Tierbisse (explizit nicht nur durch Mader) und die daraus entstehenden Folgeschäden (zum Beispiel am Motor) abgedeckt werden. Ein Autoschutzbrief, mit dem Versicherer zusätzlich häufig werben, sei hingegen für Mitglieder eines Automobilclubs (z.B. ADAC, AVD) nicht notwendig.
Die meisten Versicherungsverträge enden zum 31. Dezember. Die Frist um den Tarif wechseln zu können, endet deshalb bei den meisten Versicherern am 30. November. Ein formloser Brief muss bis dahin bei den Versicherern eingetroffen sein. Unbedingt enthalten muss das Schreiben Name, Datum, Versicherungsnummer, Autokennzeichen und die Bitte um eine Kündigungsbestätigung.
Lesen Sie auch:
Bereitschaft zum Wechsel steigt: Versicherungspreise bleiben trotz weniger Schäden gleich
Autoversicherungen: Keine deutlichen Preisrückgänge in Sicht
BGH zum Auto-Leasing: Neuwert-Entschädigung steht dem Kunden zu
Aus dem Datencenter:
Triple A 2020 - Sonderpreis Finanzierung, Leasing und Versicherung