Welche genauen Konsequenzen die von der französischen PSA Gruppe zu spät eingeleitete Umstellung der Fahrzeugproduktion auf die ab Anfang 2021 geltende Abgasnorm Euro6 ISC-FCM hat, ist noch unklar. Interne Schreiben von Peugeot Deutschland deuteten zunächst auf Tausende Fahrzeuge ohne Ausnahmegenehmigung hin, nun sollen doch ausreichend Genehmigungen vorliegen.
Nicht zuletzt durch das Hin und Her bringen sich die Händler in Stellung. Nach Beratung mit einem Anwalt kommt der Verband Deutscher Citroën-, DS- und Peugeot-Vertragspartner (VCDP) zu einem klaren Schluss: Die entsprechenden Fahrzeuge weisen aufgrund ihrer eingeschränkten Zulassungsfähigkeit einen Sachmangel auf und eine Nachbesserung ist nicht möglich.
"Daher könnte der Händler vom Vertrag zurücktreten beziehungsweise Ersatzlieferung verlangen. Alternativ steht ihm auch das Minderungsrecht zur Seite." Dies geht aus einem internen VCDP-Schreiben an seine Mitglieder von Ende vergangener Woche (20. November 2020) hervor, das Automobilwoche vorliegt.
Ohne Ausnahmegenehmigungen drohen wirtschaftliche Schäden
Aus Sicht des Verbandes könnten die Vertriebspartner noch einen Schritt weiter gehen: Für die Händler besteht möglicherweise "sogar ein Anfechtungsrecht wegen einer Täuschung von PDG (Peugeot Deutschland, Anmerkung der Redaktion) durch Unterlassen, da PDG ihre Offenbarungspflicht verletzt hat, zum Beispiel indem sie Sie nicht über die beschränkte Zulassungsfähigkeit informiert haben."
Der Verband weist seine Mitglieder darauf hin: Umstände, die für eine Vertragsseite "offensichtlich von ausschlaggebender Bedeutung" sind, müssen unaufgefordert offenbart werden. Aus VCDP Sicht trifft dies zu: "Dieser erhebliche wirtschaftliche Schaden droht hier, soweit die Importeure Ihnen keine Ausnahmegenehmigungen zur Verfügung stellen."
Der Verband empfiehlt seinen Mitgliedern, sollten sie bereits entsprechende Fahrzeuge abgenommen haben, eine Rüge auszusprechen. "Der Einfachheit halber sollten Sie dies aber auch bereits für die im Vorlauf befindlichen Fahrzeuge tun, um sich keine Rechte zu vergeben."
Ab Dezember alle Fahrzeuge nach neuer Norm
Auf Anfrage von Automobilwoche Anfang vergangener Woche reagierte der Hersteller eher ausweichend und ging nicht konkret auf die Umstellungsprobleme bei der Produktion ein.
"Die Produktion von Groupe PSA-Modellen der Abgasnorm Euro 6d, die mit einem Kraftstoffverbrauchsmesser (FCM) ausgestattet sind, hat bereits im Februar 2020 schrittweise begonnen", so Wolfgang Schlimme, Geschäftsführer Citroën Deutschland. "Ab dem 1. Dezember 2020 werden alle produzierten Fahrzeuge mit dieser Technologie ausgerüstet sein – noch bevor die neue Norm im Januar 2021 in Kraft tritt."
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