Der Konflikt besteht schon länger, nun soll endlich Bewegung in das Thema kommen: Die unabhängigen Prüforganisationen TÜV, Dekra, GTÜ, KÜS und VÜK fordern vor dem Autogipfel in Berlin zum "Datenraum Mobilität" einen direkten Zugang zu sicherheits- und umweltrelevanten Daten aus Fahrzeugen, um ihrem hoheitlichen Prüfauftrag gerecht werden zu können. Dafür müssten jetzt die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden. "Die Themen Verkehrssicherheit und Umweltschutz kommen bei der Diskussion um die Schaffung eines ‚Datenraums Mobilität‘ viel zu kurz", erklärten die Prüforganisationen in einer gemeinsamen Mitteilung.
Angesichts der zunehmenden Digitalisierung der Fahrzeugtechnik, dem Trend zur Elektromobilität und der steigenden Anforderungen an die Umweltverträglichkeit müsse die Fahrzeugprüfung auf der Grundlage von Datenanalysen und Software-Checks neu definiert werden. So hänge die Sicherheit moderner Fahrzeuge heute in hohem Maß von digital gesteuerten Systemen wie Spurhalte-, Notbrems- oder Abstandsassistenten ab. Als Folge dieser Entwicklung müssten die Software eines Fahrzeugs sowie dessen elektronische und vernetzte Bauteile nicht nur periodisch, sondern möglichst kontinuierlich überprüft werden können. "Voraussetzung dafür ist ein gesetzlich geregelter, selbstbestimmter Zugang für die Prüforganisationen zu sicherheits- und umweltrelevanten Fahrzeugdaten".
Die Prüforganisationen haben daher das Modell des Trust Center entwickelt. Dieses regelt im staatlichen Auftrag, wer zu welchen Zwecken auf bestimmte Fahrzeugdaten zugreifen darf. "Der Datenzugang für hoheitliche Aufgaben wie die Fahrzeugüberwachung, die Aufklärung schwerer Straftaten oder die Ermittlung von Unfallursachen muss auf gesetzlicher Grundlage erfolgen", so die Forderung. Darüber hinaus schaffe die Trust-Center-Lösung das notwendige Vertrauen in einen freiwilligen Datenaustausch zwischen Fahrzeugherstellern, Verkehrsunternehmen, Mobilitäts- und Logistikdienstleistern und vielen weiteren Akteuren in einem ‚Datenraum Mobilität‘. Die Prüforganisationen seien bereit, am Aufbau mitzuwirken und ihre Expertise in Sicherheitsfragen einzubringen.
Auch die Kfz-Servicebranche unterstützt diese Forderungen. "Nur durch den effektiven Zugang zu fahrzeuggenerierten Daten werden das Wettbewerbs- und Innovationspotenzial im freien Reparaturmarkt sowie die Wahlfreiheit der Verbraucher gewährleistet", sagte Arnd Franz, CEO von LKQ Europe, kürzlich im Gespräch mit der Automobilwoche. Er fordert für die gesamte Wertschöpfungskette das Recht und die Möglichkeit, "innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln und gleichberechtigt mit den Fahrzeugherstellern anzubieten". Nur so habe der Autofahrer weiter die freie Wahl bei Reparatur und Service.
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