Nikolai Setzer, der bisherige Chef der Automotive-Sparte von Continental, übernimmt die Führung des Gesamtkonzerns. Der 49-Jährige folgt im Dezember auf Elmar Degenhart (61), der auf eigenen Wunsch Ende November ausscheidet. Er stand mehr als elf Jahre an der Spitze. Die Kontrolleure beriefen Setzer bis zum März 2024, die Position als Leiter der Autozuliefer-Kernsparte soll er behalten.
Das Unternehmen kämpft derzeit mit mehreren Problemen: Aufgrund der Corona-Krise ist der Absatz eingebrochen, zudem kämpft Conti wie die gesamte Branche mit dem Umbruch hin zu E-Mobilität und vernetztem Fahren. Viele Komponenten für konventionelle Verbrenner werden bei E-Autos nicht mehr benötigt. Rund 30.000 Arbeitsplätze weltweit seien "von Veränderungen betroffen", heißt es bei Conti – das heißt, sie könnten verändert, verlagert, oder gestrichen werden. Das sorgt für Unruhe in der Belegschaft. Hinzu kommt die Schließung der Reifenproduktion in Aachen, die in den vergangenen Wochen für Aufregung sorgte.
Konzernbetriebsratschef Hasan Allak und Vize Lorenz Pfau wünschten Setzer alles Gute. Sie machten jedoch auch klar: "Die Belegschaft erwartet von ihm und seinem Vorstandsteam eine fundierte Strategie mit verlässlichen Perspektiven auch für Deutschland."
Setzer ist seit 1997 bei Continental
Schon 2019 hatte Conti rote Zahlen geschrieben. Vorstandschef Degenhart war zunächst wegen seines besonnenen Auftretens geschätzt worden, später aber in die Kritik geraten. Im dritten Quartal lag der Verlust bei knapp 720 Millionen Euro. Im laufenden Betrieb meldete Conti allerdings eine deutliche Entspannung im Vergleich zum zweiten Jahresviertel: Der Fehlbetrag vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten von 634 Millionen Euro wurde in einen bereinigten Gewinn von 832 Millionen Euro gedreht. In seiner neuen Prognose rechnet das Unternehmen im Gesamtjahr mit einem Konzernumsatz von 37,5 Milliarden Euro und einer bereinigten EBIT-Marge von drei Prozent.
Nikolai Setzer arbeitet seit dem Ende seines Studiums 1997 bei Conti. Begonnen hat er in der Abteilung für Reifenentwicklung und Reifentests und arbeitete sich über verschiedene Positionen bis 2009 zum Leiter der Division Pkw-Reifen hoch. Seitdem ist er auch Mitglied im Conti-Vorstand. Im April 2019 übernahm er schließlich die Leitung des Automotivebereichs bei Continental. Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle sagte, Setzer werde den Wandel des Unternehmens hin zu einem Technologie- und Softwareunternehmen weiter vorantreiben.
Setzer wird als durchsetzungs-, aber auch als kommunikationsstark beschrieben. Er ging auf die Beschäftigten zu, verdeutlichte jedoch ebenso seine Orientierung an Gewinnzielen: "Gemeinsam mit den Führungskräften sowie Mitarbeitern weltweit ist es meine vordringlichste Aufgabe, unseren auf dauerhafte Profitabilität ausgerichteten Wachstumskurs ohne Unterbrechung weiter zu verfolgen." (Mit Material von DPA)
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