Der Schwerlastverkehr in Europa trägt einen großen Teil zum CO2-Ausstoß auf der Straße bei - wie lässt sich mehr Klimaschutz mit alternativen Antrieben erreichen? Um diese Frage geht es am Mittwoch bei einem Spitzengespräch von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sowie Vertretern der Auto-, Logistik- und Energiebranche. Wie bei Pkw gelten in der EU künftig Grenzwerte auch für Nutzfahrzeug-Emissionen. Wenn Lkw, Busse und Spezialfahrzeuge einen spürbaren Beitrag zur Senkung des Treibhausgas-Ausstoßes leisten sollen, sind effizientere Motoren nötig. Dabei können etwa synthetische Kraftstoffe zum Einsatz kommen. Aber auch Hybrid-, Elektro- oder Brennstoffzellantriebe sollen eine Rolle spielen.
Außer Scheuer nehmen die Chefin des Auto-Branchenverbands VDA, Hildegard Müller, Dirk Engelhardt vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) sowie Kerstin Andreae vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) an den Beratungen teil. Scheuers Ministerium hat zudem ein Konzept zum Thema angekündigt.
Svenja Schulze zurückgepfiffen
Den bisherigen EU-Plänen zufolge sollen neue Modelle schwerer Nutzfahrzeuge bis 2025 im Schnitt 15 Prozent und bis 2030 mindestens 30 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen. Deutschland hatte sich hierbei zunächst zurückhaltend gezeigt, Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) fühlte sich Ende 2018 vom Kanzleramt zurückgepfiffen. So war strittig, ob die neuen Ziele wirklich verbindlich sein sollen.
Schulze fordert nun die EU-Verkehrsminister auf, sich schnell auf eine Einbeziehung des Treibhausgas-Ausstoßes in die Lkw-Maut zu einigen. "Der Straßengüterverkehr verursacht rund 30 Prozent der gesamten CO2-Emissionen im Verkehr", sagte die SPD-Politikerin der dpa. Es brauche Antriebe, die mit möglichst wenig erneuerbaren Energien möglichst viel CO2 vermieden. Die Lkw-Maut nach CO2-Ausstoß zu staffeln, sei ein "zentrales Instrument für den Technologiewechsel". Die Verkehrsminister sollten die EU-Reform daher so schnell wie möglich zum Abschluss bringen.
Infrastruktur als Problem
Für die deutschen Autobauer sind schwere Nutzfahrzeuge ein wichtiges Geschäft. Die Schlüsselbranche ist mit Anbietern wie Daimler oder MAN und Scania (VW-Konzern) auch international ein großer Player.
Eine zentrale Frage für die Chancen von Öko-Antrieben ist die nötige Infrastruktur. Die Beratungsfirma PwC Strategy& schätzt, dass der Aufbau eines europaweiten Netzes von Ladepunkten für Elektro-Lkw oder Wasserstoff-Tankstellen für Brennstoffzellen-Lkw in die Milliarden geht. Umweltverbände haben sich immer wieder enttäuscht von den noch geringen Einsparungen im Verkehrssektor gezeigt - neben Pkw, Flugzeugen und Schiffen rückten daher auch Schwerlast-Fahrzeuge in den Blick. (dpa-AFX/gem)
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