Immer mehr Autofahrer greifen beim Kauf eines Neuwagen auf ein Leasingangebot zurück. Nach dem Dämpfer durch die Corona-Krise wird sich das Leasinggeschäft deutlich schneller erholen als die klassische Finanzierung. "Wir erwarten rund vier Prozent Wachstum pro Jahr bis 2025", sagt McKinsey-Partner Sebastian Kempf. Entsprechend werde der europäische Leasingmarkt von heute 25 Milliarden Euro auf 31 bis 34 Milliarden Euro in 2025 zulegen.
So lauten die Ergebnisse der aktuelle McKinsey-Studie "Subscribed to future auto finance yet", die Automobilwoche exklusiv vorliegt. Für die Studie sprachen die Berater mit 30 Managern aus der Finanzbranche. Klassische Autofinanzierungen steigen dagegen lediglich um jährlich ein Prozent auf dann 17 bis 19 Milliarden Euro.
Zur raschen Nach-Corona-Entwicklung der Leasingnachfrage "tragen auch Subscription-Modelle bei, die typischerweise auf einem Leasingvertrag basieren", so Kempf. Dazu gehören auch die in der jüngeren Vergangenheit stärker aufgekommen Abo-Modelle, bei denen die monatliche Rate die gesamten Kosten mit Ausnahme der Tankkosten abdeckt.
Leasing-Interesse treibt Digitalisierung an
"Entscheider aus der Industrie erwarten, dass Abo-Angebote rund ein Fünftel des Marktes im Jahr 2025 ausmachen", sagt Kempf. Zwar wiesen die Abo-Modelle zuletzt hohe Wachstumsraten aus, doch in absoluten Zahlen ist der Anteil bislang noch sehr klein.
Hersteller, Händler und Dienstleister wollen von dem neuen Vertriebskanal profitieren. "Geht es um Abo-Angebote sind Hersteller besser aufgestellt als Dritte, wenn es darum geht, attraktive Pakete inklusive digitaler Services und Aftersales zu schnüren", ist Kempf überzeugt. Dafür seien die unabhängigen Anbieter bei der Mehrmarken-Auswahl im Vorteil.
Vor allem werden Leasing und Abo dazu führen, dass der Vertrieb stärker ins Internet wandert. Denn Kunden sind eher bereit einen Vertrag mit 500 bis 600 Euro monatlichen Kosten abzuschließen, als 50.000 bis 60.000 Euro im Netz als Komplettkauf auszugeben. "Zudem sind die Preismodelle im Vergleich zur Finanzierung deutlich vereinfacht", sagt Kempf. Bei hohen Summen oder komplexen Vergleichen sind viele Käufer eher geneigt, den Händler vor Ort aufzusuchen und zum Beispiel eine Probefahrt zu machen.
Anbieter auf die Entwicklung noch nicht vorbereitet
Allerdings sind die Unternehmen auf die Verschiebung der Nachfrage ins Netz noch nicht vorbereitet. "Viele der neuen Modelle erfordern neue Fähigkeiten von den Anbietern, diese sind aber häufig nicht vorhanden", so Kempf. Es fehle vor allem an Expertise in den Bereichen Digitalisierung und IT sowie konsequenter Kundenorientierung.
Entscheidend ist, dass der Kunde beim Kauf keine Medienbrüche zu bewältigen hat, sondern zwischen digital und analog nahtlos wechseln kann. Dies gilt auch für den Bereich der Finanzierungsprodukte und Kreditprüfung. Für die Hersteller und andere Anbieter ist diese Integration eine Herausforderung – sowohl produkt- als auch prozessseitig.
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