Schon zwei Monate nach der Gründung den ersten Großauftrag in der Tasche? Dem Start-up Synaos aus Hannover ist das gelungen. Erst im September 2018 hatten Wolfgang Hackenberg, Lennart Bochmann und Tobias Gagern die Firma gegründet. Im November klopfte dann der erste Großkunde an. Für VW sollten die drei die Software liefern, die die autonomen Transportroboter in der neuen ID-Fertigung in Zwickau steuert.
Was die drei ein Jahr später ablieferten, stellt laut Hackenberg nichts weniger als eine "Revolution in der Intralogistik" dar. Anders als bisher fahren die Logistikroboter nicht stur ihre vorher programmierten Routen ab, die von Mitarbeitern am Leitstand bei Bedarf angepasst werden. "Wir haben einen völlig neuen Ansatz. Unser System errechnet in jeder Sekunde 250.000 neue Lösungen und wählt dann die beste aus, um jederzeit das Optimum zu erreichen." Und das alles vollautomatisch, ohne dass ein Mitarbeiter eingreifen muss. Das System verbessert sich dabei sogar ständig selbst – selbstlernend per künstlicher Intelligenz.
Gemeinsame Vergangenheit bei Volkswagen
Dass VW die Software jetzt als Erster einsetzt, kommt nicht von ungefähr. Dort haben sich die drei Gründer kennengelernt. Im Smart Production Lab von Volkswagen, das Hackenberg leitete. Dabei, so berichtet der heute 40-Jährige, habe für ihn schon im Studium festgestanden, dass er einmal seine eigene Firma führen will. Zusammen mit den beiden zehn Jahre jüngeren Mitstreitern setzte er den Plan dann um. Bochmann kümmert sich um die Produktentwicklung, Gagern um die Technik.
"Während das Montageband selbst bis ins letzte Details optimiert wird, herrscht in der Logistik im Vergleich dazu Chaos", stellt Hackenberg fest. "Das ist der Wilde Westen." Genau dieses Chaos wolle man ordnen. Daher auch der Name Synaos: "Wir synchronisieren das Chaos."
Gabelstapler werden eingebunden
Zwar gebe es durch die zunehmende Vernetzung immer mehr Daten – doch aktiv genutzt würden sie kaum. "Heute fahren Logistikroboter oft ziemlich dumm herum. Beim ersten Problem müssen Menschen manuell eingreifen." Das könne Synaos besser. "Statt nur einmal am Tag oder im besten Fall einmal pro Stunde eine Planung zu machen, machen wir das kontinuierlich in jeder Sekunde." Das zahle sich am Ende aus. Dank des effizienten Einsatzes komme man mit 30 Prozent weniger Transportrobotern aus – und es gebe 60 Prozent weniger Verspätungen, rechnet Hackenberg vor.
Inzwischen ist der Drei-Mann-Betrieb auf 63 Mitarbeiter angewachsen. Ende des Jahres sollen es fast 80 sein. Und bei VW als Kunde soll es nicht bleiben. "Unsere Software wird überall gebraucht", sagt Hackenberg selbstbewusst. Der VW-Auftrag helfe hier natürlich, um auch für andere interessant zu werden. Die Transportroboter sollen dabei nur der Anfang sein. Als Nächstes will Synaos auch Gabelstapler einbinden. Am Ende, so Hackenbergs Ziel, könnte die Software die komplette Produktion samt aller Maschinen per KI steuern. "Das ist die große Vision."
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