Im Fall eines sogenannten No-Deal-Brexits würden die Preise für Neuwagen in Großbritannien deutlich steigen. Käufer müssten nach einem ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) mit Mehrkosten bei aus EU-Ländern importierten Autos von rund zehn Prozent rechnen, berichtet der "Guardian" mit Bezug auf eine Mitteilung des Lobbyverbands SMMT.
Demnach beträgt der durchschnittliche Verkaufspreis von aus der EU importierten Autos in Großbritannien rund 19.000 Pfund (knapp 21.000 Euro). Praktisch über Nacht müssten Käufer in dem Szenario ab dem ersten Januar mit zusätzlichen Kosten von im Schnitt 1900 Pfund rechnen (2100 Euro).
Bei Elektroautos werde der Effekt sogar noch deutlicher ausfallen, da sie aufgrund der teuren Batterien im Moment noch mehr kosten als vergleichbare Verbrenner. Bei reinen E-Autos würden die Kosten laut den SMMT-Zahlen im Schnitt um 2800 Pfund je verkauftem Fahrzeug steigen (3100 Euro). Die britische Regierung zahlt Käufern von Elektroautos eine Prämie von 3500 Pfund, die dadurch zum großen Teil aufgezehrt würde.
Folgen für Exporteure
SMMT-Chef Mike Hawes wird in dem Bericht zitiert. Ein No-Deal-Brexit würde die Industrie im Land hart treffen, sagte er. Handelstarife würden in beiden Richtungen gelten, weshalb die Nachfrage nach Produkten aus dem Vereinigten Königreich in der EU schwächer werden dürfte. Zudem würden Tarife die Entwicklungsbemühungen Großbritanniens hin zur Klimaneutralität im Verkehr blockieren, da speziell importierte Elektroautos deutlich teurer würden.
Der Pkw-Absatz in Großbritannien ist in Folge der Coronavirus-Pandemie drastisch eingebrochen. Der Industrie geht es schlecht. Ein Austritt ohne Abkommen würde die Lage verschärfen. Auch deutsche Exporteure dürften den möglichen Preisanstieg in Großbritannien mit Sorge betrachten: Er würde sich negativ auf ihren Absatz in dem Land auswirken. (mer)
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