Nach dem Willen der Regierung von Großbritannien sollen in dem Land schon ab 2021 Funktionen des autonomen Fahrens auf Autobahnen die Kontrolle über das Fahrzeug übernehmen dürfen. In der nächsten Woche endet eine Beratungsrunde zu dem Thema, im Frühling könnte dann eine entsprechende Gesetzesänderung vorgeschlagen werden. Diese würde es dem Fahrer bei der Fahrt mit einem Auto mit automatischem Spurhaltesystem sowie automatischen Beschleunigungs- und Bremsvorgängen erlauben, bis zu einer bestimmten Höchstgeschwindigkeit die Hände vom Lenkrad zu nehmen.
Nun aber warnt Thatcham Research, das unabhängige Rechercheinstitut der britischen Autoversicherer, vor möglicherweise fatalen Folgen einer vorschnellen Erlaubnis. Die Technik des autonomen Fahrens sei noch längst nicht hinreichend ausgereift, um sie auf der Straße einzusetzen, heißt es demnach laut Berichten unter anderem des "Guardian". Leben stünden auf dem Spiel.
Unfälle mit Teslas "Autopilot"
"Die Technologie ist einfach noch nicht so weit, ungeachtet dessen, was die Hersteller sagen", wird Matthew Avery von Thatcham Research in dem Bericht zitiert. Er hält den Einsatz frühestens in fünf Jahren für realistisch. Die großen Autohersteller arbeiten an Funktionen des autonomen Fahrens. Tesla vermarktet sein Fahrerassistenzsystem bereits unter dem Namen "Autopilot" – und behauptet, der Name sei nicht irreführend. Es kam jedoch schon zu schweren Unfällen, bei denen sich die Fahrer auf das System verließen. "Wir haben gesehen, dass Leute mit Teslas dumme Dinge tun", sagte Avery. Manche seien während der Fahrt auf den Rücksitz geklettert, weil sie annahmen, das Auto könne die Steuerung vollständig übernehmen.
Auf die Versicherer kommen gegebenenfalls höhere Zahlungen zu, sollte es beim Einsatz von Systemen, die rechtlich als autonom eingestuft sind, vermehrt zu Unfällen kommen. Der Fahrer dürfte in dem Fall die Kontrolle an das vermeintlich autonom agierende Auto abgeben – und würde damit zum Passagier. Eine Klassifizierung als Assistenzsystem, bei dem der Fahrer zu jeder Zeit die Kontrolle über das Fahrzeug behalten muss, ist aus Sicht der Versicherer weiterhin angebracht. Laut dem "Guardian" ist es vor dem Hintergrund dieser eindringlichen Warnung nun eher unwahrscheinlich, dass die Regierung ihr Ziel, beim autonomen Fahren nach vorn zu preschen, in dieser Form weiter verfolgt. (mer)
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